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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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richtig gegangen, kein Zweifel. Einer nach dem anderen erreichte die Lichtung, blieb stehen und blickte auf die Überreste dessen, was der Spielhandlung zufolge einmal ihr Dorf gewesen war. Niemand sagte ein Wort.
    Vor ihnen lag, umgeben von Fichten und Buchen, eine Wiese im Sonnenlicht. In ihrer Mitte ragten drei große runde Steine aus dem hohen Gras, wie Walbuckel. Felsen erhoben sich auch am Waldrand, einer davon hoch wie ein Haus, mit einer schroffen, schrägen Spitze, die über die Lichtung ragte, als würde der Stein sich neugierig nach vorn beugen.
    So gut er es ohne Brille vermochte, sah Bastian sich um, und zum ersten Mal, seit er den Wald betreten hatte, ergriff die Illusion des Spiels ihn mit voller Kraft.
    Die Wiese trug Spuren, als hätte ein erbitterter Kampf auf ihr gewütet. Schwarz verkohlte Holzbalken lagen kreuz und quer im Gras, das an vielen Stellen niedergetrampelt war. Diese Bretter sollten wohl das darstellen, was von ihren früheren Häusern und Hütten übrig geblieben war. Dazwischen lag allerlei Zeug verstreut - Tonscherben, zerrissene Kleidung, aber auch eine Axt, einige intakte Töpfe, Säcke unbestimmten Inhalts und ein großer schwarzer Kessel.
    Am eindrucksvollsten waren jedoch die vier langen, schmalen Erdhaufen, die jemand am Rand des Waldes aufgeschüttet hatte. Am Ende eines jeden steckte ein aus Ästen zusammengebundenes Kreuz. Gräber.
    Obwohl Bastian wusste, dass sie nur ihrer gruseligen Wirkung wegen angelegt worden waren und keine Toten unter dieser Erde begraben lagen, schauderte ihn ein wenig. Jedenfalls so lange, bis Ralf kettenhemdklirrend auf die Wiese stapfte und wild um sich blickte.
    »Mörderpack!«, knurrte er. Er drehte sich zu den anderen um, sein rundliches Gesicht bebte. »Ich schwöre bei meinem guten Namen und dem Wappen meines Vaters, dass ich nicht ruhen werde, bis die Schuldigen gefunden und bestraft sind.« Mit einer schwungvollen Bewegung zog er sein Schwert, was einen irritierend unmetallischen Klang erzeugte. »Ihr Toten - ich werde euch rächen!«
    Es kostete Bastian einige Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Ralfs improvisierter Racheschwur machte den Effekt des Szenarios gnadenlos zunichte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Bastian ein Rollenspiel-Neuling war, alle anderen sahen nämlich nach wie vor ergriffen aus.
    »Hängen werdet ihr!« Nun schraubte sich Ralfs Stimme auch noch in mädchenhafte Höhen. »An diesen Bäumen werdet ihr baumeln, bis eure Gesichter so schwarz sind wie eure Seelen!« Sichtlich erschüttert wischte er sich über die schweißnasse Stirn. »Und nun kommt, gute Leute. Lasst uns einsammeln, was wir noch brauchen können. Danach wappnen wir uns für einen erneuten Angriff - wir sind nicht sicher, solange die Mörder am Leben sind.«
    Die guten Leute taten, wozu sie aufgefordert worden waren, bis auf Doro, die mit einem Ast in der Hand zu den Gräbern lief und dort Zeichen in die lockere Erde ritzte, und Bastian, der nicht wusste, wie er sich am besten nützlich machen sollte. Er sah Iris einen der Säcke öffnen und eine Handvoll Getreide herausholen, die sie Warze unter die Nase hielt. Dieser nickte und trug den Sack zum größten der drei runden Steine. Lars und Georg schichteten alles, was an Holzbalken verstreut lag, auf einen Haufen, jemand anderes hatte ein Seil im Gras gefunden.
    Die allgemeine Betriebsamkeit war ansteckend. Bastian setzte seinen Tragesack ab und schloss sich Sandra an, die ihm nun doch wieder zulächelte. Na also. Sie hatte eine kleine Kiste mit grobkörnigem Salz gefunden und hielt sie ihm entgegen.
    »Eure Scharfsichtigkeit ist bemerkenswert«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung. »Kann ich Euch helfen? Ihr wisst, meine Sehkraft ist nicht berauschend, aber ich werde mein Bestes geben.«
    »Gern. Ich hoffe, die Räuber haben nicht alle Kannen zerschlagen, sonst wird es schwierig, Wasser zu holen. Lasst uns suchen gehen.«
    Kannen fanden sie keine, dafür stolperte Bastian nach einigen Schritten über eine Holzstange, die sich als Stiel eines Spatens erwies. Stolz transportierte er seinen Fund zur Sammelstelle am großen Stein.
    »Sehr gut, Tomen, ein wertvolles Werkzeug«, lobte ihn Ralf und winkte Georg heran. »Ihr könnt gemeinsam eine Latrine ausheben. Nicht zu nah an den Gräbern, wir wollen die Totenruhe nicht stören.«
    Latrine. Ausheben. Bastian hörte sich seufzen.
    »Er wird das wunderbar machen«, antwortete Sandra an seiner Stelle. »Tomen ist stärker, als er aussieht,

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