Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
Vom Netzwerk:
weg und in Sicherheit.
    Ein Schrei im Flur verriet ihm, dass man die blutigen Überreste des Mönchs entdeckt hatte. Gabriel ließ sich über den Rand des Gerüsts in die Dunkelheit hinunter.

41
    Flug TK 7121
    Die sanfte Kabinenbeleuchtung und die subtil angehobene Temperatur verschworen sich mit dem Summen der Düsen, um die Passagiere von Flug TK 7121 zum Schlaf zu verführen. Alle Fluggesellschaften verfolgten die gleiche Taktik: Füttere sie schnell, dämpfe das Licht und dreh die Heizung auf. Doch Liv traute sich nicht zu schlafen. Sie hatte Angst, dass ihr Albtraum wieder zurückkehren würde, und ihr gefiel die Vorstellung ganz und gar nicht, plötzlich in dreißigtausend Fuß Höhe voller Panik und schreiend aufzuwachen. Also trank sie Kaffee und las.
    Liv arbeitete sich durch das Buch und suchte nach weiteren Illustrationen, die den Symbolen ähnelten, die sie sich auf die Hand gekritzelt hatte. Die Symbole auf dem sumerischen Rollsiegel, das auf dem Cover abgebildet war, kamen dem zwar schon sehr nahe, aber nicht exakt. Liv hoffte, noch weitere Beispiele für diese Schrift im Buch zu finden, die dem Wort vielleicht ein wenig näherkamen, das sie gehört hatte. Zwar wusste sie nicht so recht, was sie mit diesem Wissen machen würde, wenn sie es gefunden hatte, aber sie war es gewohnt, mit Fakten zu arbeiten, und deshalb suchte sie nun genau danach.
    Sie fand es in der Mitte eines Kapitels mit der Überschrift ›Verlorene Sprachen‹.
    Auf einer Seite waren Fragmente von Steintafeln zu sehen, die man in den Ruinen verschiedener antiker Bibliotheken gefunden hatte. Besonders eine dieser Tafeln war interessant. Nur die obere Hälfte davon war auf dem Bild zu sehen und darauf drei Zeilen von Symbolen. Und direkt die ersten davon sprangen Liv ins Auge. Sie hielt ihre Hand neben die Seite und verglich das, was sie geschrieben hatte, mit den Zeichen auf dem Bild.
    Sie waren identisch.
    Liv nahm ihren Stift, unterstrich die Symbole auf dem Foto und schrieb ›Schlüssel?‹ daneben an den Rand.
    Der Bilduntertitel verriet ihr, dass die Tafel mit derselben Art von Proto-Keilschrift beschrieben war, die sie überhaupt erst auf das Buch aufmerksam gemacht hatte. Sie war in den Ruinen der Bibliothek des Assurbanipal gefunden worden, an einem Ort namens Al-Hillah im heutigen Irak. Liv unterstrich auch das. Dann wandte sie sich dem Anfang des Kapitels zu und überflog den Text, bis sie eine weitere Erwähnung dieser Sprache fand.
    Bei der Proto-Keilschrift handelt es sich um die älteste bekannte Schrift der Menschheit und dem Vorfahren aller modernen Schriften. Manchmal bezeichnet man sie auch als ›Malan‹, nach dem Stamm, der sie ursprünglich verwendet hat, oder als ›die verlorene Sprache der Götter‹, weil man in der Antike glaubte, sie sei ein Geschenk der Götter an die Menschen gewesen. Sie wurde nur von den Priestern der sumerischen Stadtstaaten verwendet und das auch nur, um die heiligsten aller Ereignisse festzuhalten. Damit war ihre Verbreitung natürlich eingeschränkt, und das wiederum bedeutete schlussendlich ihren Untergang. Während der Invasion der Elamiter um das Jahr 2000 v. Chr. wurden die sumerischen Tempel zerstört und die Priester getötet. Mit ihnen ging auch das Wissen um die Sprache unter, und die wenigen Texte, die aus dieser Zeit erhalten sind, reichen nicht aus, um eine Rekonstruktion zu versuchen. Dazu kommt, dass sich das Institut für antike Schriften der Zitadelle von Trahpah über Jahrhunderte hinweg bemüht hat, alles an nützlichem Material in Proto-Keilschrift zu bekommen und zu archivieren, wodurch es für die allgemeine Forschung verloren ist.
    Trotz der Hitze in der Kabine lief Liv ein Schauder über den Rücken. Selbst jetzt noch, da sie sich mit mehr als sechshundert Meilen die Stunde von diesem Ort entfernte, schien sie seinem Einfluss nicht entkommen zu können. Liv blätterte zum Index und suchte nach dem ›Institut für antike Schriften‹. Es gab ein ganzes Kapitel dazu. Liv schlug es auf, und begann zu lesen.
    Das Institut für antike Schriften, wie es heute heißt, wurde im 1. Jahrtausend v. Chr. von den Mönchen von Trahpah gegründet, zu einer Zeit, da die Schriftsysteme des antiken Mesopotamiens immer größere Verbreitung fanden.
    Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine moderne Karte, in die die Umrisse Mesopotamiens eingezeichnet waren. Es erstreckte sich zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris und reichte durch den gesamten modernen Irak bis in

Weitere Kostenlose Bücher