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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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halten?«
    An Pauls Stelle antwortete Lars. »Sie haben es erfasst. Der Großteil der Leute wird ein furchtbar schlechtes Gewissen haben und leugnen, jemals hier gewesen zu sein.«
    Bastians Vater nickte. »Das bedeutet, falls ich dich anzeige, wird keiner gegen dich aussagen?«
    »Falls du mich anzeigen solltest«, sagte Paul mit sanftem Lächeln, »wird die Presse ein paar Wochen lang keine Probleme haben, ihre Seiten zu füllen. Großartige Fotos von der Gruft, die ganze Geschichte rund um den Fluch. Mit mir als Hauptdarsteller. Und dann - damit es nicht langweilig wird - werde ich dem Meistbietenden verraten, wer mein Papa ist. Der bekannte Chefarzt, der Blutproben austauschen lässt, um Alimente zu sparen. Der seinen Sohn und dessen arbeitslose, kranke Mutter im Stich lässt. Ja, ich weiß, was du sagen willst - natürlich würdest du all das abstreiten, aber du würdest für einige Zeit nicht die Art von Presse haben, die du magst. Und es würde ein ganz schlechtes Licht auf dich werfen, wenn du den Vaterschaftstest verweigerst, den ich verlange. Was der ergeben würde, wissen wir beide, nicht?«
    Bastian beobachtete seinen Vater genau, sah, wie es in seinem Gesicht zuckte. Wartete auf die Explosion, die kommen musste, unweigerlich.
    Und dann kam sie, brach aus ihm heraus. Lachen. Er lachte, wie Bastian es noch nie gesehen hatte, beugte sich vor, stützte seine Hände auf die Knie, rang nach Luft.
    »Das«, keuchte er, »ist definitiv mehr wert als 150.000 Euro. Das ist fantastisch. Das hätte ich selbst nicht besser machen können.« Er wischte sich die Tränen aus den Augen, kam nur langsam wieder zu Atem. Dann ging er auf Paul zu, der erstmals völlig verblüfft wirkte, und blieb so knapp vor ihm stehen, dass kaum noch Platz zwischen ihnen blieb.
    »Du weißt genau, was du willst und wie du es kriegst, nicht wahr?« Lachend schüttelte er den Kopf. »Intelligenz und Unverschämtheit, das wird dich weit bringen. Bastian, hast du das mitbekommen? Da haben wir doch mal jemanden, der seine Chancen erkennt und nutzt.« Er tippte Paul mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Es ist mir scheißegal, ob du mein Sohn bist oder nicht. In gewisser Weise bist du enger mit mir verwandt, als Bastian es je war.« Mit einer lässigen Bewegung deutete er zum Gitter hin. »Und jetzt hol ihn da raus oder ich werde unangenehm.«
    Diesmal kam Pauls Antwort mit Verzögerung. »Sicher. Sobald das Geschäftliche geregelt ist.«
    Immer noch grinste sein Vater, doch seine Miene verriet Wachsamkeit. »Natürlich. Dann lass uns mal rechnen.«
    Paul zog ein Blatt Papier aus seiner Gürteltasche. »Hier ist alles schon aufgeführt. Neben den Alimenten fallen noch je 15.000 Euro für meine Helfer Lars, Carina, Sandra und Simon an.«
    Bei der Nennung seines Namens kam Simon ein Stück näher und Bastian hörte eine leise Bewegung hinter sich, ein Rutschen.
    »Und dann habe ich wirklich eine Menge Zeit in die Vorbereitung dieses … Treffens investiert«, fuhr Paul fort. »Ein Jahr, wie ich schon sagte. Recherche zu den Personen, die Auswahl der Teilnehmer, die Vorbereitung des Spielortes. Allein, einen Felsen so in Position zu bringen, dass Lars und Simon ihn über den Eingangsschacht des Burgkellers rollen konnten, hat uns drei Wochen gekostet. Von den teuren Gerätschaften ganz zu schweigen. Hätte ich mir alles sparen können, wenn du nur einmal zu einem Gespräch mit mir bereit gewesen wärst. Ich denke, 20.000 Euro sind angemessen.«
    »Das war's?«
    »Ich will, dass du die Vaterschaft anerkennst.«
    Das Grinsen im Gesicht von Maximilian Steffenberg erlosch.
    »Nicht so schnell. Geld ist eine Sache. Mein Name eine ganz andere.«

 
    I ris schmeckte Blut. Wo kam das her? Sie tastete mit der Zunge über ihre Unterlippe, fand eine wunde Stelle. Sie musste darauf herumgebissen haben, ohne es zu merken. Dort vorn, im Licht, waren die Gespräche verstummt, Papier raschelte. Noch fester als bisher drückte Iris sich gegen den Felsen. Atmete durch die Nase, voller Angst, ein Geräusch zu machen, das sie verraten würde. Maximilian Steffenberg kniete am Boden und zog einen silberglänzenden Füller aus der Brusttasche seines Hemdes.
    Redet doch weiter, redet. Macht Lärm. Iris atmete flacher. Schloss die Augen.
    Klick, machte es. Klick. Sie blinzelte zwischen den Wimpern hindurch und wagte einen kurzen Blick auf Simon, der ein Stück von den anderen entfernt im Halbdunkeln stand. Er ließ sein Feuerzeug auf- und zuschnappen. Sie konnte sehen,

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