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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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nicht.
    O haltet mich nicht überlang’ mit Schweigen!
    Wie ich mit meinem Blut euch pflag zu nähren,
    Hau’ ich ein Glied mir ab und geb’ es euch
    Zum Handgeld einer ferneren Vergeltung,
    Wenn ihr euch jetzt herablaßt, mir zu helfen.
    Sie hängen die Köpfe.
    Ist keine Hülfe mehr? Mein Leib soll euch
    Belohnung zahlen, wenn ihr’s mir gewährt.
    Sie schütteln die Köpfe.
    Kann nicht mein Leib, noch Blutes-Opferung
    Zu der gewohnten Leistung euch bewegen?
    Nehmt meine Seele; Leib und Seel’ und alles,
    Eh’ England Frankreich unter sich soll bringen!
    Sie verschwinden.
    Seht, sie verlassen mich! Nun kommt die Zeit,
    Daß Frankreich muß den stolzen Helmbusch senken
    Und niederlegt sein Haupt in Englands Schoß.
    Zu schwach sind meine alten Zauberei’n,
    Die Hölle mir zu stark, mit ihr zu ringen.
    In Staub sinkt, Frankreich, deine Herrlichkeit.
    Ab.
    Getümmel. Franzosen und Engländer kommen fechtend, die Pucelle und York werden handgemein.
    Die Pucelle wird gefangen.
    Die Franzosen fliehn.
    York
.
    Nun, Dirne Frankreichs, denk’ ich, hab’ ich Euch:
    Entfesselt Eure Geister nun mit Sprüchen
    Und seht, ob Ihr die Freiheit könnt gewinnen!
    Ein schöner Fang, der Huld des Teufels wert!
    Seht, wie die garst’ge Hexe Runzeln zieht,
    Als wollte sie, wie Circe, mich verwandeln.
    Pucelle
.
    Dich kann Verwandlung häßlicher nicht machen.
    York
.
    Oh, Karl, der Dauphin, ist ein hübscher Mann,
    Den zarten Augen kann nur er gefallen.
    Pucelle
.
    Ein folternd Unheil treffe Karl und dich!
    Und werdet beide plötzlich überrascht
    Von blut’ger Hand, in euren Betten schlafend!
    York
.
    Still, schwarze Bannerin! Du Zaub’rin, schweig!
    Pucelle
.
    Ich bitt’ dich, laß mich eine Weile fluchen.
    York
.
    Verdammte, fluch’, wenn du zum Richtplatz kömmst.
    Alle ab.
    Getümmel. Suffolk tritt auf, die Prinzessin Margareta an der Hand führend.
    Suffolk
.
    Sei, wer du willst, du bist bei mir Gefangne.
    Er betrachtet sie.
    O holde Schönheit! Fürcht’ und fliehe nicht;
    Ich will mit ehrerbiet’ger Hand dich rühren,
    Sie sanft dir auf die zarte Seite legen;
    Zu ew’gem Frieden küss’ ich diese Finger;
    Küßt ihre Hand.
    Wer bist du? Sag’s, daß ich dich ehren möge.
    Margareta
.
    Margareta heiß’ ich, eines Königs Tochter,
    Königs von Neapel; sei du, wer du seist.
    Suffolk
.
    Ein Graf bin ich, und Suffolk ist mein Name;
    Sei nicht beleidigt, Wunder der Natur!
    Von mir gefangen werden ist dein Los.
    So schützt der Schwan die flaumbedeckten Schwänlein,
    Mit seinen Flügeln sie gelangen haltend;
    Allein sobald dich kränkt die Sklaverei,
    So geh und sei als Suffolks Freundin frei!
    Sie wendet sich weg, als wollte sie gehen.
    O bleib’! Mir fehlt die Kraft, sie zu entlassen,
    Befrein will sie die Hand, das Herz sagt nein.
    Wie auf krystallnem Strom die Sonne spielt
    Und blinkt mit zweitem nachgeahmten Strahl,
    So scheint die lichte Schönheit meinen Augen.
    Ich würbe gern, doch wag’ ich nicht zu reden;
    Ich fodre Tint’ und Feder, ihr zu schreiben.
    Pfui, de la Poole! Entherze dich nicht selbst.
    Hast keine Zung’? Ist sie nicht da?
    Verzagst du vor dem Anblick eines Weibs?
    Ach ja! Der Schönheit hohe Majestät
    Verwirrt die Zung’ und macht die Sinne wüst.
    Margareta
.
    Sag, Graf von Suffolk (wenn du so dich nennst),
    Was gilt’s zur Lösung, eh’ du mich entlässest?
    Denn wie ich seh’, bin ich bei dir Gefangne.
    Suffolk
beiseit.
    Wie weißt du, ob sie deine Bitte weigert,
    Eh’ du um ihre Liebe dich versucht?
    Margareta
.
    Du sprichst nicht: was für Lösung muß ich zahlen?
    Suffolk
beiseit.
    Ja, sie ist schön: drum muß man um sie werben;
    Sie ist ein Weib: drum kann man sie gewinnen.
    Margareta
.
    Nun, nimmst du Lösung an, ja oder nein?
    Suffolk
beiseit.
    O Tor! Erinn’re dich, du hast ein Weib;
    Wie kann denn diese deine Traute sein?
    Margareta
.
    Er hört nicht, ihn verlassen wär’ das beste.
    Suffolk
.
    Das ist die Karte, die mein Spiel verdirbt.
    Margareta
.
    Er spricht ins Wilde, sicher ist er toll.
    Suffolk
.
    Und doch ist Dispensation zu haben.
    Margareta
.
    Und doch wollt’ ich, Ihr wolltet Antwort geben.
    Suffolk
.
    Ich will dies Fräulein hier gewinnen. Wem?
    Ei, meinem König. Pah! Das wäre hölzern.
    Margareta
.
    Er spricht von Holz; ’s ist wohl ein Zimmermann.
    Suffolk
beiseit.
    Doch kann ich meiner Neigung so genügen
    Und Friede stiften zwischen diesen Reichen.
    Allein auch dabei bleibt ein Zweifel noch:
    Denn, ist ihr Vater gleich von Napel König,
    Herzog von

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