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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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nicht allein!« Niemand beachtete Almas Wimmern, nur Georg sah kurz zu ihr hinüber, Widerwillen im Gesicht.
    »Halt den Mund«, schnauzte er, während er damit fortfuhr, Lisbeth warm zu reiben.
    »Es reicht jetzt, Georg.« Das Eis in Pauls Stimme brachte die anderen zum Schweigen. »Sei still oder ich kann für nichts garantieren.«
    Georg lachte höhnisch auf, sagte aber kein Wort mehr.
    Dann tauchte Warze atemlos aus der Düsternis auf. »Da hinten ist ein Loch im Boden! Unter einer Steinplatte! Dahinter beginnt ein Tunnel, er führt abwärts und es sieht aus, als sei er intakt!«
    Jeder wollte der Erste sein, der über den Schutthaufen kletterte, einer nach dem anderen verschwand im Dunkeln. Jubelschreie, erleichtertes Schluchzen und Lachen lockten auch Iris und Steinchen durch den Gang; als sie an Ort und Stelle ankamen, war Nathan schon in den neu entdeckten Tunnel hinuntergestiegen.
    »Ein Geheimgang? Wie habt ihr den gefunden?«
    »Die Steinplatte war locker.« Warze strahlte über das ganze Gesicht. »Carina hat es gemerkt, als sie draufgetreten ist. Dann haben wir den Einlass für den Eisenring entdeckt, an dem man sie früher wohl wegheben konnte. Mit einer Stange, versteht ihr?« Er sprach so schnell, dass er fast das Atmen vergaß. »Doch wir konnten sie auch so wegschieben, ein Stück wenigstens. Dann war klar, da ist was drunter.« Er sah sie erwartungsvoll an. »He, ihr freut euch gar nicht? Wir kommen hier raus, Leute!«
    Eine Bodenplatte. Danach hätte niemand je gesucht.
    Wenn ich ein bisschen abergläubischer wäre, dachte Iris, würde ich jetzt Doro die Hände küssen. Scheiße noch mal. Wie kann es so einen Zufall geben?
    Zufall.
    Ja, denn mit Simon konnte das nun wirklich nichts mehr zu tun haben. Iris setzte sich hin und stützte ihren Kopf in die Hände. Vielleicht hatte sie sich das alles bloß eingeredet und er war doch nicht hier, sondern irgendwo unterwegs in den Fußgängerzonen, auf der Suche nach ihr.
    Wenige Minuten später kam Nathan zurück. »Es ist uneben, aber man kann aufrecht durchgehen«, rief er. »Und es gibt einen Luftzug, ganz sicher! Ich konnte Bäume rauschen hören!« Er war bereits wieder im Begriff sich umzudrehen und davonzustürmen, doch Paul hielt ihn eisern am Arm fest.
    »Niemand geht alleine. Du wirst uns helfen, wir müssen Arno tragen und wir brauchen mehr Licht, also such Äste, aus denen wir wenigstens notdürftige Fackeln bauen können.«
    Eben hatte noch Apathie und Mutlosigkeit geherrscht, jetzt hallte Ralfs Lachen durch die Gänge und Lars pfiff vor sich hin, während er Arnos Bahre auf Stabilität prüfte.
    Doro sagte nichts, sie stand mit verschränkten Armen vor der Öffnung zu dem neu entdeckten Geheimgang und lächelte voller Zufriedenheit.
    »Tristram sei Dank«, wisperte sie, als sie Iris neben sich bemerkte. »Er hat die Abmachung eingehalten. Wir sind erlöst.«
    »Gut. Dann können wir Bastian ja jetzt aus seinem Loch herausholen.«
    »Nein!« Heftiges Kopfschütteln. »Wenn wir das tun, wird Tristram es merken. Er wird sich betrogen fühlen und sich rächen.«
    Jeder, den Iris darauf ansprach, schloss sich Doros Meinung an. Sogar Warze, den seine Entdeckung immer noch glücklich grinsen ließ. Wenigstens Paul und Steinchen waren noch bei Verstand.
    »Natürlich sollten wir ihn sofort befreien, aber ich will nicht wissen, was dann hier los ist«, sagte Paul bedrückt. »Ich erledige das. Sobald die Gruppe in Sicherheit ist, gehe ich mit ein oder zwei Leuten zurück.«
    »Das ist doch viel zu spät! Okay, dann befreie ich ihn eben alleine.«
    »Nur dass du ohne Hilfe das Gitter nicht heben kannst.«
    Damit hatte er recht. Verdammt. Iris beschwor sie alle noch einmal - bis auf Doro, bei der das sinnlos war, Georg, mit dem sie nie wieder ein Wort wechseln wollte, und Ralf, der ihr das Messer an die Kehle gedrückt hatte. Sie biss auf Granit.
    In einem günstigen Moment nahm Paul sie beiseite. »Wir machen es so bald wie möglich, und heimlich. Wenn sie nicht mehr so große Angst haben. Stell dir vor, es passiert noch etwas auf dem Weg zurück - und das kann sein -, dann werden sie es wieder auf Bastian schieben.« Er nickte ihr aufmunternd zu. »Es ist besser für uns alle, wenn wir ihn später holen. Auch für ihn selbst.«
    Irgendwann gab Iris nach. »Ich hasse den Gedanken, einfach zu gehen und ihn hier zurückzulassen«, sagte sie zu Steinchen. »Halt mich ruhig für bescheuert, aber allmählich fühlt es sich für mich ebenfalls so an, als

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