Saeculum
ist allerdings möglich.«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Bastian, dass Iris ihre Sachen zu einem Bündel zusammenraffte und in Richtung Wald trug.
»Wir suchen also Teufelssteine - sind sie die Hülle, die funkelt?«, fragte Alma.
In Monas Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab. »Was denn für eine Hülle?«
»Die, von der in dem Spruch die Rede ist. ›Was innen ist, ist das, was zählt, auch wenn die Hülle funkelt.‹«
Sie reichten ihr das Stück Rinde. Mona betrachtete es von allen Seiten. »Das verstehe ich nicht.«
»Heißt das, es kommt nicht von Euch?«
Energisch schüttelte Mona den Kopf. »Nein. ›Du schützt es gut … und dennoch ist es mein‹ - puh. Klingt wie ein Rätsel, aber … das habe ich noch nie gesehen.«
Irritiertes Murmeln.
»Wie, noch nie gesehen?«
»Wir dachten, das kommt von Euch …«
»Wenn Ihr es nicht wart, wer hat die Dinger dann versteckt?«
In das Stimmengewirr hinein donnerte es, diesmal näher.
»Darf ich auch mal?« Lisbeth streckte ihre Hand aus und nahm die Rinde entgegen, las. Dann reichte sie die Nachricht wortlos an Georg weiter. »Hat jemand von Euch verstanden, was das bedeuten soll?«, fragte sie.
Die anderen schüttelten den Kopf.
»Ich wüsste gerne, was das für ein Zeichen ist. Dieser rote Vogel«, überlegte Nathan.
»Ein Falke.« Doros Stimme vermischte sich mit dem nächsten Donnergrollen, das tief und drohend war wie das Knurren eines wütenden Raubtiers.
Mona blickte zum Himmel, stand auf und drehte ihre hellen Haarsträhnen im Nacken zu einem Knoten. »Ich verlasse Euch nun. Über das Rätsel werde ich nachdenken und mich mit meinen Gefährten beraten. Lebt wohl!«
Sie zog in Richtung der Latrine ab, was Bastian unwillkürlich zu der Frage brachte, ob die mittlerweile schon benutzt worden war. Von ihm jedenfalls nicht und irgendwie konnte er sich nur schwer vorstellen, dass sich das ändern würde. Bei Gelegenheit musste er sich endlich Gedanken zum Thema Klopapier-Ersatz machen.
»Wir sollten uns mit unserem Mahl sputen.« Steinchen warf einen besorgten Blick zum Himmel und es war klar, was er meinte. Die weißen Haufenwolken, die bis vor Kurzem über den Wald gezogen waren, hatten sich in eine schwarze Front verwandelt, die erschreckend schnell auf ihr Lager zutrieb.
»Was tun wir jetzt?« Bastian stellte seine Frage an niemand Bestimmten - am ehesten vielleicht an Sandra. Obwohl sie seit Stunden kein Wort mehr mit ihm gewechselt hatte.
»Wir warten, ob das Unwetter wirklich herkommt, möglicherweise zieht es ja vorbei.« Ralf blickte unsicher von einem zum anderen. Es war ihm anzusehen, dass er seine Position als Leithammel gerne vorübergehend abgegeben hätte.
»Ihr solltet Euren Helm abnehmen«, sagte Steinchen sanft. »Außer, Ihr wollt uns gern als Blitzableiter dienen.«
Ralfs Augen wurden groß, er fummelte hektisch an seinem Kinnriemen, bekam ihn nicht ab, fluchte. »Helft mir doch, ihr Nichtsnutze! Auch mit dem Harnisch. Schnell!«
Nur Alma kam seiner Aufforderung sofort nach. In Windeseile hatte sie alle Schnallen und Knoten gelöst, obwohl Ralf zappelte wie ein gestrandeter Fisch und ständig angstvolle Blicke in den schwarzen Himmel schickte.
Jeder, der Metall am Körper trug, legte es ab. Bastian entschied, dass das Messer an seinem Gürtel keine Gefahr darstellte, und fragte sich, ob Warze wohl seinen eisernen Halsring für riskant hielt … Moment mal. Wo steckte Warze? Bastian sah sich um. Er war nicht mit Sandra und Lisbeth zurückgekommen, auch nicht mit Alma und Arno …
»Hat jemand von euch Warze gesehen?«, rief Bastian gegen den auffrischenden Wind an. Keine Antwort, nur ein weiterer Donnerschlag, nah und bedrohlich. Er drängelte sich zu Ralf vor, der sich eben aus seinem Harnisch schälte.
»Wir sind nicht vollständig. Warze fehlt!«
Nun fielen die ersten Tropfen. Sie waren schwer und klatschten auf ihre Köpfe, ihre Ausrüstung, ihre Vorräte.
»Bringt alles in Sicherheit«, schrie Ralf und rannte, um sein eigenes Gepäck zu retten. »Im Wald werden wir nicht so nass!«
Die Ersten liefen los, um zu tun, was er gesagt hatte, doch der Zweifel in der Gruppe war deutlich zu spüren.
Ein Blitz zuckte quer über den Himmel, der dazugehörige Donner ließ nicht lange auf sich warten. Die Wiese leerte sich zusehends.
»Hinhocken und die Füße eng zusammenstellen«, brüllte Georg den Davonlaufenden nach. »Nicht unter hohe Bäume stellen, nicht direkt am Waldrand bleiben! Sucht euch Mulden oder
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