Saemtliche Dramen
dass ihr … dass ihr nicht … Ich meine, das Kind, also ich will sagen das Engagement …
MONSIEUR MÉLUSIN
Monsieur, da ich die Prinzipien, die Sie mir auseinandersetzten, nicht hinreichend begriff, dachte ich noch nach und wartete darauf, sie gut genug durchdrungen zu haben, um sie fruchtbringend anzuwenden.
SOPHIE
Lieber Vater, ich glaube, ich für meinen Teil habe diese Prinzipien gut genug verstanden, doch traf ich bei ihrer praktischen Anwendung auf Monsieur Mélusins Widerstand.
MONSIEUR VIGNE
Ah! Mein Sohn, kommen Sie, lassen Sie sich umarmen. Ah! Meine liebe Frau, vergeben Sie mir den Irrsinn! Ah! Liebe Kinder, es stimmt also nicht, dass man ist, indem man sich … Also, ihr versteht schon, was ich sagen will. Kommen Sie, liebe Frau, und auch Sie, Herr Doktor. (Im Hinausgehen) Dabei argumentiert dieser Monsieur Néant einfach ganz wunderbar.
DER DIREKTOR (zu den jungen Leuten)
Nur zu, Monsieur Mélusin. Vergessen Sie Monsieur Néant in den Armen dieses bezaubernden Geschöpfes. Und wenn Sie dem klugen alten Mann, der ich in Gesellschaft der Verrückten geworden bin, einen Rat erlauben, so kommen Sie ihr mit Kindern oder auch nicht. Aber hüten Sie sich wohl, ihr mit Philosophie zu kommen.
Vorhang
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Die Liebe zum Kreuz
Schauspiel in drei Tagen
Nach Pedro Calderón de la Barca
MARCEL HERRAND gewidmet
Personen
Julia
Menga
Arminda
Eusebio
Curcio
Lisardo
Alberto
Octavio
Gil
Blas
Tirso
Toribio
Ricardo
Celio
Chilindrina
Die Handlung spielt in Italien. Mit der Stadt «Sena» dürfte Sienna gemeint sein.
Erstaufführung dieser Version von
Die Liebe zum Kreuz
am 14 . Juni 1953 beim
Festival d’Art dramatique
in Angers. Regie: Marcel Herrand.
Erster Tag
(Ein Wäldchen bei einem nach Sena führenden Weg.)
MENGA (aus dem Off)
Verfluchte Eselin! Wo rennt sie wieder hin?
GIL (aus dem Off)
Hoh! … Hoh! … Teufelsbraten! Hoh! … Sturkopf!
MENGA
Wo läuft sie denn hin? Hoh! … Da lang!
GIL
Zum Teufel mit dir! Wie soll ich sie denn am Schwanz packen? Tausend Männer brauchte man!
(Sie kommen herein.)
MENGA
Na großartig, Gil!
GIL
Selber großartig, Menga! Deine Schuld! Du bist auf ihr geritten, und du hast ihr eingeflüstert, dass sie in dieses Schlammloch springt, nur um mich zu ärgern.
MENGA
Du hast es ihr gesteckt, damit du mich runterfallen siehst!
GIL
Und wie holen wir sie jetzt wieder raus?
MENGA
Wie? Willst du sie dadrin steckenlassen?
GIL
Ich allein bekomme sie da nicht raus.
MENGA
Zieh du sie an den Ohren, ich ziehe sie am Schwanz!
GIL (setzt sich)
Es gäbe schon ein Mittel, und es hat sich neulich auch bewährt, in der Stadt bei einer Kutsche, die sich festgefahren hatte. Diese arme Kutsche, Gottes Gnade anvertraut und von zwei jungen Pferden gezogen, sah jämmerlich aus zwischen den anderen prächtigen Fahrzeugen. Und wahrscheinlich wegen eines Fluches, mit dem Vater und Mutter sie belegt hatten, fuhr sie nicht ordentlich von Tür zu Tür, sondern schlingerte von einem Straßenrand zum anderen, bis zur Nabe im Schlamm. Der Edelmann betete, der Kutscher schlug drein, und beide versuchten, sie mit Zureden und Schimpfen aus dem Dreck zu bewegen. Aber die Pferde rührten keinen Huf, trotz allem Geschrei. Schließlich hielten sie ihnen ein Maul voll Gerste hin, und die Tiere zogen keuchend an, um zu fressen, und vor lauter Appetit keuchten sie so, dass sie die Kutsche freibekamen. So sollten wir es auch anstellen.
MENGA
Immer dieselben Geschichten, und sie taugen nichts.
GIL
Menga, schau dir diese arme Eselin an, verhungert und kraftlos, dabei gibt es auf der Welt so viele satte Tiere!
MENGA
Ich gehe zum Weg und schaue, ob jemand vorbeikommt, der dir helfen kann. Das schafft doch jeder, nur du stellst dich so an.
GIL
Los, Menga! Das Lied!
MENGA
Liebes altes Eselchen, was soll nur aus dir werden … (Sie geht ab.)
GIL
Liebes altes Eselchen, was soll’n wir mit dir machen … Du warst die angesehenste Eselin des Dorfs. Nie hat man dich in schlechter Gesellschaft gesehen. Du hast dich nicht herumgetrieben und immer lieber an der Krippe gestanden, als durch die Gegend zu spazieren. Wie bitte? Hochmütig soll mein Esel sein? Und leicht zu haben? Ah! Ich schwöre, sie hat keinem lebenden Esel am Fenster gelauscht, der ihr Serenaden sang. Und was Hochmut angeht, so verdient ihre Zunge diesen Ruf nicht, denn meine Eselin hat zwar oft den Mund aufgemacht, aber nie, um schlecht über jemanden zu reden. Und nicht
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