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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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Er musterte sie von oben bis unten. »Und, sorry, Iris, aber du bist wirklich nicht gerade der Typ, wegen dem die Kerle mit Felsbrocken schmeißen.«
    Bastian blieb die Luft weg. Was für ein mieser Drecksack! Mal sehen, ob er mit einer Faust in den Zähnen auch noch so lockere Sprüche klopfen würde …
    Iris hielt ihn zurück. »Nicht. Ist doch egal.« Dann wandte sie sich wieder den anderen zu.
    »Meinetwegen, dann hat er eben einen schlechten Geschmack. Jedenfalls ist es so, wie ich sage. Und Bastian glaubt, ihn im Wald gesehen zu haben. Simon ist unverkennbar, sein Haar ist röter als eine Feuersbrunst.«
    Vielleicht würde jetzt einer von ihnen zusammenzucken, hochblicken, zugeben, dass er ihn ebenfalls gesehen hatte. Aber nein. Auch Lisbeth erwähnte die roten Haarsträhnen, die sie gefunden hatte, nicht noch einmal.
    »Klar, dass Bastian das sagt«, höhnte Ralf. »Das würde ich an seiner Stelle auch tun.«
    Nicken rundum. Sie glaubten Iris nicht. Nur Doro machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Kennt dieser Simon die Sage von Burg Falkenwarth?«
    Iris überlegte kurz. »Er liest nicht viel und mit der Mittelalterszene hat er auch nichts am Hut. Also eher nein.« Ihre Stimme war viel leiser, als es Bastian lieb gewesen wäre.
    »Wieso folgt er ihr dann Wort für Wort? Tut uns genau die Dinge an, die Tristram in seinem Fluch angekündigt hat?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ist er sehr stark, dieser Simon? Schafft er es, ganz allein einen Felsbrocken auf den einzigen Ausgang zu rollen, den der Burgkeller hat?«
    Ein tiefer Atemzug, dann schüttelte Iris den Kopf. »Ich weiß nicht. Nein.«
    »Dann muss er jede Menge Freunde mitgebracht haben. Merkwürdig, dass wir die nie zu Gesicht bekommen haben. Sie nicht und ihn nicht -«
    »Er hat keine Freunde.« Der Satz kam beinahe tonlos aus Iris' Mund. »Nie gehabt. Aber er ist es trotzdem.« Mehr musste sie nicht sagen. Bastian konnte in ihren Mienen lesen, dass sie Iris' Theorie damit abgehakt hatten.
    Doro sprach es aus. »Ich fürchte, deine Geschichte ist nicht sehr überzeugend.«
    »Was du nicht sagst! Aber ein Fluch, der Leute verschwinden lässt, aus dem Nichts Maden herbeizaubert und Gräber aushebt, von dem Felsen am Ausgang ganz zu schweigen - das findest du logisch, ja?« Iris versetzte einem apfelgroßen Stein einen Tritt, sodass er quer durch den Raum flog. Roderick fing wieder an zu bellen.
    »Lass sie, Iris«, sagte Paul und zog sie von der Gruppe weg. »Sie wollen es nicht kapieren.«
    Zu dritt sonderten sie sich von der Gruppe ab, setzten sich nicht weit von dem Korridor entfernt, der an der Gruft vorbeiführte. Dort war es zwar dunkler und kühler, aber sie würden sich in Ruhe besprechen können. Steinchen kam mit einiger Anstrengung ebenfalls auf die Beine und wankte zu ihnen.
    Von den anderen versuchte niemand, ihnen zu folgen. Sie scharten sich enger um das Lagerfeuer. Bastian sah sie miteinander flüstern, sah ihre ratlosen Gesichter im Flammenschein.
    »Sie sind uns zahlenmäßig so was von überlegen«, murmelte er. »Wenn sie sich alle zusammen auf uns stürzen, haben wir keine Chance.«
    »Das tun sie nicht«, sagte Paul. »Noch nicht. Aber wir sollten wachsam sein.«

 
    D aran hielten sie sich die nächsten Stunden. Bastian spürte, wie die anderen ihn belauerten, sah, wie sie flüsterten. Ich bin jetzt ihr Seil, ihr Spaten, ihre Treppe ins Freie. Sie warten nur darauf, mich zu benutzen. Wie zum Trotz hatte Iris ihre Harfe ausgepackt und begann nun zu spielen. Planxty Drew, in zwei verschiedenen Variationen. Tourdion. Danach eine Melodie, die Bastian nicht kannte, doch sie klang nach Erinnerung und Abschied.
    Plötzlich mischten sich Geräusche in Iris' Musik, Stöhnen und Kläffen. Ersteres kam von Arno, Letzteres von Roderick. Er zerrte an seiner provisorischen Leine, während Alma sich redlich Mühe gab, ihn zu beruhigen.
    Ohne lange nachzudenken, rappelte Bastian sich auf und sah nach Arno, der sich im Schlaf am Kopf gestoßen haben musste - die Stirnwunde hatte erneut zu bluten begonnen. Bastian kniete sich neben ihn und suchte in seiner Gürteltasche nach etwas, womit sich ein neuer Verband improvisieren ließ. »Rühr ihn nicht an!«
    Er fuhr herum, sah Almas zornsprühenden Blick über ihren roten Pausbacken.
    »Was?«
    »Lass ihn in Ruhe! Es geht ihm doch nur so schlecht, weil du ihn mit deinen verfluchten Fingern angefasst hast!«
    Arno stöhnte. Blut rann von seiner Stirn, tropfte zu Boden.
    »Hör zu«, sagte Bastian. Er

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