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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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    Und vernimm mit freyem Ohr, Beer,
    Was dir meine Lippe stammelt.
    Ja, nur stammeln, stottern kann ich
    Trete vor den großen Mann ich,
    Dessen hoher Genius
    Ist ein wahrer Kunstgenuß,
    Dessen Ruhm ein Meisterstück ist
    Und kein Zufall, nicht ein Glück ist
    Das im Schlafe ohne Müh
    Manchem kömt, er weiß nicht wie
    Wie z. B. jener Rotznas
    Dem Rossini oder Mozart
    Nein der Meister der uns theuer
    Unser lieber Beeren-Meyer
    Darf sich rühmen er erschuf
    Selber seines Namens Ruf,
    Durch die Macht der Willenskraft,
    Durch des Denkens Wissenschaft,
    Durch politisches Gespinste
    Und die feinsten Rechenkünste –
    Und sein König, sein Protektor
    Hat zum Generaldirektor
    Sämmtlicher Musikanstalten
    Ihn ernannt und mit Gewalten
    Ausgerüstet,
    Die ich heute unterthänigst
    Ehrfurchtsvoll in Anspruch nehme
    1854.
    Die Menge tut es
    »Die Pfannekuchen, die ich gegeben bisher für
    drei Silbergroschen, ich geb sie nunmehr für
    zwei Silbergroschen; die Menge tue es.«
    Nie löscht, als wär sie gegossen in Bronze,
    Mir im Gedächtnis jene Annonce,
    Die einst ich las im Intelligenzblatt
    Der intelligenten Borussenhauptstadt.
    Borussenhauptstadt, mein liebes Berlin,
    Dein Ruhm wird blühen ewig
grihn
    Als wie die
Beeme
deiner Linden –
    Leiden sie immer noch an Winden?
    Wie geht’s dem Tiergarten? Gibt’s dort noch ein Tier,
    Das ruhig trinkt sein blondes Bier,
    Mit der blonden Gattin, in den Hütten,
    Wo kalte Schale und fromme Sitten?
    Borussenhauptstadt, Berlin, was machst du?
    Ob welchem Eckensteher lachst du?
    Zu meiner Zeit gab’s noch keinen Nante:
    Es haben damals nur gewitzelt
    Der Herr Wisotzki und der bekannte
    Kronprinz, der jetzt auf dem Throne sitzelt.
    Es ist ihm seitdem der Spaß vergangen,
    Und den Kopf mit der Krone läßt er hangen.
    Ich habe ein Faible für diesen König;
    Ich glaube, wir sind uns ähnlich ein wenig.
    Ein vornehmer Geist, hat viel Talent –
    Auch ich, ich wäre ein schlechter Regent.
    Wie mir, ist auch zuwider ihm
    Die Musik, das edle Ungetüm;
    Aus diesem Grund protegiert auch er
    Den Musikverderber, den Meyerbeer.
    Der König bekam von ihm kein Geld,
    Wie fälschlich behauptet die böse Welt.
    Man lügt soviel! Auch keinen Dreier
    Kostet der König dem Beerenmeyer.
    Derselbe dirigiert für ihn
    Die große Oper zu Berlin,
    Und doch auch er, der edle Mensch,
    Wird nur bezahlt en monnaie de singe,
    Mit Titel und Würden – Das ist gewiß,
    Er arbeitet dort für den Roi de Prusse.
    Denk ich an Berlin, auch vor mir steht
    Sogleich die Universität.
    Dort reiten vorüber die roten Husaren,
    Mit klingendem Spiel, Trompetenfanfaren –
    Es dringen die soldatesken Töne
    Bis in die Aula der Musensöhne.
    Wie geht es dort den Professoren
    Mit mehr oder minder langen Ohren?
    Wie geht es dem elegant geleckten,
    Süßlichen Troubadour der Pandekten,
    Dem Savigny? Die holde Person,
    Vielleicht ist sie längst gestorben schon –
    Ich weiß es nicht – ihr dürft’s mir entdecken,
    Ich werde nicht zu sehr erschrecken.
    Auch Lott’ ist tot! Die Sterbestunde,
    Sie schlägt für Menschen wie für Hunde,
    Zumal für Hunde jener Zunft,
    Die immer angebellt die Vernunft
    Und gern zu einem römischen Knechte
    Den deutschen Freiling machen möchte.
    Und der Maßmann mit der platten Nas’,
    Hat Maßmann noch nicht gebissen ins Gras?
    Ich will es nicht wissen, o sagt es mir nicht,
    Wenn er verreckt – ich würde weinen.
    O mag er noch lange im Lebenslicht
    Hintrippeln auf seinen kurzen Beinchen,
    Das Wurzelmännchen, das Alräunchen
    Mit dem Hängewanst! O diese Figur
    War meine Lieblingskreatur
    So lange Zeit – ich sehe sie noch –
    So klein sie war, sie soff wie ein Loch,
    Mit seinen Schülern, die bierentzügelt
    Den armen Turnmeister am Ende geprügelt.
    Und welche Prügel! Die jungen Helden,
    Sie wollten beweisen, daß rohe Kraft
    Und Flegeltum noch nicht erschlafft
    Beim Enkel von Hermann und Thusnelden!
    Die ungewaschnen germanischen Hände,
    Sie schlugen so gründlich, das nahm kein Ende,
    Zumal in den Steiß die vielen Fußtritte,
    Die das arme Luder geduldig litte.
    »Ich kann«, rief ich, »dir nicht versagen
    All meine Bewundrung; wie kannst du ertragen
    So viele Prügel? du bist ein Brutus!«
    Doch Maßmann sprach: »Die Menge tut es.«
    Und apropos: wie sind geraten
    In diesem Jahr die Teltower Rüben
    Und sauren Gurken in meiner lieben
    Borussenstadt? Und die Literaten,
    Befinden sie sich noch frisch und munter?
    Und ist immer noch kein Genie darunter?
    Jedoch,

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