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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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zugleich verklagt sie meinen Gatten,
    Und zwar erwähnt sie solcher Zeit, mein Fürst,
    Wo ich bezeug’, ich selbst umarmt’ ihn damals
    In Lieb’ und Zärtlichkeit.
    Angelo
.
    Meint sie wen sonst, als mich?
    Mariane
.
    Nicht daß ich wüßte!
    Herzog
.
    Nicht?
    Ihr sagtet, Euer Gatte? –
    Mariane
.
    Jawohl, mein Fürst: und das ist Angelo,
    Der glaubt, daß er mich niemals hat berührt,
    Und wähnt, daß Isabella ihn umarmt.
    Angelo
.
    Das geht zu weit! Laß dein Gesicht uns sehn!
    Mariane
.
    Mein Gatte fodert’s, dann entschleir’ ich mich.
    Sie nimmt den Schleier ab.
    Sieh dies Gesicht, grausamer Angelo,
    Dem einst du schwurst, es sei des Anblicks wert:
    Sieh diese Hand, die durch geweihten Bund
    Sich fest in deine fügte: sieh mich selbst,
    Die dich von Isabellen losgekauft
    Und in dem Gartenhause dir begegnet,
    Als wär’ es jene.
    Herzog
.
    Kennt Ihr dieses Mädchen?
    Lucio
.
    Ja, fleischlich, sagt sie.
    Herzog
.
    Still doch, Mensch!
    Lucio
.
    Schon gut! –
    Angelo
.
    Mein Fürst, ich leugn’ es nicht, ich kenne sie;
    Fünf Jahre sind’s, da war von Heirat wohl
    Die Rede zwischen uns; doch brach ich’s ab,
    Teils, weil das festgesetzte Heiratsgut
    Nicht dem Vertrag entsprach; teils, und zumeist,
    Weil ich erfuhr, sie schade ihrem Ruf
    Durch Leichtsinn. Seit der Zeit, fünf Jahre sind’s,
    Sprach ich sie nicht, noch sah und hört’ ich sie,
    Bei meiner Treu’ und Ehre.
    Mariane
.
    Hoher Herr,
    Wie Licht vom Himmel kommt, vom Hauch das Wort,
    Wie Sinn in Wahrheit ist, Wahrheit in Tugend:
    Ich bin sein anverlobtes Weib, so fest
    Ein Treugelübde bindet; ja, mein Fürst,
    Erst Dienstag nacht in seinem Gartenhaus
    Erkannt’ er mich als Weib. Wie dies die Wahrheit,
    So mög’ ich ungekränkt vom Knien erstehn;
    Wo nicht, – auf ewig festgebannt hier haften,
    Ein marmorn Monument! –
    Angelo
.
    Bisher hört’ ich’s mit Lächeln;
    Jetzt, gnäd’ger Fürst, laßt meinem Recht den Lauf;
    Hier bricht mir die Geduld. Ich seh’ es wohl,
    Die armen Klägerinnen sind durchaus
    Werkzeuge nur in eines Mächt’gen Hand,
    Der sie regiert. Gebt Freiheit mir, mein Fürst,
    Die Ränke zu entlarven!
    Herzog
.
    Ja, von Herzen;
    Und straft sie nur, so wie’s Euch wohlgefällt.
    Einfält’ger Mönch, und du, boshaftes Weib,
    Im Bund mit der, die ging: glaubst du, dein Schwur,
    Und zwäng’ er alle Heil’gen her vom Himmel,
    Sei Zeugnis gegen solch Verdienst und Ansehn,
    Das unser Zutraun stempelt? Ihr, Lord Escalus,
    Setzt Euch zu meinem Vetter; steht ihm bei,
    Die Quelle dieses Unfugs zu erspähn.
    Noch war’s ein andrer Mönch, der sie gehetzt:
    Den schafft herbei!
    Peter
.
    Ich wünscht’, er wär’ schon hier; denn allerdings
    War er’s, der diese Weiber trieb zur Klage.
    Eu’r Schließer weiß den Ort, wo er verweilt,
    Und kann ihn holen.
    Herzog
.
    Tut es ungesäumt!
    Schließer ab.
    Und Ihr, mein würd’ger, wohlerprobter Vetter,
    Dem daran liegt, die Sache zu durchforschen,
    Verfahrt mit dieser Schmähung, wie Ihr mögt,
    Und wählt die Strafe! Ich verlass’ Euch jetzt
    Auf kurze Zeit; Ihr bleibt, bis Ihr durchaus
    Mit den Verleumdern alles abgetan.
    Escalus
.
    Mein Fürst, es soll an uns nicht fehlen. –
    Der Herzog geht ab.
    Signor Lucio, sagtet Ihr nicht, Ihr kenntet jenen Pater Ludwig als einen Menschen von unehrbarem Wandel?
    Lucio
. Cucullus non facit monachum: ehrbar in nichts, als in seinem Habit; und hat höchst niederträchtig von unserm Herzog gesprochen.
    Escalus
. Seid so gut und wartet hier, bis er kommt, um dies gegen ihn zu behaupten. Es wird sich ergeben, daß dieser Mönch ein schlimmer Gesell ist.
    Lucio
. So sehr, als irgendeiner in Wien, auf mein Wort!
    Escalus
. Ruft besagte Isabella wieder her, ich will mit ihr reden. Erlaubt mir, gnädiger Herr, sie zu vernehmen. Ihr sollt sehen, wie ich ihr zusetzen werde.
    Lucio
. Nicht besser als der, nach ihrer eigenen Aussage.
    Escalus
. Wie war das?
    Lucio
. Ei, gnädiger Herr, ich meine nur, wenn Ihr insgeheim ihr zusetzt, so wird sie eher beichten; vielleicht schämt sie sich, es so vor der Welt zu tun.
    Gerichtsdiener führen Isabella herein; es kommen der Herzog, als Mönch verkleidet, und der Schließer.
    Escalus
. Es liegt mir dran, recht bald alles Dunkle zu erklären.
    Lucio
. Recht so, erklärt Ihr Euer Anliegen im Dunkeln.
    Escalus
. Tretet näher, junges Mädchen; hier dieses Frauenzimmer widerspricht allem, was Ihr gesagt habt.
    Lucio
. Gnädiger Herr, hier kommt der Schurke, von dem ich sprach – hier, mit dem

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