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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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den Südosten der Türkei und die Ausläufer des Taurusgebirges, wo die Zitadelle sich damals schon erhoben hatte.
    Der ursprüngliche Auftrag des Instituts war die Sammlung und Archivierung allen niedergeschriebenen Wissens, um es zu studieren und zu bewahren. Vor allem von den ältesten Texten glaubte man, es handele sich um das Werk von Menschen, die der Schöpfung näher gewesen waren und damit Gott. Somit wurde ihre Bewahrung als heilige Pflicht betrachtet.
    Im Laufe der Zeit entwickelten sich neue Zivilisationen und gediehen, und auch sie wollten dieses Wissen bewahren und die alten Werke studieren und kopieren. Doch die Zitadelle war schon damals für ihre Geheimhaltung bekannt, und so verweigerte sie allen den Zugang dazu.
    Als Reaktion darauf errichteten die neuen Zivilisationen ihre eigenen Bibliotheken, angefangen mit der Bibliothek des Assurbanipal bis hin zur Königlichen Bibliothek von Alexandria und der Bibliothek von Pergamon (siehe die entsprechenden Kapitel). Eine Zeitlang wuchsen und gediehen diese Bibliotheken, doch als die Zivilisationen, die sie erbaut hatten, zusammenbrachen, wurden auch sie zerstört oder von Eroberern geplündert. Ironischerweise landete dann einiges von ihrem Inhalt ausgerechnet in der einzigen Bibliothek, die erhalten blieb: in der Großen Bibliothek von Trahpah.
    Liv blätterte weiter und fand einen Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert, der die Große Bibliothek der Zitadelle zeigte. Dunkle Höhlen und Tunnel waren dort zu sehen, alle voller Bücher und Steintafeln. Mönche mit Kerzen in den Händen wanderten zwischen den Stalagmiten hindurch, um die Dinge zu studieren, die außer ihnen niemand sehen durfte. Unter dem Kupferstich stand das Zitat eines Dr. Parnesius, eines Gelehrten aus dem Oxford des 18. Jahrhunderts, der spöttisch erklärte: ›Während alle Wege nach Rom führen, wird in Trahpah alles gelesen.‹
    Heutzutage, da die Museen reicher geworden sind und der Wettbewerb um antike Schriften zugenommen hat, haben die Guggenheims und Gettys dieser Welt ihre eigenen archäologischen Archive aufgebaut. Als Folge davon ist auch ein blühender Schwarzmarkt für antike Schriften entstanden. All das hat dazu geführt, dass wir heute solche Texte wie die Schriftrollen vom Toten Meer studieren können, anstatt zusehen zu müssen, wie sie in der Bergfestung von Trahpah auf immer und ewig verschwinden. Doch obwohl solche Entdeckungen uns helfen, unsere Vergangenheit zu verstehen, bleiben die ältesten Sprachen, wie sie in Proto-Keilschrift niedergeschrieben worden sind, ein unlösbares Rätsel für uns. Wir werden sie nur entziffern können, wenn wir irgendwann einmal einen Schlüssel finden.
    Liv starrte den letzten Satz an. War das Zufall oder ein Omen? Normalerweise glaubte sie weder an das eine noch an das andere, aber die Umstände, in denen sie sich gegenwärtig befand, waren alles andere als ›normal‹. Doch sie stellte diesen Gedanken erst einmal zurück und tat, was sie immer tat: Sie folgte den Fakten.
    Liv blätterte erneut zum Index und suchte unter ›S‹. Es gab mehrere Referenzen für das Wort ›Schlüssel‹. Sie blätterte zum größten Abschnitt davon.
    Der berühmteste ›Schlüssel‹ in der Geschichte alter Sprachen ist der Rosetta-Stein. Vor seiner Entdeckung im Jahr 1799 durch Napoleons Commission des Sciences et des Arts war es uns unmöglich, altägyptische Hieroglyphen zu lesen. Ursprünglich in einem Tempel aufgestellt, enthält der Stein eine Dankadresse des Priesterkollegiums von Memphis, von dem man offenbar wollte, dass jeder es lesen konnte, der daran vorüberkam. Entstanden im Jahr 196 v. Chr., in einer Zeit, da Sprachen begannen, sich rasch zu verbreiten, wurde der Text in den drei damals gebräuchlichsten Schriften verfasst: Griechisch, Demotisch und in Hieroglyphen. Indem man das bekannte Griechisch mit den anderen beiden ›verlorenen Sprachen‹ verglich, konnte man deren Bedeutung entschlüsseln.
    Die Entdeckung solcher ›Schlüsselsteine‹, entstanden an großen Wendepunkten der Geschichte, wird heute als der Heilige Gral der archäologischen Orthografie betrachtet. Der meistgesuchte davon ist der sogenannte ›Sternenstein‹, der Imago Astrum, der in der historischen Überlieferung Babylons als Schlüssel zu allem alten Wissen beschrieben wird und dessen Verlust in der Geschichte vom Turmbau zu Babel seinen Widerhall findet. Mit dem Stein ist nun leider auch unsere Fähigkeit verloren gegangen, die ältesten aller Sprachen zu

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