Sämtliche Werke
Bischof
Hält das Hochamt hier am Meere,
Und mit Weihe und Gebeth
Will er hier den Segen sprechen
Ueber jene kleine Flotte,
Welche auf der Rhede schaukelnd
Im Begriff ist abzusegeln
Nach der Insel Bimini.
Ja die Schiffe dort sie sind es
Welche Juan Ponce de Leon
Ausgerüstet und bemannt
Um die Insel aufzusuchen
Wo das Wasser der Verjüngung
Lieblich sprudelt – von dem Ufer
Viele tausend Seegenswünsche
Folgen ihm, dem Menschheitsretter
Ihm dem edlen Weltwohlthäter –
Hofft doch jeder daß der Ritter
Bey der Rückkehr einst auf Cuba
Ihm ein Fläschchen Jugend mitbringt –
Mancher schlückert schon im Geiste
Solche Labung, und sie schaukeln
Sich vor Wonne, wie die Schiffe
Die dort ankern auf der Rede.
Es besteht aus fünf Fahrzeugen
Die Flotille – eine große
Caravelle, zwey Felucken
Und zwey kleine Brigantinen
Admiralschiff ist die große
Caravelle und die Flagge
Zeigt die Wappen von Castillien
Arragonien und Leon.
Einer Lauberhütte gleich
Ist sie ausgeschmückt mit Mayen,
Blumenkränzen und Guirlanden
Und mit flatternd bunten Wimpeln
Frau Speranze heißt das Schiff
Und am Hintertheil als Puppe
Steht der Donna Conterfey
Lebensgroß skulptirt aus Eichholz
Und bemalt mit ganz vorzüglich
Wohlgefirnißten Couleuren
Welche Wind und Wetter trozen,
Eine stattliche Figura.
Ziegelroth ist das Gesichte,
Ziegelroth ist Hals und Busen
Der aus grünem Mieder quillt;
Auch des Rockes Farb ist grün.
Grün ist auch des Hauptes Kranz
Pechschwarz ist das Haar, die Augen
Und die Brauen gleichfals pechschwarz.
In der Hand hält sie ein Anker.
Die Armada der Flottille
Sie besteht etwa aus hundert
Achtzig Mann, darunter sind
Nur sechs Weiber und sechs Priester.
Achtzig Mann und eine Dame
Sind am Bord der Caravelle
Welche Juan Ponce de Leon
Selbst befehligt. Caca heißt
Jene Dame – ja die alte
Caca ist jetzt eine Dame
Heißt Senora Juanita
Seit der Ritter sie erhoben
Zur Großfliegenwedelmeistrin,
Oberhamakschaukeldame,
Und Mundschenkinn künftger Jugend
Auf der Insel Bimini.
Als Symbol des Amtes hält sie
In der Hand ein Goldpokal,
Trägt auch eine hochgeschürzte
Tunika wie eine Hebe.
Kostbarliche brüßler Kanten,
Perlenschnüre, viele Dutzend
Decken spöttisch die verwelkten
Braunen Reitze der Senora
Rococo-anthropophagisch
Karaibisch Pompadour
Hebet sich der Haarwulstkopfputz,
Der gespickt ist mit unzähl’gen
Vögelein, die groß wie Käfer,
Durch des prächtigen Gefieders
Farbenschmelz wie Blumen aussehn
Die formirt aus Edelsteinen
Diese närrische Frisur
Von Gevögel paßt vortrefflich
Zu der Kaka wunderliches
Papagoyenvogelantlitz
Seitenstück zu dieser Fratze
Bildet Juan Ponce de Leon,
Welcher zuversichtlich glaubend
An die baldige Verjüngung
Sich im voraus schon geworfen
In’s Costum der lieben Jugend
Und sich bunt herausgeputzt
In der Geckentracht der Mode:
Schnabelschuhn mit Silberglöcklein
Wie’n Gelbschnabel und geschlitzte
Hosen wo das rechte Bein
Rosafarben während grün
Grüngestreift das linke Bein –
Wohlgepufte Atlasjacke
Kurzer Mantel, keck geachselt –
Ein Baret mit drey Straußfedern –
Also ausstaffirt, in Händen
Eine Laute haltend, tänzelt
Auf und ab der Admiral
Und ertheilt die Schiffsbefehle:
Er befielt daß man die Anker
Lichten soll’, im Augenblicke,
Wo des Hochamts Ende melden
Von dem Strande die Signale
Er befiehlt, daß bey der Abfart
Die Kanonen aller Schiffe
Mit drey Dutzend Ehrenschüssen
Cuba salutiren sollten –
Er befiehlt – und lacht und dreht sich
Auf dem Absatz wie ein Kreisel –
Bis zur Trunkenheit berauscht ihn
Süßer Hoffnung toller Traumtrank –
Und er kneift die armen Saiten
Seiner Laute daß sie wimmern
Und mit altgebrochner Stimme
Meckert er die Singsangworte
Kleiner Vogel Kolibri,
Kleines Fischchen Brididi,
Fliegt und schwimmt voraus und zeiget
Uns den Weg nach Bimini
V.
Juan Ponce de Leon wahrlich
War kein Thor, kein Faselante
Als er unternahm die Irrfahrt
Nach der Insel Bimini.
Ob der Existenz der Insel
Hegt er niemals einen Zweifel –
Seiner alten Kaka Singsang
War ihm Bürgschaft und Gewähr
Mehr als andre Menschenkinder
Wundergläubig ist der Seeman;
Hat er doch vor Augen stets
Flammendgroß die Himmelswunder
Während ihn umrauscht beständig
Die geheimnißvolle Meerflut,
Deren Schooß entstiegen weiland
Donna Venus Aphrodite
In den folgenden Trocheen
Werden wir getreu berichten,
Wie der Ritter viel
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