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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Strapazen
    Ungemach und Drangsal ausstand –
    Ach anstatt von altem Siechthum
    Zu genesen ward der Aermste
    Heimgesucht von vielen neuen
    Leibesübeln und Gebresten –
    Während er die Jugend suchte
    Ward er täglich noch viel älter
    Und verrunzelt, abgemergelt
    Kam er endlich in das Land
    In das stille Land wo schaurig
    Unter schattigen Zypressen
    Fließt ein Flüßlein dessen Wasser
    Gleichfalls wunderthätig heilsam –
    Lethe heißt das gute Wasser!
    Trink daraus und du vergißt
    All dein Leiden – ja vergessen
    Wirst du was du je gelitten –
    Gutes Wasser! gutes Land!
    Wer dort angelangt, verläßt es
    Nimmermehr – denn dieses Land
    Ist das wahre Bimini.

Zeitgedichte
    ~
    Antwort
    Vermittlung
    1649–1793–????
    Epilog zum Loblied auf den
celeberrimo maestro Fiascomo
    Jammerthal
    Streiche von der Stirn den Lorbeer
    Die Menge tut es
    ~
Antwort
    Es ist der rechte Weg, den du betreten,
    Doch in der Zeit magst du dich weidlich irren;
    Das sind nicht Düfte von Muskat und Myrrhen,
    Die jüngst aus Deutschland mir verletzend wehten.
    Wir dürfen nicht Victoria trompeten,
    So lang noch Säbel tragen unsre Sbirren;
    Mich ängstet, wenn die Vipern Liebe girren
    Und Wolf und Esel Freyheitslieder flöten. – –
    …………………………………………
    ca. 1848.
Vermittlung
    Du bist begeistert, du hast Muth –
    Auch das ist gut!
    Doch kann man mit Begeistrungsschätzen
    Nicht die Besonnenheit ersetzen.
    Der Feind, ich weiß es, kämpfet nicht
    Für Recht und Licht –
    Doch hat er Flinten und nicht minder
    Kanonen, viele Hundertpfünder.
    Nimm ruhig dein Gewehr zur Hand –
    Den Hahn gespannt –
    Und ziele gut – wenn Leute fallen,
    Mag auch dein Herz vor Freude knallen.
    ca. 1848.
    1649–1793–????
    Die Briten zeigten sich sehr rüde
    Und ungeschliffen als Regizide.
    Schlaflos hat König Karl verbracht
    In Whitehall seine letzte Nacht.
    Vor seinem Fenster sang der Spott
    Und ward gehämmert an seinem Schafott.
    Viel höflicher nicht die Franzosen waren.
    In einem Fiaker haben diese
    Den Ludwig Capet zum Richtplatz gefahren;
    Sie gaben ihm keine Calèche de Remise,
    Wie nach der alten Etikette
    Der Majestät gebühret hätte.
    Noch schlimmer erging’s der Marie Antoinette,
    Denn sie bekam nur eine Charrette;
    Statt Chambellan und Dame d’Atour
    Ein Sansculotte mit ihr fuhr.
    Die Witwe Capet hob höhnisch und schnippe
    Die dicke habsburgische Unterlippe.
    Franzosen und Briten sind von Natur
    Ganz ohne Gemüt; Gemüt hat nur
    Der Deutsche, er wird gemütlich bleiben
    Sogar im terroristischen Treiben.
    Der Deutsche wird die Majestät
    Behandeln stets mit Pietät.
    In einer sechsspännigen Hofkarosse,
    Schwarz panaschiert und beflort die Rosse,
    Hoch auf dem Bock mit der Trauerpeitsche
    Der weinende Kutscher – so wird der deutsche
    Monarch einst nach dem Richtplatz kutschiert
    Und untertänigst guillotiniert.
    1849.
Epilog
    zum Loblied auf den
celeberrimo maestro Fiascomo
.
    Die Neger berichten: der König der Thiere,
    Der Löwe, wenn er erkrankt ist, kurire
    Sich dadurch, daß er einen Affen zerreißt,
    Und ihn mit Haut und Haar verspeist.
    Ich bin kein Löwe, ich bin kein König
    Der Thiere, doch wollt ich erproben ein wenig
    Das Neger-Rezept – ich schrieb dies Poem,
    Und ich befinde mich besser seitdem.
    P. Zu ›Epilog‹
    Aelian erzählt, daß der Löwe, wenn er zornig, einen Affen essen müsse; nichts anders kann ihn besänftigen.
    1853.
Jammerthal
    Der Nachtwind durch die Lucken pfeift,
    Und auf dem Dachstublager
    Zwey arme Seelen gebettet sind;
    Sie schauen so blaß und mager.
    Die eine arme Seele spricht:
    Umschling mich mit deinen Armen,
    An meinen Mund drück fest deinen Mund,
    Ich will an dir erwarmen.
    Die andere arme Seele spricht:
    Wenn ich in dein Auge sehe,
    Verschwindet mein Elend, der Hunger, der Frost
    Und all mein Erdenwehe.
    Sie küßten sich viel, sie weinten noch mehr,
    Sie drückten sich seufzend die Hände,
    Sie lachten manchmal und sangen sogar,
    Und sie verstummten am Ende.
    Am Morgen kam der Commissär,
    Und mit ihm kam ein braver
    Chirurgus, welcher constatirt
    Den Tod der beiden Cadaver.
    Die strenge Witt’rung, erklärte er,
    Mit Magenleere vereinigt,
    Hat beider Ableben verursacht, sie hat
    Zum Mindesten solches beschleunigt.
    Wenn Fröste eintreten, setzt’ er hinzu,
    Sey höchst nothwendig Verwahrung
    Durch wollene Decken; er empfahl
    Gleichfalls gesunde Nahrung.
    1854/55.
    [Streiche von der Stirn den Lorbeer]
    Streiche von der Stirn den Lorbeer
    Der zu lang

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