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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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murmelte er. »Das ist schlimm. Hört mal, wir müssen gezielt suchen. Uns aufteilen.« Er sah zu Lars. »War er allein unterwegs?«
    »Sieht so aus.«
    »Shit. Ich habe doch extra noch gesagt, keiner soll allein rumziehen.«
    »Stimmt«, erwiderte Lars. Er stützte sich auf seinen Speer und versank wieder in Schweigen.
    Ratlos sah Paul von einem zum anderen, dann sprang er auf. »Ich werde mit Mona den Teil des Waldes jenseits des Sees absuchen, ihr schlagt am besten einen Bogen nach rechts und geht den Bach entlang. Es wäre gut, wenn ihr nicht alle auf einem Haufen klebt, sondern ein bisschen Abstand haltet, dann sind die Chancen größer, dass jemand etwas entdeckt. Heute Abend kommt einer von uns vorbei, zwecks Nachrichtenaustausch.«
    Während Paul gesprochen hatte, war Ralfs Miene immer finsterer geworden.
    »Mein Freund«, sagte er, die Stimme voller Missbilligung. »Hat es nicht geheißen, es würde in all den Tagen unseres Aufenthalts hier keine Unterbrechung geben? Dass wir das mittelalterliche Leben durchhalten sollen? Das waren Eure eigenen Worte und jetzt -«
    Paul packte ihn so fest an der Schulter, dass Ralf quiekte. »Hast du nicht mitbekommen, dass einer aus unserer Gruppe fehlt? Kannst du dir vorstellen, was los ist, wenn wir ihn nicht finden?« Er ließ Ralf los und richtete sein Wams. »Ich informiere jetzt Mona und Carina, wir haben für den Notfall ein Satellitenhandy, wir können Hilfe rufen. Ihr geht ins Lager. Und bleibt zusammen. Bitte.«

 
    S ie marschierten zurück, wobei sie versuchten, den Bachlauf nicht aus den Augen zu verlieren. Zu seiner Linken hörte Bastian, wie Lars keuchte, während er mit seinem Speer die Äste beiseitebog, um sich besser durchs Dickicht kämpfen zu können.
    »Was wird Paul jetzt machen?«, rief Bastian ihm zu. »Gibt es einen Notfallplan?«
    »Bei Paul gibt es immer einen Plan«, sagte Lars nach einigem Nachdenken. »Immer.«
    »Wie weit kann Warze gekommen sein, vor dem Gewitter?« Es war sonst nicht Bastians Art, laut zu denken, doch jetzt verschaffte es ihm Klarheit. »Selbst wenn er sich verirrt hat, hätte er unsere Rufe hören müssen.« Es sei denn, er war in eine ganz andere Richtung abgebogen. Aber nein, sie hatten ja den Halsring gefunden. Verloren oder weggeworfen, als letztes, verzweifeltes Signal, bevor er ins Dickicht geschleppt wurde …
    Schwachsinn. Warze war groß und gut trainiert. Man hätte ihn niederschlagen müssen, um ihn gewaltsam von hier fortzuschaffen. Was leider nicht unmöglich ist.
    Oder - man musste ja nicht immer so pessimistisch denken - vielleicht war er längst wieder im Lager und würde ihnen schon entgegenkommen, wenn sie eintrafen!
    Der Gedanke war gar nicht so abwegig. Bastian beschleunigte seine Schritte, bis ein gut vier Meter hoher Felsen ihm den Weg versperrte. »Lars?«, rief er. »Pass auf! Ich gehe auf der rechten Felsseite, du auf der linken. Einverstanden?«
    »Meinetwegen. Aber danach dann keine großen Umwege mehr, ja? Ich verhungere gleich, ich brauch was zwischen die Zähne.« Er stützte sich auf seinen Speer. »Wenn ich Warze finde, pfeife ich.« Lars presste Luft durch seine Vorderzähne, es klang wie das Signal eines abfahrenden Zuges. »So in der Art.«
    »Gut.« Bastian versuchte, das Pfeifen nachzuahmen, was grandios misslang. Im Zweifelsfall würde er lieber rufen.
    Da war der Felsen. Bastian wich nach rechts aus und kletterte eine Böschung hinauf. Die anderen waren etwa auf gleicher Höhe. Er konnte sie hören, aber nicht sehen. Doch, Iris entdeckte er, als sie sich gerade über einen umgestürzten Baumriesen schwang. Sie winkte ihm und hob gleichzeitig bedauernd die Schultern. Es war klar, was das bedeutete: kein Warze.
    Er wird im Lager sein, beruhigte Bastian sich selbst. Er ist ganz sicher im Lager.

    Zerkratzt und erschöpft trat er gemeinsam mit Iris auf die Lichtung hinaus, blieb stehen und suchte mit zusammengekniffenen Augen nach Warzes hochgewachsener Gestalt. »Siehst du ihn?«
    »Nein. Das heißt aber nichts. Ich gehe Doro fragen.« Sie steuerte mit schnellen Schritten auf die Gräber zu. Bastian warf einen Blick zurück über die Schulter zum Waldrand, wo Lars gleich auftauchen musste, doch der ließ sich offenbar Zeit, also führte Bastians nächster Weg ihn zu Sandra, die an einem der Walbuckelsteine saß und Lisbeth tröstend im Arm hielt.
    »Habt ihr Warze gesehen? Ist er hier gewesen?«
    »Nein.« Sandra wirkte abwesend, ihre Hand streichelte in gleichförmigem Rhythmus über

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