Sämtliche Dramen
Herzog;
Ging Zeus doch wohl verkleidet: sollt’ ich’s nicht?
Schiffshauptmann
.
Doch Zeus ward nie erschlagen, wie du jetzt.
Suffolk
.
Gemeiner Bauer! König Heinrichs Blut,
Das ehrenwerte Blut von Lancaster,
Darf nicht vergießen solch ein Knecht vom Stall.
Gabst du nicht Kußhand, hieltest meinen Bügel,
Liefst neben meinem Saumtier unbedeckt
Und hieltest dich beglückt, wenn ich dir nickte?
Wie oft bedientest du mich bei den Bechern,
Bekamst den Abhub, knietest an der Tafel,
Wann ich mit Königin Margreta schmauste?
Gedenke dran, und laß dich’s niederschlagen
Und dämpfen deinen fehlgebornen Stolz.
Wie standest du im letzten Vorgemach
Und harrtest dienstbar, bis ich nun erschien?
Zu deinen Gunsten schrieb hier diese Hand,
Drum feßle sie die wilde Zunge dir.
Wittmer
.
Durchbohr’ ich den Verworfnen? Hauptmann, sprich!
Schiffshauptmann
.
Erst ich mit Worten ihn, so wie er mich.
Suffolk
.
Sind deine Worte stumpf doch, Sklav’, wie du!
Schiffshauptmann
.
Fort, und an unsers großen Bootes Rand
Schlagt ihm den Kopf ab!
Suffolk
.
Wagst du deinen dran?
Schiffshauptmann
.
Ja, Poole.
Suffolk
.
Poole?
Schiffshauptmann
.
Poole? Sir Poole? Lord?
Ja, Pfütze, Pfuhl, Kloak, des Kot und Schlamm
Die Silberquelle trübt, wo England trinkt.
Nun stopf’ ich diesen aufgesperrten Mund,
Der unsers Reiches Schatz verschlungen hat;
Die Lippen, so die Königin geküßt,
Schleif’ ich am Boden hin; und du, der einst
Des guten Herzogs Humphrey Tod belächelt,
Sollst nun umsonst fühllosen Winden grinsen,
Die, wie zum Hohn, zurück dir zischen werden.
Und mit der Hölle Hexen sei verbunden,
Weil du verlobt hast einen mächt’gen Herrn
Der Tochter eines nichtgeacht’ten Königs,
Ohn’ Untertanen, Gut und Diadem.
Du wurdest groß durch Teufels-Politik
Und, wie der kühne Sylla, überfüllt
Mit Zügen Bluts aus deiner Mutter Herzen.
Anjou und Maine ward durch dich verkauft;
Durch dich verschmähn abtrünnige Normannen
Uns Herrn zu nennen; und die Pikardie
Schlug die Regenten, fiel in unsre Burgen
Und sandte wund, zerlumpt, das Kriegsvolk heim.
Der hohe Warwick und die Nevils alle,
Die nie umsonst die furchtbar’n Schwerter ziehn,
Stehn wider dich aus Haß in Waffen auf;
Das Haus von York nun, von dem Thron gestoßen
Durch eines wackern Königs schnöden Mord
Und stolze frevelhafte Tyrannei,
Entbrennt von Rachefeuer, und es führt
In hoffnungsvollen Fahnen unsre Sonne
Mit halbem Antlitz, strebend durchzuscheinen,
Wobei geschrieben steht: Invitis nubibus.
Das Volk von Kent hier regt sich in den Waffen,
Und endlich hat sich Schmach und Bettelarmut
In unsers Königes Palast geschlichen,
Und alles das durch dich. Fort! Schafft ihn weg!
Suffolk
.
O wär’ ich doch ein Gott, den Blitz zu schleudern
Auf diese dürft’gen, weggeworfnen Knechte!
Elende sind auf kleine Dinge stolz:
Der Schurke hier, als Hauptmann einer Jacht,
Droht mehr als der illyrische Pirat,
Der mächt’ge Bargulus. Die Drohne saugt
Nicht Adlers-Blut, sie stiehlt aus Bienenstöcken;
Es ist unmöglich, daß ich sterben sollte
Durch solchen niedern Untertan als du.
Dein Reden weckt nur Wut, nicht Reu’ in mir.
Nach Frankreich sendet mich die Königin:
Ich sag’ es dir, schaff’ sicher mich hinüber!
Schiffshauptmann
.
Seyfart, –
Wittmer
.
Komm, Suffolk! daß ich dich zum Tode schaffe.
Suffolk
.
Pene gelidus timor occupat artus: – dich fürcht’ ich.
Wittmer
.
Du findest Grund zur Furcht, eh’ ich dich lasse.
Wie, bist du nun verzagt? Willst nun dich beugen?
Erster Edelmann
.
Mein gnäd’ger Lord, gebt ihm doch gute Worte!
Suffolk
.
Des Suffolks Herrscherzung’ ist streng und rauh,
Weiß zu gebieten, nicht um Gunst zu werben.
Fern sei es, daß wir Volk wie dieses da
Mit unterwürf’gen Bitten ehren sollten.
Nein, lieber neige sich mein Haupt zum Block,
Eh’ diese Knie vor irgendwem sich beugen,
Als vor des Himmels Gott und meinem König;
Und eher mag’s auf blut’ger Stange tanzen,
Als stehn entblößt vor dem gemeinen Knecht.
Der echte Adel weiß von keiner Furcht:
Mehr halt’ ich aus, als ihr vollbringen dürft.
Schiffshauptmann
.
Schleppt ihn hinweg, laßt ihn nicht länger reden!
Suffolk
.
Soldaten, kommt! Zeigt eure Grausamkeit!
Daß diesen meinen Tod man nie vergesse.
Durch Bettler fallen große Männer oft:
Ein röm’scher Fechter und Bandit erschlug
Den holden Tullius; Brutus’ Bastard-Hand
Den Julius Cäsar; wildes Inselvolk
Den
Weitere Kostenlose Bücher