Sämtliche Dramen
Macht zu Haus
Die eigne Tür dem Hund nicht wehren können,
So laßt uns zausen, und dies Volk verliere
Den Ruhm der Tapferkeit und Politik.
König Heinrich
.
Ruft die vom Dauphin hergesandten Boten!
Einer vom Gefolge ab. Der König besteigt den Thron.
Wir sind entschlossen, und, mit Gottes Hülfe
Und Eurer (unsrer Stärke edlen Sehnen),
Da Frankreich unser, wollen wir vor uns
Es beugen oder ganz in Stücke brechen;
Wir wollen dort entweder waltend sitzen
In weiter hoher Herrschaft über Frankreich
Und die fast königlichen Herzogtümer;
Sonst ruhe dies Gebein in schlechter Urne,
Grablos und ohne Denkmal über ihm.
Wenn die Geschichte nicht mit vollem Mund
Kühn meine Taten spricht, so sei mein Grab
Gleich einem türk’schen Stummen ohne Zunge,
Nicht mit papiernem Epitaph geehrt.
Die französischen Gesandten treten auf
Wir sind bereit, was unserm Vetter Dauphin
Beliebt, nun zu vernehmen; denn wir hören,
Von ihm ist euer Gruß, vom König nicht.
Gesandter
.
Geruhn Eu’r Majestät, uns zu erlauben,
Frei zu bestellen, was der Auftrag ist;
Wie, oder sollen schonend wir von fern
Des Dauphins Meinung, unsre Botschaft, zeigen?
König Heinrich
.
Nicht ein Tyrann, ein christlicher Monarch
Sind wir, und unsre Leidenschaft der Gnade
So unterworfen, wie in unsern Kerkern
Verbrecher angefesselt; darum sagt
Mit freier, ungehemmter Offenheit
Des Dauphins Meinung aus.
Gesandter
.
Dann kürzlich so:
Eu’r Hoheit, neulich hin nach Frankreich sendend,
Sprach dort gewisse Herzogtümer an,
Kraft Eures großen Vorfahr’n Eduard des Dritten:
Zur Antwort nun sagt unser Herr, der Prinz,
Daß Ihr zu sehr nach Eurer Jugend schmeckt,
Und heißt Euch wohl bedenken, daß in Frankreich
Mit muntern Tänzen nichts gewonnen wird;
Ihr könnt Euch nicht in Herzogtümer schwärmen.
Drum schickt er, angemeßner Eurem Geist,
Euch dieser Tonne Schatz, begehrt dafür,
Ihr wollet fernerhin die Herzogtümer
Nicht von Euch hörenlassen. So der Dauphin.
König Heinrich
.
Der Schatz, mein Oheim?
Exeter
.
Federbälle, Herr.
König Heinrich
.
Wir freun uns, daß der Dauphin mit uns scherzt,
Habt Dank für Eure Müh’ und sein Geschenk
Wenn wir zu diesen Bällen die Raketten
Erst ausgesucht, so wollen wir in Frankreich
Mit Gottes Gnad’ in einer Spielpartie
Des Vaters Kron’ ihm in die Schanze schlagen;
Sagt ihm, er ließ sich ein mit solchem Streiter,
Daß alle Höfe Frankreichs ängsten wird
Der Bälle Sprung. Und wir verstehn ihn wohl,
Wie er uns vorhält unsre wildern Tage
Und nicht ermißt, wozu wir sie benutzt.
Wir schätzten niemals diesen armen Sitz
Von England hoch: drum in der Ferne lebend,
Ergaben wir uns wilder Ausschweifung,
Wie Menschen immer es zu halten pflegen,
Daß sie am lustigsten vom Hause sind.
Doch sagt dem Dauphin, daß ich meinen Rang
Behaupten will, gleich einem König sein
Und meiner Größe Segel will entfalten,
Erheb’ ich mich auf meinem fränk’schen Thron.
Ich legte meine Majestät bei Seit’
Und plagte mich gleich einem Werktags-Mann;
Doch dort steh’ ich in voller Glorie auf,
Die alle Augen Frankreichs blenden soll,
Ja auch den Dauphin selbst mit Blindheit schlagen.
Und sagt dem muntern Prinzen, dies Gespött
Verwandle seine Bäll’ in Büchsensteine,
Und seine Seele lade schwer auf sich
Die Schuld verheerungsvoller Rache, die
Mit ihnen ausfliegt: denn viele tausend Witwen
Wird dies Gespött um werte Gatten spotten,
Um Söhne Mütter, Burgen niederspotten,
Und mancher jetzt noch ungeborne Sohn
Wird künftig fluchen auf des Dauphins Hohn.
Doch dies beruht in Gottes Willen alles,
Auf den ich mich beruf’, und in des Namen
Sagt ihr dem Dauphin, daß ich komme, mich
Zu rächen, wie ich kann, und auszustrecken
In heil’ger Sache den gerechten Arm.
So zieht in Frieden hin und sagt dem Dauphin,
Sein Spaß wird nur wie schaler Witz erscheinen,
Wenn tausend mehr, als lachten, drüber weinen. –
Gebt ihnen sicheres Geleit! – Lebt wohl!
Gesandte ab.
Exeter
.
Gar eine lust’ge Botschaft.
König Heinrich
.
Wir hoffen ihren Sender rot zu machen.
Er steigt vom Thron.
Drum, Lords, versäumet keine günst’ge Stunde,
Die unser Unternehmen fördern mag.
Denn mein Gedank’ ist einzig Frankreich nun,
Nur der an Gott geht dem Geschäfte vor.
Laßt denn zu diesem Krieg bald unsre Mittel
Versammelt sein und alles wohl bedacht,
Was Federn unsern Schwingen leihen kann
Zu weiser Schnelligkeit: denn, Gott voraus,
Straf’ ich
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