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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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alle diese Untersuchungen hinwegsetzen: und wie es Euch am Schluß gerät, – nun, ich denke, Ihr kehrt niemals zurück, um irgendeinem das zu erzählen.
    Posthumus
. Ich sage dir, keinem fehlen die Augen, ihn auf dem Wege zu leiten, den ich jetzt gehen werde, als solchen, die die Augen zudrücken und sie nicht gebrauchen wollen.
    Kerkermeister
. Welch ein Tausend Spaß wär’ das, daß ein Mensch den besten Gebrauch seiner Augen hätte, um den Weg der Blindheit zu sehen! Ich bin gewiß, Hängen ist der Weg, die Augen zuzudrücken.
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
. Nehmt ihm die Fesseln ab, und führt Euren Gefangenen zum König!
    Posthumus
. Du bringst gute Botschaft; – ich werde zur Freiheit gerufen.
    Kerkermeister
. Dann will ich mich hängen lassen.
    Posthumus
. Dann wirst du freier sein als ein Schließer; für den Toten gibt es keine Riegel.
    Posthumus geht mit dem Boten ab.
    Kerkermeister
. Wenn einer einen Galgen heiraten wollte, um junge Kniegalgen zu erzeugen, könnte er nicht versessener drauf sein wie der. Doch auf mein Gewissen, es gibt noch größere Schurken, die zu leben wünschen, mag dieser auch ein Römer sein: – und unter ihnen gibt es auch welche, die gegen ihren Willen sterben; wie ich tun würde, wenn ich einer wäre. Ich wollte, wir wären alle einer Gesinnung, und die eine Gesinnung wäre gut; oh! Dann würden alle Kerkermeister und Galgen aussterben! Ich spreche gegen meinen jetzigen Vorteil; aber mein Wunsch schließt eine Beförderung ein. Er geht ab.
    ¶

Fünfte Szene
    In Cymbelines Palast.
    Es treten auf Cymbeline, Bellarius, Guiderius, Arviragus, Pisanio, Lords, Krieger und Gefolge.
    Cymbeline
.
    Steht mir zur Seit’, ihr, die die Götter sandten
    Als Stützen meines Throns! Es quält mein Herz,
    Daß jener Arme, der so herrlich focht,
    Des Kittel goldne Rüstungen beschämte,
    Des nackte Brust sich vordrang erznen Panzern,
    Nicht kann gefunden werden: der sei glücklich,
    Der ihn entdeckt – kann unsre Huld beglücken.
    Bellarius
.
    Nie sah ich solchen Heldenzorn in so
    Armsel’gem Bild; solch fürstlich Tun in einem,
    Der nur geboren schien für Bettlerangst.
    Cymbeline
.
    Und weiß man nichts von ihm?
    Pisanio
.
    Man sucht’ ihn unter Lebenden und Toten,
    Doch fand man keine Spur.
    Cymbeline
.
    Zu meinem Kummer
    Bin ich der Erbe seines Lohns; und füge
    Ihn euch noch zu, Herz, Leber, Hirn Britanniens:
    Durch euch ja lebt es nur. Jetzt ist es Zeit,
    Zu fragen, wo ihr herstammt – sprecht!
    Bellarius
.
    Mein König,
    Aus Cambria gebürtig sind wir, adlig:
    Unschicklich wär’ und unwahr, mehr zu rühmen;
    Nur daß wir ehrlich, sag’ ich noch.
    Cymbeline
.
    Kniet nieder
    Steht auf als meine Ritter von der Schlacht:
    Ihr seid hiermit die Nächsten im Gefolge,
    Und Würden geb’ ich, eurem Stand geziemend.
    Cornelius kommt mit den Hofdamen.
    Eil’ spricht aus aller Blick: – Warum so traurig
    Begrüßt ihr unsern Sieg? Ihr blickt gleich Römern,
    Nicht wie vom brit’schen Hof.
    Cornelius
.
    Heil, großer König!
    Dein Glück zu trüben, muß ich dir den Tod
    Der Kön’gin melden.
    Cymbeline
.
    Wem steht solche Botschaft
    Wohl schlechter als dem Arzt? Doch wissen wir,
    Arznei verlängt das Leben wohl, doch rafft
    Der Tod zuletzt den Arzt auch hin. – Wie starb sie?
    Cornelius
.
    Im Wahnsinn, schauderhaft, wie sie gelebt;
    Grausam der Welt im Leben, starb sie auch
    Grausamen Todes. Was sie hat bekannt,
    Meld’ ich, wenn Ihr befehlt; und diese Frauen,
    Sie mögen, irr’ ich, mich der Lüge zeihen;
    Sie sahen, feuchten Blicks, ihr Ende.
    Cymbeline
.
    Sprich!
    Cornelius
.
    Zuerst bekannte sie, sie liebt’ Euch nie;
    Durch Euch erhöht sein war ihr Ziel, nicht Ihr;
    Nur Eurem Thron war sie vermählt als Gattin,
    Euch selber hassend.
    Cymbeline
.
    Sie nur konnt’ es wissen:
    Und sprach sie’s sterbend nicht, so glaubt’ ich’s nimmer
    Selbst ihren eignen Lippen. Fahre fort!
    Cornelius
.
    Und Eure Tochter, der sie trügerisch
    So große Liebe zeigte, sie bekannt’ es,
    War ein Skorpion im Aug’ ihr; und sie wollte –
    Nur daß die Flucht sie hinderte – mit Gift
    Ihr Leben tilgen.
    Cymbeline
.
    O du list’ger Teufel!
    Wer kann ein Weib durchschau’n? – Weißt du noch mehr?
    Cornelius
.
    Und Schlimmres. Sie gestand, daß sie für Euch
    Ein tödlich Mittel habe, das, genommen,
    Minutenweis’ am Leben zehrt und langsam
    Euch zollweis’ töten sollt’, indessen sie,
    Durch Wachen, Weinen, Pfleg’ und Zärtlichkeit,
    Durch falschen Schein Euch täuschte – ja die

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