Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
nicht zu Bette sein, heißt früh auf sein und diluculo surgere, weißt du –
    Junker Christoph
. Nein, bei meiner Ehre, ich weiß nicht; aber ich weiß: spät aufbleiben ist spät aufbleiben.
    Junker Tobias
. Ein falscher Schluß, mir so zuwider wie ’ne leere Kanne. Nach Mitternacht auf sein, und dann zu Bett gehn, ist früh; und also heißt nach Mitternacht zu Bett gehn, früh zu Bett gehn. Besteht unser Leben nicht aus den vier Elementen?
    Junker Christoph
. Ja wahrhaftig, so sagen sie; aber ich glaube eher, daß es aus Essen und Trinken besteht.
    Junker Tobias
. Du bist ein Gelehrter; laß uns also essen und trinken! – Heda, Marie! – Ein Stübchen Wein!
    Der Narr kommt.
    Junker Christoph
. Da kommt der Narr, mein’ Seel’.
    Narr
. Was macht ihr, Herzenskinder? Sollen wir im Wirtshaus zu den drei Narren einkehren?
    Junker Tobias
. Willkommen, du Eselskopf! Laß uns einen Kanon singen!
    Junker Christoph
. Mein’ Seel’, der Narr hat eine prächtige Lunge. Ich wollte ein halb Dutzend Dukaten drum geben, wenn ich so ’ne Wade hätte, und so ’nen schönen Ton zum Singen, wie der Narr. Wahrhaftig, du brachtest gestern abends charmante Possen vor, da du von Pigrogromitus erzähltest, von den Vapianern, die die Linie von Queubus passieren. Es war prächtig, meiner Treu. Ich schickte dir einen Batzen für dein Schätzchen. Hast ihn gekriegt?
    Narr
. Ich habe dein Präsent in den Sack gesteckt, denn Malvolios Nase ist kein Peitschenstiel; mein Fräulein hat eine weiße Hand, und die Myrmidonier sind keine Bierhäuser.
    Junker Christoph
. Herrlich! So geht das Spaßen am besten, wenn alles vorbei ist. Nun sing’ eins!
    Junker Tobias
. Mach’ zu, da hast du einen Batzen: laß uns ein Lied hören!
    Junker Christoph
. Da hast du auch einen von mir: was dem einen recht ist –
    Narr
. Wollt ihr ein Liebeslied, oder ein Lied von gutem Lebenswandel?
    Junker Tobias
. Ein Liebeslied! ein Liebeslied!
    Junker Christoph
. Ja! ja! ich frage nichts nach gutem Lebenswandel.
    Narr
singt.
    O Schatz! auf welchen Wegen irrt Ihr?
    O bleibt und hört! Der Liebste girrt hier,
    Singt in hoh- und tiefem Ton
    Hüpft nicht weiter, zartes Kindlein!
    Liebe find’t zuletzt ihr Stündlein,
    Das weiß jeder Muttersohn.
    Junker Christoph
. Exzellent, wahrhaftig!
    Junker Tobias
. Schön! Schön!
    Narr
singt.
    Was ist die Lieb’? Sie ist nicht künftig;
    Gleich gelacht ist gleich vernünftig;
    Was noch kommen soll, ist weit.
    Wenn ich zögre, so verscherz’ ich;
    Komm denn, Liebchen, küss’ mich herzig!
    Jugend hält so kurze Zeit.
    Junker Christoph
. Eine honigsüße Stimme, so wahr ich ein Junker bin!
    Junker Tobias
. Eine reine Kehle!
    Junker Christoph
. Recht süß und rein, wahrhaftig!
    Junker Tobias
. Ja, wenn man sie durch die Nase hört, süß bis zum Übelwerden. Aber sollen wir den Himmel voll Geigen hängen? Sollen wir die Nachteule mit einem Kanon aufstören, der einem Leinweber drei Seelen aus dem Leibe haspeln könnte?
    Junker Christoph
.
    Ja, wenn Ihr mich lieb habt, so tut das!
    Ich bin wie der Teufel auf einen Kanon. Stimmt an:
    »Du Schelm –«
    Narr
. »Halt ’s Maul, du Schelm?« Da würd’ ich ja genötigt sein, dich Schelm zu nennen, Junker.
    Junker Christoph
. Es ist nicht das erste Mal, daß ich jemand nötige, mich Schelm zu nennen. Fang’ an, Narr! Es fängt an: »Halt ’s Maul!«
    Narr
. Ich kann niemals anfangen, wenn ich das Maul halte.
    Junker Christoph
. Das ist, mein’ Seel’, gut! Nu fang’ an!
    Sie singen einen Kanon.
    Maria kommt.
    Maria
. Was macht ihr hier für ein Katzenkonzert? Wenn das Fräulein nicht ihren Haushofmeister Malvolio gerufen hat, daß er euch aus dem Hause werfen soll, so will ich nicht ehrlich sein.
    Junker Tobias
. Das Fräulein ist ein Tuckmäuser; wir sind Kannengießer; Malvolio ist eine alte Käthe, und
    singt
    »Drei lust’ge Kerle sind allhier.«
    Bin ich nicht ihr Blutsverwandter? Bin ich nicht aus ihrem Geblüt? Lala, Fräulein!
    Singt.
    »In Babylon da wohnt ein Mann!
    Lalalalalala!«
    Narr
. Weiß der Himmel! der Junker gibt prächtige Narrenstreiche an.
    Junker Christoph
. Ja, das kann er so ziemlich, wenn er aufgelegt ist, und ich auch. Ihm steht es besser, aber mir steht es natürlicher.
    Junker Tobias
singt.
    »Am zwölften Tag im Wintermond –«
    Narr
. Um des Himmels willen, still!
    Malvolio kommt.
    Malvolio
. Seid ihr toll, ihr Herren? oder was seid ihr? Habt ihr keine Scham noch Schande, daß ihr so spät in der Nacht wie Zahnbrecher schreit? Wollt ihr

Weitere Kostenlose Bücher