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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Bischof
    Hält das Hochamt hier am Meere,
    Und mit Weihe und Gebeth
    Will er hier den Segen sprechen
    Ueber jene kleine Flotte,
    Welche auf der Rhede schaukelnd
    Im Begriff ist abzusegeln
    Nach der Insel Bimini.
    Ja die Schiffe dort sie sind es
    Welche Juan Ponce de Leon
    Ausgerüstet und bemannt
    Um die Insel aufzusuchen
    Wo das Wasser der Verjüngung
    Lieblich sprudelt – von dem Ufer
    Viele tausend Seegenswünsche
    Folgen ihm, dem Menschheitsretter
    Ihm dem edlen Weltwohlthäter –
    Hofft doch jeder daß der Ritter
    Bey der Rückkehr einst auf Cuba
    Ihm ein Fläschchen Jugend mitbringt –
    Mancher schlückert schon im Geiste
    Solche Labung, und sie schaukeln
    Sich vor Wonne, wie die Schiffe
    Die dort ankern auf der Rede.
    Es besteht aus fünf Fahrzeugen
    Die Flotille – eine große
    Caravelle, zwey Felucken
    Und zwey kleine Brigantinen
    Admiralschiff ist die große
    Caravelle und die Flagge
    Zeigt die Wappen von Castillien
    Arragonien und Leon.
    Einer Lauberhütte gleich
    Ist sie ausgeschmückt mit Mayen,
    Blumenkränzen und Guirlanden
    Und mit flatternd bunten Wimpeln
    Frau Speranze heißt das Schiff
    Und am Hintertheil als Puppe
    Steht der Donna Conterfey
    Lebensgroß skulptirt aus Eichholz
    Und bemalt mit ganz vorzüglich
    Wohlgefirnißten Couleuren
    Welche Wind und Wetter trozen,
    Eine stattliche Figura.
    Ziegelroth ist das Gesichte,
    Ziegelroth ist Hals und Busen
    Der aus grünem Mieder quillt;
    Auch des Rockes Farb ist grün.
    Grün ist auch des Hauptes Kranz
    Pechschwarz ist das Haar, die Augen
    Und die Brauen gleichfals pechschwarz.
    In der Hand hält sie ein Anker.
    Die Armada der Flottille
    Sie besteht etwa aus hundert
    Achtzig Mann, darunter sind
    Nur sechs Weiber und sechs Priester.
    Achtzig Mann und eine Dame
    Sind am Bord der Caravelle
    Welche Juan Ponce de Leon
    Selbst befehligt. Caca heißt
    Jene Dame – ja die alte
    Caca ist jetzt eine Dame
    Heißt Senora Juanita
    Seit der Ritter sie erhoben
    Zur Großfliegenwedelmeistrin,
    Oberhamakschaukeldame,
    Und Mundschenkinn künftger Jugend
    Auf der Insel Bimini.
    Als Symbol des Amtes hält sie
    In der Hand ein Goldpokal,
    Trägt auch eine hochgeschürzte
    Tunika wie eine Hebe.
    Kostbarliche brüßler Kanten,
    Perlenschnüre, viele Dutzend
    Decken spöttisch die verwelkten
    Braunen Reitze der Senora
    Rococo-anthropophagisch
    Karaibisch Pompadour
    Hebet sich der Haarwulstkopfputz,
    Der gespickt ist mit unzähl’gen
    Vögelein, die groß wie Käfer,
    Durch des prächtigen Gefieders
    Farbenschmelz wie Blumen aussehn
    Die formirt aus Edelsteinen
    Diese närrische Frisur
    Von Gevögel paßt vortrefflich
    Zu der Kaka wunderliches
    Papagoyenvogelantlitz
    Seitenstück zu dieser Fratze
    Bildet Juan Ponce de Leon,
    Welcher zuversichtlich glaubend
    An die baldige Verjüngung
    Sich im voraus schon geworfen
    In’s Costum der lieben Jugend
    Und sich bunt herausgeputzt
    In der Geckentracht der Mode:
    Schnabelschuhn mit Silberglöcklein
    Wie’n Gelbschnabel und geschlitzte
    Hosen wo das rechte Bein
    Rosafarben während grün
    Grüngestreift das linke Bein –
    Wohlgepufte Atlasjacke
    Kurzer Mantel, keck geachselt –
    Ein Baret mit drey Straußfedern –
    Also ausstaffirt, in Händen
    Eine Laute haltend, tänzelt
    Auf und ab der Admiral
    Und ertheilt die Schiffsbefehle:
    Er befielt daß man die Anker
    Lichten soll’, im Augenblicke,
    Wo des Hochamts Ende melden
    Von dem Strande die Signale
    Er befiehlt, daß bey der Abfart
    Die Kanonen aller Schiffe
    Mit drey Dutzend Ehrenschüssen
    Cuba salutiren sollten –
    Er befiehlt – und lacht und dreht sich
    Auf dem Absatz wie ein Kreisel –
    Bis zur Trunkenheit berauscht ihn
    Süßer Hoffnung toller Traumtrank –
    Und er kneift die armen Saiten
    Seiner Laute daß sie wimmern
    Und mit altgebrochner Stimme
    Meckert er die Singsangworte
    Kleiner Vogel Kolibri,
    Kleines Fischchen Brididi,
    Fliegt und schwimmt voraus und zeiget
    Uns den Weg nach Bimini
V.
    Juan Ponce de Leon wahrlich
    War kein Thor, kein Faselante
    Als er unternahm die Irrfahrt
    Nach der Insel Bimini.
    Ob der Existenz der Insel
    Hegt er niemals einen Zweifel –
    Seiner alten Kaka Singsang
    War ihm Bürgschaft und Gewähr
    Mehr als andre Menschenkinder
    Wundergläubig ist der Seeman;
    Hat er doch vor Augen stets
    Flammendgroß die Himmelswunder
    Während ihn umrauscht beständig
    Die geheimnißvolle Meerflut,
    Deren Schooß entstiegen weiland
    Donna Venus Aphrodite
    In den folgenden Trocheen
    Werden wir getreu berichten,
    Wie der Ritter viel

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