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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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goldener Reif oder eine Krone? Egal, im Moment interessierte ihn der ganze Kram ohnehin nicht. Vielleicht hätte ich doch mit meinem Vater nach Berlin - Bastian dachte den Gedanken nicht zu Ende. Alles, alles war besser, als wie ein Hündchen hinter Professor Maximilian Steffenberg durch Kongresshallen zu laufen.
    Nur ein paar Minuten Ruhe, dann würde er sich auch wieder freuen, hier zu sein. Samt seinen Habseligkeiten ließ er sich ein Stück abseits des Getümmels nieder und schloss die Augen, versuchte, sich zu entspannen. Es klappte nicht, also holte er eins seiner Physio-Skripte aus dem Rucksack. Es half nichts, offenbar konnte er nicht aus seiner Haut. Seiner biederen Haut.
    Als er das nächste Mal von seiner Lektüre aufblickte, kamen gerade einige der Mädchen aus dem Zelt. In Gewandung. Sandra trug einen rostroten Rock mit einem breiten, miederartigen Gürtel und eine helle Bluse, die ihr über eine Schulter rutschte. Sie sah zum Anbeißen aus, Lisbeth neben ihr allerdings zum Niederknien. Wie eine Waldgöttin in Grün und Schwarz.
    Sandra winkte strahlend und steuerte auf Bastian zu. »Bald geht es los!« Sie glitt neben ihm auf den Waldboden und sah ihn erwartungsvoll an. Unwillkürlich rückte er ein Stück ab.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ich glaube schon.« Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um das mitgehörte Gespräch zu erwähnen. Bastian holte Luft und stieß sie wortlos wieder aus. Er wusste nicht, wie er beginnen sollte.
    »Bist du nervös?« Sandra stupste ihn in die Seite. »Musst du nicht. Es wird dir Spaß machen und ich verspreche dir, du wirst viel lernen und massenhaft neue Erfahrungen machen.« Sie schmunzelte und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase. »Das ist dir doch wichtig, nicht?«
    Ihre Fröhlichkeit sprang zumindest in kleinen Teilen auf ihn über und er konnte spüren, dass seine Mundwinkel ein wenig nach oben wanderten, fast von selbst. Sie hatte ja recht, er war ein langweiliger Streber. Kein Wunder, dass sie nicht so genau wusste, was sie mit ihm anfangen sollte. Er stopfte das Skript in seinen Rucksack zurück. »Ende der Lernstunde. Geht es bald los?«
    »Ich denke schon.« Sie hakte sich bei ihm unter. »Davor schlagen wir uns aber noch mal den Bauch voll.«
    Es war Mittag, als endlich alle angemeldeten Spieler ihre Gewandung angelegt hatten. Sie waren nicht viele, aber sie boten ein eindrucksvolles Bild, wie sie rund um das weiße Zelt saßen oder standen - völlig anders als auf dem Mittelaltermarkt, viel weniger bunt. In ihren schlichten erdfarbenen Kleidern wirkten die meisten, als wären sie tatsächlich durch die Zeit gereist. Nur Ralf stach mit seinem aufwendigen Waffenrock über der Rüstung aus der Menge hervor. Sein rundes Gesicht unter der Kettenhaube war schweißnass und rot. Die Sonne brannte nun richtig heiß, sobald man aus dem Schatten der Bäume hervortrat. Das Summen der Fliegen war zum alles beherrschenden Geräusch geworden - ein gleichmäßiges, hohes Sirren, gelegentlich durchbrochen von einem tiefen Brummen, wenn eine Hummel oder ein Käfer sich unter den Insektenschwarm mischte.
    »Freunde!« Paul war auf einen der runden Granitfelsen gestiegen und bat mit erhobenen Armen um Ruhe. Neben ihm standen Carina und ein Mädchen mit langen blonden Haaren, das Bastian bekannt vorkam - sie war es gewesen, für die Paul auf dem Mittelaltermarkt beim Gottesurteil gekämpft hatte. Nun trat Paul einen Schritt vor.
    »Willkommen bei unserer diesjährigen Sommer-Convention. Hier neben mir stehen Carina und Mona, die gemeinsam mit mir alles organisiert haben. Die fürchterlichen Dinge, die ihr in den nächsten Tagen durchmachen werdet, sind also unsere Schuld.«
    Bastian stimmte in das Lachen und den Applaus der anderen ein. Paul verbeugte sich dankend.
    »Ihr habt gesehen, dass wir uns wieder für den gleichen Spielort entschieden haben wie beim letzten Mal. Einige von euch sind darüber nicht begeistert, aber wir hatten wirklich unsere Gründe. Nirgendwo waren wir bisher so ungestört. Nirgendwo sonst ist die Landschaft so unberührt und ursprünglich. Wir haben uns gründlich umgesehen, aber nichts Besseres gefunden. Vielleicht ja im nächsten Jahr.«
    Die meisten der Zuhörer nickten. »Wir finden es doch auch klasse hier!«, rief Warze.
    »Fast alle von euch haben schon einmal an einer Saeculum-Con teilgenommen, ihr wisst also, wie es läuft. Aber Bastian ist neu, für ihn fasse ich das Wichtigste schnell noch mal zusammen. Und auch für die,

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