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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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hineintreiben und warten, bis diese Logik in Wahnsinn umschlägt. Aber ich wiederhole, und ich habe überhaupt nur aus Rechtschaffenheit gesprochen, ihr müsst begreifen, dass ich nur eine Zeitlang bei euch mitmache. Danach werde ich keinem eurer Interessen dienen, weil ich nur den Wunsch habe, wieder in Frieden in einer aufs Neue stimmigen Welt zu leben. Nicht Ehrgeiz treibt mich zum Handeln, sondern eine begründete Angst, die Angst vor dieser unmenschlichen Schwärmerei, im Vergleich zu der mein Leben nichts bedeutet.
    ERSTER PATRIZIER (vortretend)
    Ich glaube, ich habe verstanden, oder doch annähernd. Aber das Wesentliche ist, dass du, wie wir, die Grundlagen unserer Gesellschaft für erschüttert hältst. Für uns, nicht wahr, liebe Freunde, ist es vor allem eine moralische Frage. Die Familie gerät ins Wanken, die Achtung vor der Arbeit geht verloren, das ganze Vaterland wird geschmäht. Die Tugend ruft uns zu Hilfe, sollen wir uns weigern, sie zu hören? Verschwörer, wollt ihr am Ende hinnehmen, dass die Patrizier jeden Abend gezwungen werden, Cäsars Sänfte hinterherzulaufen?
    DER ALTE PATRIZIER
    Wollt ihr zulassen, dass man sie «Liebchen» nennt?
    DRITTER PATRIZIER
    Dass man ihre Frauen entführt?
    ZWEITER PATRIZIER
    Und ihre Kinder?
    MUCIUS
    Und ihnen ihr Geld wegnimmt?
    VIERTER PATRIZIER
    Nein!
    ERSTER PATRIZIER
    Cherea, du hast gut gesprochen. Du hast auch gut daran getan, uns zu Mäßigung aufzurufen. Es ist zu früh zum Handeln: Heute wäre das Volk noch gegen uns. Willst du mit uns den richtigen Moment zum Zuschlagen abpassen?
    CHEREA
    Ja, lassen wir Caligula weitermachen. Tragen wir ihn im Gegenteil auf seinem Weg voran. Fördern wir seinen Wahnsinn. Der Tag wird kommen, an dem er allein einem Reich von Toten und Eltern von Toten gegenübersteht.
    (Wirrer Lärm. Draußen Trompetenstöße. Stille. Dann, von Mund zu Mund ein Name:) Caligula.
    3 . Szene
    ( CALIGULA und CAESONIA treten ein, gefolgt von HELICON und Soldaten. Stumme Szene. CALIGULA bleibt stehen und sieht die Verschwörer an. Er geht schweigend von einem zum andern, zupft einem eine Locke zurecht, tritt etwas zurück, um einen andern zu mustern, sieht sie nochmals an, fährt sich mit der Hand über die Augen und geht wortlos hinaus.)
    4 . Szene
    CAESONIA (deutet auf das Durcheinander; ironisch)
    Habt ihr euch geschlagen?
    CHEREA
    Wir haben uns geschlagen.
    CAESONIA (wie zuvor)
    Und warum habt ihr euch geschlagen?
    CHEREA
    Für nichts und wieder nichts.
    CAESONIA
    Dann ist es nicht wahr.
    CHEREA
    Was ist nicht wahr?
    CAESONIA
    Ihr habt euch nicht geschlagen.
    CHEREA
    Dann haben wir uns eben nicht geschlagen.
    CAESONIA (lächelnd)
    Vielleicht wäre es besser, das Zimmer aufzuräumen. Caligula kann Unordnung nicht ausstehen.
    HELICON (zu dem ALTEN PATRIZIER )
    Ihr bringt den Mann noch ganz aus dem Häuschen!
    DER ALTE PATRIZIER
    Was haben wir ihm denn getan?
    HELICON
    Eben nichts. Es ist unerhört, derart belanglos zu sein. Das wird irgendwann unerträglich. Versetzt euch an Caligulas Stelle. (Pause.) Natürlich habt ihr ein bisschen konspiriert, nicht wahr?
    DER ALTE PATRIZIER
    Das ist überhaupt nicht wahr. Was glaubt er denn?
    HELICON
    Er glaubt nicht, er weiß es. Aber ich vermute, dass er es im Grunde ein wenig wünscht. Kommt, wir wollen aufräumen.
    (Sie machen sich zu schaffen. CALIGULA tritt ein und beobachtet sie.)
    5 . Szene
    CALIGULA (zu dem ALTEN PATRIZIER
    Guten Tag, Liebling. (Zu den anderen) Cherea, ich habe beschlossen, mich in deinem Haus etwas zu stärken. Mucius, ich habe mir erlaubt, deine Frau einzuladen.
    (Der OBERHOFMEISTER klatscht in die Hände. Ein Sklave tritt ein, aber CALIGULA hält ihn auf.)
    Einen Moment! Meine Herren, ihr wisst, dass die Staatsfinanzen nur stabil waren, weil sie sich daran gewöhnt hatten. Seit gestern reicht dazu nicht einmal mehr die Gewohnheit aus. Ich bin daher betrüblicherweise gezwungen, einen Personalabbau vorzunehmen. Mit einer Opferfreudigkeit, die ihr bestimmt zu schätzen wisst, habe ich beschlossen, meinen Hofstaat zu verkleinern, einige Sklaven freizulassen und euch zu meinem Dienst heranzuziehen. Würdet ihr bitte den Tisch decken und auftragen.
    (Die Senatoren blicken sich an und zögern.)
    HELICON
    Na los, meine Herren, ein bisschen guten Willen! Ihr werdet übrigens merken, dass es leichter ist, die soziale Stufenleiter hinabzusteigen als hinauf.
    (Die Senatoren setzen sich zögernd in Bewegung.)
    CALIGULA (zu CAESONIA
    Welche Züchtigung ist für arbeitsscheue Sklaven

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