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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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zutiefst bedrückt aus, wohingegen Ralf keine trüben Gedanken zu plagen schienen.
    »Ängstigt Euch nicht um Eure Sicherheit«, rief er. »Solange Alaric von Thanning Euch anführt, habt Ihr nichts zu befürchten.« Er blickte wild um sich. »Wer weiß, vielleicht hat der Feind unseren Gefährten als Geisel genommen!«
    Für ihn ist das Ganze immer noch ein Spaß. Bastian atmete tief durch, während er über einen umgestürzten Baum stieg. Aber egal, ganz egal, solange wir nur Warze finden.
    Wieder blieb er stehen und rief nach ihm, mit aller Kraft. Keine Antwort. Warze war wie vom Erdboden verschluckt.
    Die Erde wird euch verschlingen, erinnerte sich Bastian wider Willen und hieb vor Wut mit der Faust gegen einen Baumstamm.
    Als wolle die Gemeinschaft der Bäume sich dafür rächen, ließ sie Bastian kurz darauf über eine Wurzel stolpern und bäuchlings hinfallen. Er blieb liegen und schloss die Augen. So früh am Tag schon erschöpft. Ob Warze das Gleiche passiert war? Ein Sturz und zu wenig Kraft, sich wieder aufzurichten? Doch die Gewitter hätten ihn bestimmt auf die Beine und zurück zum Lager gebracht. Vorausgesetzt, er hatte gewusst, wo er war.
    Etwas Kleines krabbelte über Bastians Kinn. Er wischte es weg und hob den Kopf- da sah er es. Etwas schimmerte grau metallisch, nur wenige Schritte von ihm entfernt.
    Er hob es auf. In seiner Kehle breitete sich etwas aus, das zu groß zum Hinunterschlucken war.
    Er hatte Warzes Halsreif gefunden.
    »Da. Seht mal.«
    Steinchen kam schnaufend näher. »Das ist seiner, ganz sicher. Aber -« Er unterbrach sich, doch Bastian ahnte, was er hatte fragen wollen. Wie hatte Warze den Halsring verlieren können? Hatte er ihn weggeworfen wegen des Gewitters? Oder ihn bei einem Kampf verloren?
    Unwillkürlich fielen Bastian die Schritte ein, die er und Iris in der letzten Nacht gehört hatten. Menschliche Schritte. War noch jemand im Wald? Jemand, der nicht zu ihnen gehörte?
    Er räusperte sich. »Warze war auf jeden Fall hier. In welcher Richtung liegt unser Lager?«
    Ralf zeigte nach links, Lars nach hinten.
    »Toll.«
    »Ich weiß es.« Iris kletterte auf einen der Felsen. Mit zusammengekniffenen Augen drehte sie sich langsam um sich selbst. »In dieser Richtung liegt der See, er kommt gleich nach der nächsten Steigung. Also ist unser Lager … dort.« Sie wies mit dem Finger halb rechts hinter sich. »Wenn gar nichts mehr hilft, folgen wir dem kleineren der beiden Bäche, das ist der, der direkt hinter unserer Wiese vorbeifließt.«
    »Es gibt zwei Bäche?«, staunte Ralf.
    »Allerdings. Ihr solltet Euer Land besser kennen, Alaric.«
    Die Nennung seines Charakternamens zauberte ein Leuchten auf Ralfs Gesicht. »Ihr habt vollkommen recht«, rief er. »Doch ich habe mich so sehr auf den Kampf gegen Feinde und dunkle Mächte konzentriert, dass ich kaum dazu gekommen bin, meine Ländereien zu durchstreifen.« Mit gerunzelten Brauen sah er sich um. »Ich schlage vor, wir machen eine Pause, trinken etwas und beraten uns.«
    Ein See. Möglicherweise hatte Warze sich dorthin durchgeschlagen, um zu trinken. Oder Wunden auszuwaschen. Sie beschlossen, es dort ebenfalls zu versuchen.
    Er lag wie ein dunkler Spiegel im Wald, grün eingefasst von hohen Bäumen. Sie traten ans Wasser, das so klar war, dass man jeden Kiesel auf dem Grund erkennen konnte. Bastian bückte sich und tauchte seine Hände hinein, woraufhin ein in der Nähe befindliches Entenpärchen protestierend davonpaddelte. Eine blau schillernde Libelle surrte knapp an Steinchens Kopf vorbei und landete auf einem Farnwedel. Trotz seiner Sorge um Warze musste Bastian lächeln. Alles an diesem Ort war … richtig. Besser konnte er es nicht beschreiben. Es war gut. Der Gedanke, dass in einer solchen Umgebung etwas Schlimmes passiert sein sollte, kam ihm mit einem Mal abwegig vor, obwohl das natürlich Blödsinn war. Menschen verunglückten an schönen ebenso wie an hässlichen Orten. Trotzdem fühlte er sich zuversichtlicher, als er mit den Händen das eiskalte Wasser herausschöpfte und trank.
    Sie stillten ihren Durst, dann setzten sie sich auf einen grasbewachsenen Flecken am Ufer. Wie spät es jetzt wohl war? Acht? Halb neun? Bastian ertappte sich immer wieder dabei, wie er einen Blick auf sein linkes Handgelenk warf, an dem sich keine Uhr mehr befand. Auf jeden Fall wurde es bereits warm, Mücken und Fliegen umkreisten die Gruppe und Bastians Magen meldete sich lautstark zu Wort. Seit gestern Abend hatte er nichts mehr

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