Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
Vom Netzwerk:
antut.«
    »Wie beruhigend.« Steinchens Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Doro ignorierte den Einwurf. »Ich danke den guten Kräften um uns, dass sie uns beigestanden haben. Ich danke Tristram, dass er Wort gehalten hat.«
    »Oh ja, Tristram bin ich irre dankbar, dem alten Hurensohn«, zischte Iris. »Also, wer kommt mit mir? Ich brauche zwei oder drei Leute, mit denen ich das Gitter von Bastians Verlies heben und ihn herausholen kann. Wir sollten gleich gehen.«
    »Ich würde mitkommen«, bot Steinchen an. »Aber ich bin keine große Hilfe, fürchte ich.«
    »Keiner von euch wird gehen«, sagte Paul niedergeschlagen.
    »Nicht ohne Licht, da finden wir weder die Kammer noch das Verlies. Unsere Fackeln sind aufgebraucht bis auf den letzten Stummel. Wir müssen erst die Taschenlampen holen.« Verdammt, verdammt, verdammt. Er hatte recht. »Wir sind immer noch auf Tristrams Boden«, meldete Doro sich zu Wort. »Ihr könnt Bastian nicht befreien. Denkt ihr, nur weil wir aus der Gruft gekommen sind, sind wir sicher?«
    »Schnauze, Doro«, herrschte Iris sie an. »Du hast echt genug angerichtet!«
    »Ich habe diese Diskussion satt. Wir sollten uns beeilen, Doro und die anderen Ängstlichen von Tristrams Boden zu schaffen.« Paul sprang auf. »Dann holen wir sofort Bastian, ich will ihn nicht länger in diesem Loch lassen als unbedingt nötig. Los, Carina, du gehst vor. Wir nehmen den kürzesten Weg. Achte auf mögliche Stolperfallen. Wir können nicht noch einen zweiten Verletzten tragen.«
    Iris hatte den Weg als beschwerlich in Erinnerung und behielt damit recht. Sie kämpften sich über Steine, durch Gestrüpp und rutschige Abhänge hinunter. Vor fünf Tagen war das mühsam gewesen, doch sie hatten alle volle Mägen und gute Laune gehabt und keinen Verletzten zu transportieren. Diesmal war es knapp an Iris' Vorstellungen von der Hölle.
    Nun, da sie ausgiebig getrunken hatte, merkte sie erst, wie grauenvoll hungrig sie war. Und gereizt. Als Sandra, die hinter ihr ging, stolperte und sie fast umriss, musste sie sich beherrschen, um ihr keinen Tritt zu verpassen.
    »Übrigens sehr coole Aktion von dir, Bastian unter Vorspiegelung falscher Tatsachen herzulocken.« Das hatte sie schon seit Stunden loswerden wollen. »Ich mochte dich noch nie, dabei wusste ich bis vorhin gar nicht, was für eine verlogene Kuh du bist.«
    »Halt doch den Mund.« Sandra beschleunigte ihr Tempo, um an Iris vorbeizuziehen, blieb dabei aber an einer Wurzel hängen und fiel auf die Knie. Sichtlich wütend kam sie wieder auf die Beine. »Du bist nur sauer, weil Bastian dich nicht mal bemerkt hat, solange er noch dachte, dass ich an ihm interessiert bin. Wie fühlt man sich denn so als Lückenbüßerin?«
    Aus unerfindlichen Gründen taten Sandras Worte weh. Sie war keine Lückenbüßerin, das wusste sie genau. Ziemlich genau. »Du hast doch keine Ahnung. Sag mir lieber, warum du das gemacht hast. Nur aus Spaß? Um zu sehen, ob es klappt?«
    Sandra antwortete nicht. Sie blickte nach vorne. Dahin, wo Paul stand und gerade Lars an der Trage ablöste. Iris sah ihren Blick und begriff. Paul.
    »Ja, er sieht gut aus, nicht?«, murmelte sie.
    »Er ist unglaublich«, sagte Sandra, mehr zu sich selbst als zu Iris. »Ohne ihn hätten wir es niemals rausgeschafft, auch wenn jetzt alle Doro dankbar sind. Er hat dafür gesorgt, dass niemand gestorben ist. Ohne ihn hätten sie Bastian abgestochen.«
    »Ohne ihn wäre Bastian überhaupt nicht in diese Situation gekommen!«
    »Ja, und ohne mich auch nicht, das willst du doch damit sagen! Aber Bastian wird es aushalten, Paul holt ihn aus seinem Loch und das war's dann. Dafür gewinnt er einen Bruder.«
    Es hatte keinen Sinn, weiter zu diskutieren. Sie mussten einen kleinen Hügel überwinden und Iris wollte ihre Energie lieber dafür aufsparen. Sie sah hoch zu den Spitzen der riesigen Fichten, die sich gegen den blauen Himmel abhoben, und dachte an Bastian, der immer noch im Finstern saß. Allein. Durstig. Ohne zu wissen, wann Hilfe kommen würde. Ob überhaupt. Er weiß nicht einmal, dass wir einen Ausgang gefunden haben.
    Alles in ihr drängte darauf umzukehren, jetzt, sofort.
    Angenommen, sie kamen zurück und die Höhle war eingestürzt? Oder er war verdurstet? Nein, Quatsch, so schnell ging das nicht. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Zeit knapp, dass Bastian in Gefahr war.
    Als das Gelände wieder ebener wurde, beschleunigte Iris ihre Schritte. Sie zog vorbei an Doro und Ralf, an Alma, die

Weitere Kostenlose Bücher