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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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gegessen.
    »Hat jemand was zu futtern mit?«, fragte er ohne große Hoffnung.
    Voller Empörung straffte Ralf seine rundlichen Schultern. »In welchem Ton sprecht Ihr zu uns!«, rief er. »Habt Ihr vergessen, wo Ihr seid? Eure Sprechweise ist mehr als unangemessen.«
    Entnervt schloss Bastian die Augen. In-time, richtig, egal ob gerade jemand vermisst wurde, Unwetter niedergingen oder der Himmel einstürzte. Seine Gnaden, Alaric von Wie-auch-immer, achtete auf die Rollenspiel-Etikette. Aber besser, ihn bei Laune zu halten, wenn er bei der Suche helfen sollte.
    »Nun«, sagte Bastian grimmig, »ich geruhte zu fragen, ob einer meiner erlauchten Begleiter möglicherweise Essbares mit sich führt, denn mich hungert!«
    Wie erhofft, besserte Ralfs Stimmung sich schlagartig. »Ich bedaure, auch mir knurrt der Magen, ich kann Euch leider nicht aushelfen.«
    Wieder war es Steinchen, der gedörrte Wurst und ein paar Stücke altes Brot aus seiner Gürteltasche holte. Alle griffen zu, nur Iris nicht. Sie schaute konzentriert auf den See, fast ohne zu blinzeln.
    »Fische«, murmelte sie.
    »Welch gute Nachricht!«, rief Ralf und seine Augen weiteten sich, offenbar war ihm ein weiterer Gedanke durch den Kopf geschossen. »Gewiss gibt es hier auch Wild! Wer weiß, vielleicht ist Warze nur auf der Jagd und überrascht uns mit reichlicher Beute. Hasen oder ein Reh! Ihr werdet sehen, Eure Sorge war unbegründet.«
    Es kostete Bastian einige Anstrengung, freundlich zu bleiben. »Und womit, dachtet Ihr, wird er all das erlegen? Soll er das Reh erwürgen? Sein Bogen und der Köcher mit den Pfeilen sind im Lager - er hat nur das Schwert bei sich.« Das aus Holz ist.
    Ralf tat den Einwand mit einem Schulterzucken ab. »Er ist ein Wilderer, er jagt mit Schlinge, Fallgrube, vielleicht auch mit dem Schwert.«
    Ein Rascheln, gefolgt von leisem Knacken, unterbrach ihn, bevor Bastian es tun konnte. Sie fuhren herum. Da war jemand im Wald, nicht weit entfernt, und kam mit jedem Schritt näher.
    Vielleicht war es Warze. Hoffentlich. Dann mussten sie nur noch Lisbeths Medaillon finden und alles war wieder in Ordnung. Bastian wünschte es sich so sehr, dass er im ersten Moment wirklich glaubte, es sei Warze, der aus dem Wald trat. Dann erst erkannte er Paul, der mit erhobenen Armen winkte.
    »Seid gegrüßt!«, rief er. Er streckte ihnen seine Handflächen entgegen. »Ich komme in Frieden und ohne Waffen.«
    »Auch ich grüße Euch!«, erwiderte Ralf. »Wollt Ihr Euch zu uns setzen? Wir halten hier Rast nach einer beschwerlichen Wanderung.«
    Mit wenigen, geschickten Sprüngen war Paul bei ihnen, verbeugte sich schwungvoll und setzte sich. Wie auf dem Mittelalterfest trug er dunkle Hosen, ein helles Hemd und ein Lederwams, nur seine Schuhe waren andere. Hellbraune Lederstiefel, die fast bis zum Knie hinaufreichten.
    »Ein guter Ort zum Rasten, Euer Anführer scheint ein erfahrener Mann zu sein«, sagte er. Ralf bemühte sich, seine Freude über die Bemerkung zu verbergen, aber seine runden Backen röteten sich verdächtig.
    »Doch erzählt mir, welches Ziel hat Eure Wanderung?«, erkundigte sich Paul.
    »Es ist eine Suche.«
    »Halt, lasst mich raten - Ihr sucht die Teufelssteine, nicht wahr?« Er senkte seine Stimme. »Ich habe davon gehört und ich warne Euch - sie sollen von Dämonen bewacht werden!«
    »Nein, wir suchen einen Freund«, erklärte Bastian. »Er ist seit gestern Abend verschwunden und wir machen uns große Sorgen.«
    Pauls Gesichtsausdruck wechselte von einer Sekunde auf die andere. »Wer?«
    »Warze.«
    »Ja, doch Ihr wisst, er ist Wilderer«, rief Ralf dazwischen. »Er ist sicherlich auf der Jagd und -«
    Paul brachte ihn mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen, einer Bewegung, die in Bastian ein unangenehmes Kribbeln auslöste, ohne dass er hätte sagen können warum. Wahrscheinlich, weil er herrisches Auftreten auf den Tod nicht ausstehen konnte.
    »Seit wann ist Warze fort?«
    Die Besorgnis, die aus Pauls Stimme sprach, machte ihn Bastian sofort wieder sympathisch. »Er hat mir gestern beim Ausheben der Latrine geholfen und wollte dann den anderen nach … Aufgebrochen ist er schätzungsweise eineinhalb oder zwei Stunden bevor das Gewitter da war.«
    »Oh Gott«, flüsterte Paul. »Und ihr habt noch keine Spur von ihm?«
    »Nein. Nichts. Nur das hier.« Er hielt Paul den Halsreif entgegen, an dem Schlamm und Grashalme klebten.
    »Wo habt ihr den gefunden?«
    Iris beschrieb die Stelle und Paul nickte.
    »Seit gestern«,

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