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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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absoluten Dunkelheit …«
    Iris widersprach nicht. Ausgerechnet Warze, immer traf es die Netten. »Wir gehen ihn suchen. Sobald wie möglich. Aber zu zweit sind wir aufgeschmissen, warten wir, bis ein paar der anderen wach sind.«
    Lange dauerte es nicht. Als Erste kroch Doro zwischen einer Gruppe junger Nadelbäume hervor. Ihr dunkles Haar fiel feucht und verfilzt auf ihre Schultern, mehr denn je ähnelte sie einer Hexe. Auch der Steinchen-Berg begann sich zu regen.
    »Ihn werden wir fragen, wo wir mit der Suche beginnen sollen. Er kennt Warze am besten, vielleicht hat er eine Idee«, sagte Iris. »Und du hast gesehen, in welche Richtung er gegangen ist, nicht? Das ist auch ein Anhaltspunkt.«
    Bastian nickte. »Er wollte nicht den anderen hinterher, sondern genau in die entgegenge-«
    Jemand schrie auf, es war ein heiserer, hohler Laut, in dem Entsetzen, Überraschung und Triumph lag. Iris und Bastian fuhren herum.
    Doro. Sie stand am Waldrand. »Die Toten«, krächzte sie, »werden sich aus ihren Gräbern erheben.« Sie deutete mit dem gestreckten Arm auf den Boden zu ihren Füßen. »Glaubt ihr mir endlich? Seht ihr es nicht?«
    Sie hatten es tatsächlich nicht bemerkt, sie waren zu beschäftigt damit gewesen, nach Sandra und Warze Ausschau zu halten.
    Eines der Gräber war offen. Der Erdhaufen, der es bedeckt hatte, war zur Seite geschafft worden, im Boden klaffte ein Loch, gut einen halben Meter tief.
    Iris zog die Schultern hoch, um das unangenehme Kribbeln in ihrem Nacken loszuwerden. Hier lagen keine Toten, und selbst wenn, gäbe es keinen Grund, sich vor ihnen zu fürchten. Angst einflößend waren immer nur die Lebenden. Trotzdem, eines der Gräber war offen. Das passierte nicht von selbst, jemand hatte sich die Mühe gemacht, nachts hier rumzubuddeln. Wer, zur Hölle?
    Doros Aufschrei hatte die meisten der erschöpften Spieler hochschrecken lassen. Sie rappelten sich nun schlaftrunken von ihren feuchten Lagern hoch und staksten auf steifen Beinen zu der Stelle, auf die Doro immer noch zeigte.
    »Tristrams Fluch«, flüsterte sie. »Er erfüllt sich.«
    Steinchen beäugte das leere Grab, kratzte sich am Kopf und schaute sich unter den Anwesenden um. »Hat jemand von euch die letzte Nacht durchgearbeitet? Hm?«
    Sie sahen einander ratlos an.
    »Wie denn?«, fragte Georg. »Ohne Licht?« Er starrte in das Loch und auf den Erdhaufen daneben. »Ich habe allerdings etwas gehört, ein Tapsen und Scharren. Tiere, denke ich. Aber ich habe nicht lange drauf geachtet, ich war wie erschlagen, habe geschlafen wie ein Toter.«
    Das letzte Wort brachte Doro dazu, sich umzudrehen. »Natürlich war es niemand von uns«, zischte sie, bevor sie sich hinkniete und wieder begann, Zeichen in den Boden zu ritzen. Ihr wirres Haar hing bis fast auf den Boden. »Ein böses Omen«, murmelte sie unaufhörlich, »ein böses Omen.« Mit einem kurzen Ast kratzte sie ein Symbol nach dem anderen in die feuchte Erde.
    Iris konnte den Blick nicht von Doros Hand wenden, die zitterte wie die einer alten Frau.

 
    D as offene Grab löste in Bastian gemischte Gefühle aus. Selbstverständlich hatte hier keine Leiche gelegen und schon gar nicht hätte sie sich selbst ausbuddeln können. Trotzdem drückte ihm der Anblick der Grube auf den Magen. Ein böses Omen, echoten Doros Worte in seinem Kopf.
    »Wir fragen beim Orga-Team nach, was das bedeutet«, sagte er zu Iris. »Aber jetzt müssen wir Warze suchen. Ich jedenfalls, ich kann nicht mehr untätig rumstehen. Sonst noch Freiwillige? Allein bin ich ein ziemlich kurzsichtiger Suchtrupp, ich müsste schon über Warze stolpern, um ihn zu finden.«
    Iris hielt einen Finger hoch. »Wenn ich dir nicht reiche, musst du ein bisschen warten. Schau sie dir an, die Helden. Haben ja kaum die Augen offen.«
    Das sah er ein. Wahrscheinlich hatte er im Vergleich zu den meisten anderen noch recht gut geschlafen, immerhin hatte er nicht in der Nässe gelegen. Ein klein wenig Pech und wir haben heute Abend zehn grippale Infekte zu versorgen. » Doro ist für eine Suchaktion nicht zu gebrauchen, oder?«
    »Nein. Außerdem ist sie mitten in einer magischen Handlung«, erklärte Iris. »Wer weiß, wie viele Flüche du zusätzlich heraufbeschwörst, wenn du sie dabei stö-«
    »Es ist weg!« Der Aufschrei war nicht mit Doros Krakeelen zu vergleichen, doch er war erfüllt mit echter Verzweiflung.
    »Oh nein, nein, bitte nicht!« Lisbeth. Sie kniete auf dem Boden und tastete mit kleinen, panischen Bewegungen das

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