Sämtliche Werke
Strapazen
Ungemach und Drangsal ausstand –
Ach anstatt von altem Siechthum
Zu genesen ward der Aermste
Heimgesucht von vielen neuen
Leibesübeln und Gebresten –
Während er die Jugend suchte
Ward er täglich noch viel älter
Und verrunzelt, abgemergelt
Kam er endlich in das Land
In das stille Land wo schaurig
Unter schattigen Zypressen
Fließt ein Flüßlein dessen Wasser
Gleichfalls wunderthätig heilsam –
Lethe heißt das gute Wasser!
Trink daraus und du vergißt
All dein Leiden – ja vergessen
Wirst du was du je gelitten –
Gutes Wasser! gutes Land!
Wer dort angelangt, verläßt es
Nimmermehr – denn dieses Land
Ist das wahre Bimini.
Zeitgedichte
~
Antwort
Vermittlung
1649–1793–????
Epilog zum Loblied auf den
celeberrimo maestro Fiascomo
Jammerthal
Streiche von der Stirn den Lorbeer
Die Menge tut es
~
Antwort
Es ist der rechte Weg, den du betreten,
Doch in der Zeit magst du dich weidlich irren;
Das sind nicht Düfte von Muskat und Myrrhen,
Die jüngst aus Deutschland mir verletzend wehten.
Wir dürfen nicht Victoria trompeten,
So lang noch Säbel tragen unsre Sbirren;
Mich ängstet, wenn die Vipern Liebe girren
Und Wolf und Esel Freyheitslieder flöten. – –
…………………………………………
ca. 1848.
Vermittlung
Du bist begeistert, du hast Muth –
Auch das ist gut!
Doch kann man mit Begeistrungsschätzen
Nicht die Besonnenheit ersetzen.
Der Feind, ich weiß es, kämpfet nicht
Für Recht und Licht –
Doch hat er Flinten und nicht minder
Kanonen, viele Hundertpfünder.
Nimm ruhig dein Gewehr zur Hand –
Den Hahn gespannt –
Und ziele gut – wenn Leute fallen,
Mag auch dein Herz vor Freude knallen.
ca. 1848.
1649–1793–????
Die Briten zeigten sich sehr rüde
Und ungeschliffen als Regizide.
Schlaflos hat König Karl verbracht
In Whitehall seine letzte Nacht.
Vor seinem Fenster sang der Spott
Und ward gehämmert an seinem Schafott.
Viel höflicher nicht die Franzosen waren.
In einem Fiaker haben diese
Den Ludwig Capet zum Richtplatz gefahren;
Sie gaben ihm keine Calèche de Remise,
Wie nach der alten Etikette
Der Majestät gebühret hätte.
Noch schlimmer erging’s der Marie Antoinette,
Denn sie bekam nur eine Charrette;
Statt Chambellan und Dame d’Atour
Ein Sansculotte mit ihr fuhr.
Die Witwe Capet hob höhnisch und schnippe
Die dicke habsburgische Unterlippe.
Franzosen und Briten sind von Natur
Ganz ohne Gemüt; Gemüt hat nur
Der Deutsche, er wird gemütlich bleiben
Sogar im terroristischen Treiben.
Der Deutsche wird die Majestät
Behandeln stets mit Pietät.
In einer sechsspännigen Hofkarosse,
Schwarz panaschiert und beflort die Rosse,
Hoch auf dem Bock mit der Trauerpeitsche
Der weinende Kutscher – so wird der deutsche
Monarch einst nach dem Richtplatz kutschiert
Und untertänigst guillotiniert.
1849.
Epilog
zum Loblied auf den
celeberrimo maestro Fiascomo
.
Die Neger berichten: der König der Thiere,
Der Löwe, wenn er erkrankt ist, kurire
Sich dadurch, daß er einen Affen zerreißt,
Und ihn mit Haut und Haar verspeist.
Ich bin kein Löwe, ich bin kein König
Der Thiere, doch wollt ich erproben ein wenig
Das Neger-Rezept – ich schrieb dies Poem,
Und ich befinde mich besser seitdem.
P. Zu ›Epilog‹
Aelian erzählt, daß der Löwe, wenn er zornig, einen Affen essen müsse; nichts anders kann ihn besänftigen.
1853.
Jammerthal
Der Nachtwind durch die Lucken pfeift,
Und auf dem Dachstublager
Zwey arme Seelen gebettet sind;
Sie schauen so blaß und mager.
Die eine arme Seele spricht:
Umschling mich mit deinen Armen,
An meinen Mund drück fest deinen Mund,
Ich will an dir erwarmen.
Die andere arme Seele spricht:
Wenn ich in dein Auge sehe,
Verschwindet mein Elend, der Hunger, der Frost
Und all mein Erdenwehe.
Sie küßten sich viel, sie weinten noch mehr,
Sie drückten sich seufzend die Hände,
Sie lachten manchmal und sangen sogar,
Und sie verstummten am Ende.
Am Morgen kam der Commissär,
Und mit ihm kam ein braver
Chirurgus, welcher constatirt
Den Tod der beiden Cadaver.
Die strenge Witt’rung, erklärte er,
Mit Magenleere vereinigt,
Hat beider Ableben verursacht, sie hat
Zum Mindesten solches beschleunigt.
Wenn Fröste eintreten, setzt’ er hinzu,
Sey höchst nothwendig Verwahrung
Durch wollene Decken; er empfahl
Gleichfalls gesunde Nahrung.
1854/55.
[Streiche von der Stirn den Lorbeer]
Streiche von der Stirn den Lorbeer
Der zu lang
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