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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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nach kurzer Zeit in das glühende Reisig, legte größere Holzstücke dazu und ging dann mit dem Kessel zum Bach Wasser holen.
    Während Bastian noch überlegte, ob er Steinchen beim Kochen zur Hand gehen sollte, durchbrachen Stimmen und das Geräusch brechender Äste die Ruhe im Lager. Ralfs quäkende Stimme überschlug sich beinahe.
    »Wo ist der Medicus? Wir haben einen Verwundeten!«
    Diesmal kam Bastian sehr gemächlich auf die Beine, innerlich vorbereitet auf jede Menge Kunstblut.
    Georg, Lars und Ralf trugen Nathan zu ihm, der sich unter Aufbietung all seiner schauspielerischen Fähigkeiten um verzerrte Gesichtszüge bemühte.
    »Er hat einen der Schurken gefunden, die unser Dorf auf dem Gewissen haben«, verkündete Ralf. »Er hat ihn besiegt, wurde aber am Arm getroffen. Ein Schwerthieb bis auf den Knochen.«
    »Oh ja!«, bestätigte Bastian, während er Nathans völlig unversehrten Arm inspizierte. »Ich werde die Wunde reinigen und verbinden, dann wird er bald wieder bei Kräften sein.«
    Er säuberte den Oberarm mit Wasser und wickelte einen der mitgebrachten Leinenstreifen darum, woraufhin Nathan sich bedankte und zum Feuer schleppte, wo sich Sandra und Lisbeth schon im Gras ausgestreckt hatten. Für Nathans Sieg hatte das Organisationsteam der Gruppe ein kleines Fass mit Bier spendiert, um das Steinchen sich mit sichtlicher Freude kümmerte.
    Bastian hängte sich den Wasserschlauch wieder an den Gürtel und summte zufrieden vor sich hin. Das Leben konnte so einfach sein.
    Im Kessel köchelte schon eine breiig-suppige Masse, als die zweite Gruppe Abenteurer heimkehrte, bestehend aus Alma, Arno und Roderick, der geradewegs auf Steinchens Kessel zuschoss, kurz davor abbremste und schnüffelnd die Nase in die Luft reckte.
    Sie waren im Wald niemand Fremdem begegnet, berichtete Alma, hatten aber etwas gefunden, das sie den anderen mit einer Mischung aus Stolz und Ratlosigkeit präsentierten: wieder ein Stück beschriftete Rinde, ähnlich dem, das sie auf dem Weg zur Lagerwiese entdeckt hatten. Der Falke war hier besser erkennbar, er spreizte sein rötliches Gefieder. Darunter vier Zeilen in altertümlicher Schrift, verblasst und schwer zu lesen:
    Was innen ist, ist das, was zählt,
auch wenn die Hülle funkelt.
Du schützt es gut
und dennoch ist es mein,
sobald es dunkelt.
    Das Rindenstück ging unter Gemurmel von Hand zu Hand.
    »Was innen ist, ist das, was zählt?« Lars schmunzelte und Steinchen nickte. »Wenn es sich um ein Bierfass handelt!«
    »Aber nicht, wenn es der Fraß in Eurem Kessel ist, Kuno«, brüllte Ralf angewidert. »Riecht ja wie schon einmal gegessen.«
    »Ich halte fest«, erwiderte Steinchen mit beleidigtem Gesichtsausdruck, »seine hochwohlgeborene Fürstlichkeit, Alaric von Thanning, zieht es vor, mein Mahl zu verschmähen. Das wird Euch noch leidtun!«
    Im allgemeinen Trubel bemerkten sie beinahe nicht, dass sie unerwarteten Besuch bekommen hatten. Mona, das blonde Mädchen vom Orga-Team, verkleidet als einfache Bäuerin.
    »Ich bin Hanna«, erklärte sie. »Ich lebe hier in der Nähe und wollte Euch warnen.« Sie raffte ihre Röcke und schnupperte in Steinchens Kessel hinein. »Ihr seid der berühmte Kuno vom Fass, nicht wahr?«
    Steinchen deutete eine Verbeugung an. »So ist es, meine Teure. Darf ich Euch zu unserem Mahl einladen?«
    Mona winkte so schnell ab, dass erneut alle in Gelächter ausbrachen.
    »Zu freundlich, das kann ich nicht annehmen - Eure Vorräte sind sicherlich knapp genug. Doch hört, was ich Euch zu berichten habe.« Sie dämpfte ihre Stimme. »Es heißt, dass die Halunken, die Euer Dorf dem Erdboden gleichgemacht haben, mit dem Bösen im Bunde sind.« Sie blickte mit schreckgeweiteten Augen in die Runde. »Wir haben zwei von ihnen belauscht. Sie sagten, sie hätten vier Teufelssteine in diesem Wald versteckt, von Eurem Dorf aus gesehen in jeder Himmelsrichtung einen. Die müsst Ihr finden oder Ihr werdet Eures Lebens nicht mehr sicher sein. Sucht nach roten Steinen, durchscheinend wie Glas. Habt Ihr sie, so werft sie in den See, dort können sie keinem schaden.«
    Es grollte leise in der Ferne, als gefiele den erwähnten bösen Mächten Monas Warnung nicht. Tatsächlich war es wohl ein Gewitter, was in Bastians Augen nicht viel besser war.
    Doro, die bisher unter einem Baum im Schatten des Waldrands gesessen hatte, stand auf und hob ihr Gesicht zum Himmel. »Jetzt beginnt es«, sagte sie leise.
    »… bald zu regnen«, vollendete Steinchen ihren Satz. »Das

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