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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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verblasst, dass man sie kaum noch lesen konnte. Über der Schrift befand sich ein Bild, das wie ein Siegel wirkte, ein rötlicher Vogel, der die Schwingen ausbreitete.
    »Kannst du das entziffern?«
    »Nicht, wenn Ihr mir im Licht steht!«
    »Schon gut, schon gut.«
    »Gebt es mir!« Ralfs Befehlston ließ Nathan das Gesicht verziehen.
    »Sofort, Herr. Doch ich denke, ich habe das Rätsel entschlüsselt.« Er räusperte sich.
    »Ihr seid am Ziel, doch nehmt Euch in Acht.
Die Weisen sagen, der Fluch sei erwacht.«
    »Der Fluch, wie spannend«, flüsterte Alma. Arno sagte nichts, wie so oft, doch er nickte heftig.
    Nur Doro war ganz offensichtlich anderer Meinung. Sie riss Nathan das Holzstück aus der Hand. »Das ist alt«, murmelte sie. »Und es steckt böse Absicht dahinter.« Es klang, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Lasst uns umdrehen, ja? Es ist doch klar, welcher Fluch gemeint ist, oder?« Sie blickte bittend um sich. »Wenn er uns trifft, kann uns keiner mehr helfen, aber vielleicht ist es jetzt noch nicht zu spät!«
    Wenn sie das spielte, war es eine Meisterleistung, aber Iris beschlich das Gefühl, Doro meinte es ernst.
    »Ich werde Euch schützen, gegen alle Gefahren!«, rief Warze und zog sein Schwert. »Nur keine Sorge, vertraut auf mich!«
    Unwillig schüttelte Doro den Kopf. Sie drehte die Rinde hin und her. »Diese Nachricht ist ein Zeichen. Eine Warnung für unvorsichtige Wanderer. Seht Ihr den Falken? Erinnert Ihr Euch nicht an den Namen der verfluchten Fürstenfamilie?«
    Diejenigen, die Doros Ausbruch am Bahnhof miterlebt hatten, seufzten oder verdrehten die Augen.
    »Falkenstein? Falkenberg?«, mutmaßte Ralf, sichtlich genervt. »Wen kratzt es? Nun kommt, wir müssen weiter!«
    Doro hielt ihn am Waffenrock fest. »Nein. Ihr kennt doch den Fluch, Ihr wisst, was uns bevorsteht. Unsere Knochen werden brechen, unsere Haut sich ablösen, die Erde wird uns verschlingen und die Toten werden aus ihren Gräbern steigen. Gebt Befehl umzukehren. Gleich! Zu unserem eigenen Schutz.«
    »Sie spinnt«, murmelte jemand hinter Iris. »Wir hätten sie lieber nicht mitnehmen sollen.«
    »Das ist jetzt wirklich lächerlich!« Ralf machte sich aus Doros Griff los und ging einfach weiter.
    Sie zogen einer nach dem anderen an ihr vorbei, während Doro mit verzweifelter Miene und ausgebreiteten Armen versuchte, sie aufzuhalten. Obwohl sie rettungslos schrullig war, tat sie Iris leid.
    »Komm«, sagte sie sanft. »Ich wette, das alles gehört zum Spiel dazu. Erinnere dich, beim letzten Mal hast du auch überall böse Omen gesehen und es ist überhaupt nichts passiert. Aber wenn es dich beruhigt, dann fragen wir, was es mit der Botschaft auf sich hat, sobald jemand vom Orga-Team auftaucht, gut?«
    Doro schüttelte schweigend den Kopf, doch immerhin setzte sie sich wieder in Bewegung und trottete den anderen hinterher. »Ich wünschte, du hättest recht. Ich hoffe es so sehr.«

 
    D oro ist völlig bescheuert.«
    »Mir hat sie mal aus der Hand gelesen, dass ich mich vor Frauen mit gefärbtem Haar in Acht nehmen soll - da bleiben ja keine mehr übrig!« Lachen. Die Gespräche über Doro wurden tuschelnd geführt, aber das meiste davon bekam Bastian mit. Doro selbst wahrscheinlich auch, dachte er mit leisem Bedauern.
    »Mir hat sie letztes Jahr die Runen geworfen und einen schweren Unfall prophezeit. Nichts ist passiert.«
    »Sie verbreitet einfach gern Angst und Schrecken.«
    »Ja. Sie ist seltsam.«
    Unwillkürlich wandte Bastian sich um und sah Doro gemeinsam mit Iris ein Stück weiter hinten marschieren. Iris hatte sie in ein Gespräch verwickelt und es schien ihr sogar gelungen zu sein, sie ein bisschen aufzuheitern. Sehr gut. Er lief ein wenig schneller und holte Sandra ein.
    »Hey. Wieso schaust du denn so finster?«
    »Tue ich das?«
    Sonst hätte ich es kaum gesagt. Bastian verkniff sich die Bemerkung.
    Sandra würdigte ihn keines Blickes, sie behielt den Boden im Auge, obwohl das Gelände hier eben war.
    »Bist du sauer auf mich?«
    »Nein.« Sie presste die Lippen aufeinander.
    Na gut, wenn sie keine Lust auf ein Gespräch hatte, würde er sich nicht aufdrängen. Jetzt gerade wollte er ohnehin nichts lieber, als endlich diesen Leinensack von seiner Schulter loszuwerden, das schwere Ding. Da vorne standen die Bäume bereits weniger dicht, es war auch Gras zu sehen, das musste eine Lichtung sein.
    »Wir sind da!«, rief Georg und winkte die Langsameren heran.
    Bastian trat aus dem Wald. Sie waren

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