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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Himmel Sonne Mond und Stern
    ~
Für das Album von Elisabeth Friedländer
    Ich seh’ dich an und glaub’ es kaum –
    Es war ein schöner Rosenbaum –
    Die Düfte stiegen mir lockend zu Häupten,
    Daß sie mir zuweilen das Hirn betäubten –
    Es blüht hervor die Erinnerung –
    Ach! damals war ich närrisch und jung –
    Jetzt bin ich alt und närrisch – Ein Stechen
    Fühl ich im Aug’ – Nun muß ich sprechen
    In Reimen sogar – es wird mir schwer,
    Das Herz ist voll, der Kopf ist leer!
    Du kleine Cousinenknospe! es zieht
    Bey deinem Anblick durch mein Gemüth
    Gar seltsame Trauer, in seinen Tiefen
    Erwachen Bilder die lange schliefen –
    Syrenenbilder, sie schlagen auf
    Die lachenden Augen, sie schwimmen herauf
    Lustplätschernd – Die Schönste der Schaar
    Die gleicht dir selber auf ein Haar! –
    Das ist der Jugend Frühlingstraum –
    Ich seh’ dich an und glaub’ es kaum!
    Das sind die Züge der theuren Syrene,
    Das sind die Blicke, das sind die Töne –
    Sie hat ein süßkrötiges Stimmelein,
    Bezaubernd die Herzen groß und klein –
    Die Schmeicheläuglein spielen in’s Grüne,
    Meerwunderlich mahnend an Delphine –
    Ein bischen spärlich die Augenbrau’n,
    Doch hochgewölbt und anzuschau’n
    Wie anmuthstolze Siegesbogen –
    Auch Grübchenringe, lieblich gezogen,
    Dicht unter dem Aug’, in den rosigen Wänglein –
    Doch leider weder Menschen noch Englein
    Sind ganz vollkommen – Das herrlichste Wesen
    Hat seine Fehler, wie wir lesen
    In allen Mährchen. Herr Lusignan,
    Der einst die schönste Meerfee gewann,
    Hat doch an ihr, in manchen Stunden,
    Den heimlichen Schlangenschwanz gefunden.
    5. 9. 1844
Warnung
    Verletze nicht durch kalten Ton
    Den Jüngling, welcher dürftig, fremd,
    Um Hülfe bittend, zu dir kömmt –
    Er ist vielleicht ein Göttersohn.
    Siehst du ihn wieder einst, sodann
    Die Gloria sein Haupt umflammt;
    Den strengen Blick, der dich verdammt,
    Dein Auge nicht ertragen kann.
[Ewigkeit! wie bist du lang]
    Ewigkeit! wie bist du lang
    Länger noch als tausend Jahr
    Tausend Jahre brat ich schon,
    Ach! Und ich bin noch nicht gar.
    Ewigkeit! wie bist du lang
    Länger noch als 1000 Jahr,
    Und der Satan komt am End
    Frist mich auf mit Haut und Haar.
Der Helfer
    Du frohlockst, Plantagenet, und glaubst
    Daß du die letzte Hoffnung uns raubst,
    Weil deine Knechte ein Grabmal fanden,
    Worauf der Name »Arthur« gestanden.
    Arthur ist nicht gestorben, es barg
    Nicht seinen Leichnam der steinerne Sarg.
    Ich selber sah ihn vor wenig Tagen
    Lebendigen Leibes im Walde jagen.
    Er trug ein Kleid von grünem Sammt,
    Die Lippe lacht, das Auge flammt.
    Er kam mit seinen Jagdgenossen
    Einhergeritten auf stolzen Rossen.
    Wie allgewaltig sein Hüfthorn schallt,
    Trara – trara – durch Thal und Wald!
    Die Zauberklänge, die Wundertöne,
    Sie sind verständlich für Kornwalls Söhne.
    Sie melden, die Zeit ist noch nicht da,
    Doch kommt sie bald – Trara – trara! –
    Und König Arthur mit seinen Getreuen,
    Wird von den Normannen das Land befreyen.
    1849-51.
Razionalistische Exegese
    Nicht v‫  o‫  n Raben, nein m‫  i‫  t Raben
    Wurde Elias ernähret –
    Also ohne Wunder haben
    Wir die Stelle uns erkläret.
    Ja, anstatt gebratner Tauben,
    Gab man ihm gebratne Raben,
    Wie wir deren selbst mit Glauben
    Zu Berlin gespeiset haben.
    1850.
[Unbequemer neuer Glauben]
    Unbequemer neuer Glauben!
    Wenn sie uns den Hergott rauben,
    Hat das Fluchen auch ein End –
    Himmel – Herrgott – Sakrament!
    Wir entbehren leicht das Beten,
    Doch das Fluchen ist von Nöthen
    Wenn man gegen Feinde rennt –
    Himmel – Herrgott – Sakrament!
    Nicht zum Lieben, nein, zum Hassen,
    Sollt Ihr uns den Herrgott lassen,
    Weil man sonst nicht fluchen könnt’–
    Himmel – Herrgott – Sakrament!
    Ab 1850.
[Beine hat uns zwey gegeben]
    Beine hat uns zwey gegeben
    Gott der Herr, um fortzustreben,
    Wollte nicht daß an der Scholle
    Unsre Menschheit kleben solle.
    Um ein Stillstandsknecht zu seyn
    Gnügte uns ein einzges Bein.
    Augen gab uns Gott ein Paar
    Daß wir schauen rein und klar;
    Um zu glauben was wir lesen,
    Wär e‫  i‫  n Auge g’nug gewesen.
    Gott gab uns die Augen beide,
    Daß wir schauen und begaffen
    Wie er hübsch die Welt erschaffen
    Zu des Menschen Augenweide.
    Doch beim Gaffen in den Gassen
    Sollen wir die Augen brauchen
    Und uns dort nicht treten lassen
    Auf die armen Hühneraugen,
    Die uns ganz besonders plagen
    Wenn wir enge Stiefel

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