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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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Ihnen etwas auszurichten.
    LISA
    Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich habe schon von Ihnen gehört. Pjotr Werchowenski hat gesagt, Sie seien intelligent. Und Nikolai Stawrogin hat mir auch von Ihnen erzählt. ( SCHATOW wendet sich ab.) Wie dem auch sei, ich habe folgende Idee. Ich finde, man weiß viel zu wenig über Russland, nicht wahr. Also dachte ich, man müsste alle bedeutenden Ereignisse und Begebenheiten, von denen unsere Zeitungen in den letzten Jahren berichtet haben, in einem Buch zusammenfassen. Dieses Buch wäre dann Russland. Würden Sie mir dabei helfen? Ich brauche jemanden, der etwas davon versteht, und ich würde Ihnen natürlich Ihre Arbeit bezahlen.
    [ SCHATOW
    Das ist eine interessante Idee, ja, eine intelligente … Sie verdient nähere Überlegung … Wirklich.
    LISA (sehr erfreut)
    Falls das Buch sich gut verkaufen sollte, teilen wir den Gewinn. Sie liefern den Entwurf und seine Ausführung, ich die grundlegende Idee und die Mittel.
    SCHATOW
    Aber warum glauben Sie, ich wäre für diese Arbeit geeignet? Warum ich und nicht ein anderer?
    LISA
    Ach, was man mir von Ihnen erzählt hat, klang sympathisch. Und, sagen Sie zu?
    SCHATOW
    Möglicherweise. Ja. Lassen Sie die Zeitungen hier. Ich werde über die Sache nachdenken.
    LISA (klatscht in die Hände)
    Oh, ich freue mich! Ich werde ja so stolz sein, wenn das Buch erscheint!]
    (Hat sich die ganze Zeit weiter umgesehen) Wohnt hier nicht auch der Hauptmann Lebjadkin?
    GRIGOREJEW
    Ja. Hatte ich Ihnen das nicht gesagt? Möchten Sie ihn sprechen?
    LISA
    Ihn ja, aber nicht nur ihn … Jedenfalls interessiert er sich für mich … (Sieht GRIGOREJEW an) Er hat mir einen Brief geschickt, einen Brief in Versen, mit der Nachricht, er hätte mir Enthüllungen zu machen. Ich habe nichts begriffen. (Zu SCHATOW ) Was halten Sie von ihm?
    SCHATOW
    Ein Trinker und unehrlicher Mensch.
    LISA
    Aber es hieß, er wohne mit seiner Schwester zusammen.
    SCHATOW
    Ja.
    LISA
    Und er soll sie tyrannisieren. ( SCHATOW blickt sie starr an und antwortet nicht.) Nun ja, die Leute erzählen viel. Ich werde Nikolai Stawrogin fragen, der kennt sie, ich glaube, er kennt sie sogar sehr gut. Das wird doch erzählt, nicht wahr? ( SCHATOW schaut sie immer noch unverwandt an. LISA DROSDOWA , auf einmal heftig) Oh! Hören Sie, ich will sie sofort sehen. Mit eigenen Augen muss ich sie sehen, ich flehe Sie an, mir zu helfen. Es muss sein.
    SCHATOW (geht und nimmt die Zeitungen)
    Nehmen Sie Ihre Zeitungen wieder mit. Ich nehme diesen Auftrag nicht an.
    LISA
    Aber warum? Warum denn? Habe ich Sie verärgert?
    SCHATOW
    Nein, das ist es nicht. Nur dürfen Sie bei der Sache nicht auf mich zählen.
    LISA
    Wieso «Sache»? Diese Arbeit ist kein Hirngespinst. Ich verzichte nicht darauf.
    SCHATOW
    Ja. Sie sollten jetzt nach Hause gehen.
    GRIGOREJEW (sehr freundlich)
    Ja, gehen Sie nach Hause, bitte. Schatow wird es sich überlegen. Ich schaue bei Ihnen vorbei und halte Sie auf dem Laufenden.
    ( LISA DROSDOWA sieht die beiden an, ihr entfährt ein leiser Klagelaut, dann geht sie rasch.)
    SCHATOW
    Das war ein Vorwand. Sie wollte Marja Timofejewna sehen, und so ein Theater mache ich nicht mit, dazu lasse ich mich nicht herab.
    MARJA (ist hinter ihm eingetreten, ein Brötchen in der Hand. Sie hinkt deutlich.)
    Guten Tag, Schátuschka!
    ( GRIGOREJEW grüßt sie. SCHATOW geht auf MARJA TIMOFEJEWNA zu und nimmt sie beim Arm. Sie geht zum Tisch in der Mitte des Zimmers, legt das Brötchen hin, zieht eine Schublade auf und nimmt ein Kartenspiel heraus, ohne GRIGOREJEW zu beachten.)
    MARJA (die Karten mischend)
    Ich hatte es satt, allein in meinem Zimmer zu sitzen.
    SCHATOW
    Ich freue mich so, dich zu sehen.
    MARJA
    Ich mich auch. Den da … (deutet auf GRIGOREJEW ) kenne ich nicht. Ehret die Gäste! Ja, ich bin immer froh, mit dir zu reden, obwohl du nie ordentlich gekämmt bist. Du lebst wie ein Mönch, komm, lass mich dich kämmen.
    (Sie zieht einen kleinen Kamm aus der Tasche.)
    SCHATOW (lachend)
    Ich besitze eben keinen Kamm.
    MARJA (kämmt ihn)
    Wirklich? Nun, später, wenn mein Prinz zurückkommt, werde ich dir meinen schenken.
    (Sie zieht ihm einen Scheitel, lehnt sich zurück, um das Ergebnis zu begutachten, und steckt den Kamm wieder in die Tasche.)
    Soll ich dir etwas sagen, Schátuschka?
    (Setzt sich hin und beginnt, eine Patience zu legen) Du bist intelligent, und trotzdem langweilst du dich. Ihr langweilt euch alle. Ich verstehe nicht, wie das überhaupt möglich ist. Traurig zu sein

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