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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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Allerdings müssten die noch präziser beschrieben werden!
    PJOTR
    Solange Sie Angst haben, kann man sich das sparen.
    SEMINARIST
    Hier hat niemand Angst, das wissen Sie. Aber Sie behandeln uns wie Schachfiguren. Erklären Sie uns die Dinge klipp und klar, und wir werden Ihnen folgen.
    PJOTR
    Sie wären bereit, einen Eid auf die Organisation zu schwören?
    WIRGINSKI
    Freilich, wenn Sie uns in der gebotenen Art und Weise dazu auffordern.
    PJOTR (mit einer Kopfbewegung zu SCHATOW )
    Liputin, Sie haben noch gar nichts gesagt.
    LIPUTIN
    Ich bin bereit, noch viele weitere Antworten zu geben, aber erst muss ich sicher sein, dass kein Spitzel unter uns ist.
    (Aufruhr. LJAMSCHIN springt ans Klavier.)
    PJOTR (gespielt beunruhigt)
    Wie bitte? Was wollen Sie damit sagen? Sie erschrecken mich! Ein Spitzel, unter uns?
    (Alle reden durcheinander.)
    LIPUTIN
    Wir wären kompromittiert!
    PJOTR
    Ich mehr noch als Sie. Daher werden Sie jetzt alle eine Frage beantworten, die über Fortbestand oder Auflösung dieser Gruppe entscheidet. Sollte einer von Ihnen erfahren, dass man um unserer Sache willen einen Mord plant, würde er das der Polizei melden? (Zum SEMINARISTEN ) Erlauben Sie, dass ich Sie das als Ersten frage.
    SEMINARIST
    Warum mich als Ersten?
    PJOTR
    Weil ich Sie am wenigsten kenne.
    SEMINARIST
    Diese Frage ist eine Beleidigung.
    PJOTR
    Bitte etwas genauer.
    SEMINARIST (wütend)
    Ich würde es natürlich nicht melden.
    PJOTR
    Wirginski, und Sie?
    WIRGINSKI
    Nein, hundertmal nein!
    LIPUTIN
    Warum steht Schatow auf?
    ( SCHATOW ist aufgestanden. Zornesbleich schaut er PJOTR WERCHOWENSKI an, dann geht er auf die Tür zu.)
    PJOTR
    Was Sie da tun, könnte Ihnen gefährlich werden, Schatow.
    SCHATOW
    Es kann aber dem Spion und Schuft, der du bist, sehr nutzen, also freue dich. Ich werde mich nicht dazu herablassen, deine entwürdigende Frage zu beantworten.
    (Er geht hinaus. Lautes Durcheinander. Alle außer STAWROGIN sind aufgesprungen, KIRILLOW geht langsam in sein Zimmer. PJOTR WERCHOWENSKI trinkt noch ein Glas Cognac.)
    LIPUTIN
    Na also! Der Versuch hat ein Ergebnis gebracht. Jetzt wissen wir mehr.
    ( STAWROGIN steht auf.)
    LJAMSCHIN
    Stawrogin hat auch noch nicht geantwortet.
    WIRGINSKI
    Stawrogin, können Sie die Frage beantworten?
    STAWROGIN
    Ich sehe keinen Anlass dazu.
    WIRGINSKI
    Aber wir haben uns alle entblößt und Sie nicht!
    STAWROGIN
    So ist es eben.
    (Aufruhr.)
    SEMINARIST
    Werchowenski hat auch noch nicht geantwortet.
    STAWROGIN
    In der Tat.
    ( STAWROGIN geht hinaus. PJOTR WERCHOWENSKI rennt ihm nach, kommt dann zurück.)
    PJOTR
    Hören Sie her. Stawrogin ist unser aller Beauftragter. Ihm und mir, der ich ihm assistiere, schulden Sie Gehorsam bis in den Tod. Bis in den Tod, hören Sie! Apropos, Schatow hat sich selber als Verräter enttarnt. Sie wissen, wie Verräter bestraft werden. Schwören Sie jetzt also Ihren Eid, heben Sie die Hand …
    SEMINARIST
    Worauf schwören?
    PJOTR
    Sind Sie Männer oder nicht? Schrecken Sie vor einem Eid zurück?
    WIRGINSKI (etwas ratlos)
    Was sollen wir schwören?
    PJOTR
    Verräter zu bestrafen. Schwören Sie schnell. Los schon, ich muss Stawrogin einholen. Schwören Sie!
    (Alle heben sehr langsam die Rechte. PJOTR WERCHOWENSKI stürzt hinaus.)
    Dunkel
    Dreizehntes Bild
    (Auf der Straße, dann bei Warwara Stawrogina. STAWROGIN und PJOTR WERCHOWENSKI .)
    PJOTR (läuft hinter STAWROGIN her)
    Warum sind Sie weggegangen?
    STAWROGIN
    Es hat mir gereicht. Und Ihr Theater mit Schatow widert mich an. Aber ich werde Sie daran hindern.
    PJOTR
    Er hat sich selbst entlarvt.
    STAWROGIN (bleibt stehen)
    Sie sind ein Lügner. Ich habe Ihnen ja ins Gesicht gesagt, dass Ihnen Schatows Blut dazu dienen soll, die Gruppe zusammenzuschweißen. Sie haben ihn sehr geschickt zum Gehen gebracht. Sie haben gewusst, dass er sich weigern würde zu sagen: «Ich würde es nicht melden»
    [und dass er es feige gefunden hätte, Ihnen zu antworten].
    PJOTR
    Ja, ja, schon gut. Aber Sie hätten nicht gehen dürfen. Ich brauche Sie noch.
    STAWROGIN
    Das bezweifle ich, schließlich wollen Sie mich dazu bringen, dass ich meine Frau ermorden lasse. Aber wozu? Was kann ich für Sie tun?
    PJOTR
    Was? Alles … Außerdem haben Sie recht. Bleiben Sie bei mir, und ich befreie Sie von Ihrer Frau.
    ( PJOTR WERCHOWENSKI nimmt STAWROGIN beim Arm. STAWROGIN macht sich los, greift PJOTR WERCHOWENSKI ins Haar und schleudert ihn zu Boden.)
    Oh, sind Sie stark! Stawrogin, tun Sie, worum ich Sie bitte, und ich bringe Ihnen morgen

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