Saemtliche Dramen
schon Bescheid, gnädige Frau.
(Geht nach rechts ab. WARWARA STAWROGINA kehrt zum Sofa zurück.)
STEPAN
Meine Liebe, meine Liebe, da sind Sie ja! Ich habe unterwegs viel nachgedacht und manches begriffen, zum Beispiel, dass ich nicht mehr leugnen darf … Für uns ist es zu spät, aber die nach uns kommen, nicht wahr, der Aufstand, das junge Russland …
WARWARA
Was wollen Sie sagen?
STEPAN
Oh, lesen Sie mir die Stelle mit den Säuen vor!
WARWARA (entsetzt)
Mit den Säuen?
STEPAN
Ja, bei Lukas, Sie wissen schon, wo die Dämonen in die Säue fahren.
( WARWARA STAWROGINA holt die Bibel vom Schreibtisch und blättert.)
Kapitel 8 , Verse 33 bis 35 .
WARWARA (steht neben dem Sofa)
«Da fuhren die Teufel aus von dem Menschen und fuhren in die Säue; und die Herde stürzte sich von dem Abhange in den See und ersoff. Da gingen sie hinaus, zu sehen, was da geschehen war, und kamen zu Jesu und fanden den Menschen, von welchem die Teufel ausgefahren waren, sitzend zu den Füßen Jesu, bekleidet und vernünftig, und erschraken.»
STEPAN
Ja, ja, genau … Diese bösen Geister, die aus dem Besessenen fahren, meine Liebe, also, nicht wahr, Sie erkennen es, das sind unsere schwärenden Wunden, unsere Unreinheiten, und der Kranke ist Russland … Aber die Unreinheiten fahren aus ihm hinaus, in die Schweine, ich meine uns, meinen Sohn, die anderen, und wir stürzen los wie Besessene und kommen um. Doch der Kranke wird geheilt sein, er wird zu Füßen Jesu sitzen, und alle sind geheilt … Ja, eines Tages wird Russland heil sein!
WARWARA
Sie werden nicht sterben. Sie sagen das, um mich noch mehr zu quälen, Sie grausamer Mann …
STEPAN
Nein, meine Liebe, nein … Außerdem werde ich nicht für ewig sterben. Wir werden auferstehen, auferstehen, nicht wahr … Wenn es denn Gott gibt, werden wir auferstehen, das ist mein Glaubensbekenntnis. Ich bekenne es vor Ihnen, die ich liebte …
WARWARA
Es gibt Gott, Stepan Trofimowitsch, das versichere ich Ihnen.
STEPAN
Das habe ich unterwegs erkannt … inmitten meines Volkes. Ich habe mein ganzes Leben lang gelogen. Morgen, meine Liebe, morgen beginnt unser neues Leben …
(Er lässt sich nach hinten sinken.)
WARWARA
Dascha! (immer noch stehend, erstarrt) Oh mein Gott, erbarme dich dieses Kindes!
ALEXEJ (erscheint aus dem rechten Nebenzimmer)
Gnädige Frau, gnädige Frau … ( DASCHA SCHATOWA kommt herein.) Dort, dort. (Deutet auf das Zimmer) Herr Stawrogin …
( DASCHA eilt in das Zimmer. Man hört ihren Schrei. Langsam kommt sie zurück.)
DASCHA
Er hat sich erhängt.
(Sie fällt auf die Knie.)
( GRIGOREJEW , der ERZÄHLER , kommt herein.)
DER ERZÄHLER
Meine Damen, meine Herren, auf ein Wort noch! Nach Stawrogins Tod erklärten die versammelten Ärzte übereinstimmend, es sei keinerlei Zeichen einer Geisteskrankheit an ihm feststellbar.
Vorhang
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Das Impromptu der Philosophen
Personen
Monsieur Néant
Monsieur Vigne
Madame Vigne, seine Frau
Sophie, seine Tochter
Monsieur Mélusin, möchte Sophie heiraten
Der Direktor der Irrenanstalt
SOPHIE
Vater, da ist ein Mann, der Sie sprechen möchte.
MONSIEUR VIGNE
Sophie, wie oft muss ich Sie noch auffordern, sich klar und deutlich auszudrücken? Will dieser Mann den Bürgermeister sprechen oder den Apotheker? Als Bürgermeister müsste ich meine Schärpe umlegen, als Mann der pharmazeutischen Kunst würde ich meinen Kittel verlangen.
SOPHIE
Ich weiß es nicht, Vater, ich habe ihn nicht gefragt. Und mit allem schuldigen Respekt, mir will doch scheinen, dass man jedermann durchaus in Alltagskleidung empfangen kann.
MONSIEUR VIGNE
Frieden, Frieden, meine Tochter! Das regeln wir. Geben Sie mir Kittel und Schärpe. Ich werde beide nehmen, und schon sind die Äußerlichkeiten gewahrt.
(So geschieht es. MONSIEUR NÉANT kommt herein, in der Hand trägt er einen riesigen Folio-Band.)
MONSIEUR NÉANT
Monsieur, mir sind Ihre Funktionen bekannt, und Ihr Anblick vermittelt einen treffenden Eindruck davon. Was Ihren Geist angeht, so ist dessen Ruf bis zu mir gedrungen. Mir ist folglich die Ehre bewusst, die Sie mir erweisen, und ich werde Ihre kostbar bemessene Zeit nicht missbrauchen.
MONSIEUR VIGNE
Ah, Monsieur, nicht so viele Umstände. Ich sehe gleich, Sie sind ein anständiger Mann, und Ihre Gesellschaft ist mir ein Vergnügen.
MONSIEUR NÉANT
Sie verwirren mich, Monsieur. Und im Übermaß meiner Verwirrung werde ich sogleich den Ort verlassen.
(So geschieht es.
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