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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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einen Knall«, stellte Bastian halblaut fest.
    Warze, der gerade in die Grube stieg, um Georgs Werk fortzusetzen, schnaufte zustimmend. »Da muss ich dir recht geben. Früher war er ganz anders, aber seit die beiden ein Paar sind, ist nichts mehr mit ihm anzufangen.« Ächzend hievte er einen weiteren Stein aus dem Latrinenloch. »Er lässt sie kaum einen Schritt alleine machen.«
    »Tja, wenn sie damit einverstanden ist.«
    »Ich habe noch kein einziges Mal erlebt, dass sie sich beschwert hätte.« Drei weitere Schaufeln voll Erde flogen aus der Grube.
    »Wie lange sind sie denn schon zusammen?«
    »Seit einem Jahr, glaube ich. Zum allgemeinen Erstaunen war Geruscha davor immer … äh … Single sollte ich wohl nicht sagen, doch mir fällt gerade kein besserer Ausdruck ein.«
    »Geruscha?«
    »Ja, ach so - also, Geruscha und Goswin sind Lisbeth und Georg. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich mir all diese Namen merken konnte.« Warze wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Jedenfalls hatte sie Legionen von Bewunderern, erhörte aber keinen davon, obwohl viel ansehnlichere Exemplare dabei waren als Georg … Goswin, meine ich.« Er zuckte mit den Schultern. »Liebe ist ein Mysterium, wunderbar und undurchschaubar. Was meint Ihr, ist diese Latrine tief genug?«
    Bastian legte sich an den Rand und betrachtete ihr Werk. »Ich denke schon.«
    »Mit dieser einen werden wir ohnehin nicht auskommen. Für den Anfang wird sie aber genügen.« Warze stieg hinaus und wischte sich die Hände an seiner Hose ab.
    Die herausgeschaufelte Erde scharrten sie zu einem Haufen zusammen - damit sollte später jeder Benutzer der Latrine das zuschütten, was er dort hinterließ.
    »Was haltet Ihr davon, wenn wir uns jetzt den anderen anschließen und nach Spuren der Verbrecher suchen, die unser Dorf zerstört haben? Ein wenig Abenteuer, Tomen? Deshalb sind wir schließlich hier!«
    Prinzipiell hatte Bastian nichts dagegen, allerdings war ihm beinahe schon schlecht vor Hunger. »Ich muss erst etwas essen. Geht Ihr ruhig den anderen nach, ich schließe mich dann später an.«
    »In Ordnung.«
    Sie marschierten über die Wiese, die fast menschenleer war, doch viele der Spieler hatten ihre Sachen bereits ausgebreitet und sich ihre Schlafstätten gerichtet. Mit Schrecken stellte Bastian fest, dass er nicht mehr wusste, wo er seinen Tragesack abgelegt hatte. Nach einigen Minuten gemeinsamer Suche fand Warze Bastians Gepäck unweit der Gräber.
    »Du solltest den Sack ausleeren und trockenes Laub einfüllen, so viel wie hineingeht. Darauf kann man ganz annehmbar schlafen.«
    Er sah sich nach den wenigen Leuten um, die im Lager geblieben waren. »Sagt mir - in welche Richtung haben die Suchenden sich auf den Weg gemacht?«, rief er.
    »Dahin«, antwortete eine weibliche Stimme. Iris. Sie saß auf der Wiese, ihre Harfe auf den Knien, und deutete mit der Hand auf den großen Felsen mit der schrägen Spitze. »Ein paar haben sich auch ein Stück weiter links in den Wald geschlagen.«
    »Bestens. Dann gehe ich nach rechts«, verkündete Warze, lief in Richtung der Gräber und verschwand mit fröhlichem Winken zwischen den Bäumen.
    Bastians Arme schmerzten von den Schultern bis zu den Fingerspitzen. Den Muskelkater, der ihn morgen erwarten würde, wollte er sich gar nicht vorstellen.
    Er sah sich um. Wo sollte er seinen Schlafplatz einrichten? Wo war der von Sandra? Der Gedanke legte sich wie ein Stein in seinen Magen. Er wusste nicht, was er getan hatte, aber irgendetwas musste er falsch gemacht haben. Warum sonst war sie plötzlich so abweisend zu ihm? Er kapierte es nicht.
    Gedankenverloren erschlug er eine Mücke auf seinem Unterarm. Er war ein Idiot gewesen. Sie kannten einander nicht gut genug, um gemeinsam Abenteuerurlaub zu machen. Tja. Kam ein bisschen spät, die Erkenntnis. Aber egal, breitete er seine Sachen eben da aus, wo er stand. Er erinnerte sich an Warzes Tipp und schaufelte mehrere Arme voll von knisterndem, krümelndem altem Laub in seinen Leinensack. Dass sich jede Menge Fichtennadeln daruntermischten, ließ sich nicht verhindern, würde aber auch nicht viel ausmachen.
    »Ihr stört die Ruhe der Toten, Tomen.«
    Er fuhr herum. Hinter ihm hatte sich mit verschränkten Armen Doro aufgebaut und sah ihn finster an.
    »Wie bitte?«
    »Wenn Ihr so nahe an den Gräbern schlaft, werden sie Euch das Leben aus den Knochen ziehen. Wollt Ihr das?«
    Sie wirkte jetzt gefasster als vorhin, aber immer noch angespannt. Mit einer fahrigen

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