Sämtliche Werke
tragen.
Gott versah uns mit zwey Händen,
Daß wir doppelt Gutes spenden
Nicht um doppelt zuzugreifen
Und die Beute aufzuhäufen
In den großen Eisentruhn,
Wie gewisse Leute thun –
(Ihren Namen auszusprechen
Dürfen wir uns nicht erfrechen, –
Hängen würden wir sie gern
Doch sie sind so große Herrn.
Philantropen, Ehrenmänner,
Manche sind auch unsre Gönner,
Und man macht aus deutschen Eichen
Keine Galgen für die Reichen.
Gott gab uns nur eine Nase,
Weil wir zwey in einem Glase
Nicht hineinzubringen wüßten,
Und den Wein verschlappern müßten.
Gott gab uns nur e i n e n Mund,
Weil zwey Mäuler ungesund.
Mit dem einen Maule schon
Schwätzt zu viel der Erdensohn.
Wenn er doppeltmäulig wär
Fräß’ und lög’ er auch noch mehr.
Hat er jetzt das Maul voll Brey
Muß er schweigen unterdessen,
Hätt’ er aber Mäuler zwey
Löge er sogar beim Fressen.
Mit zwey Ohren hat versehn
Uns der Herr. Vorzüglich schön
Ist dabey die Symetrie.
Sind nicht ganz so lang wie die,
So er unsern grauen, braven
Kameraden anerschaffen.
Ohren gab uns Gott die beiden
Um von Mozart, Gluck und Haiden,
Meisterstücke anzuhören –
Gäb es nur Tonkunst-Cholik
Und Hemeroihdal-Musik
Von dem großen Meyerbeer,
Schon e i n Ohr hinlänglich wär’.
Als zur blonden Teutolinde
Ich in solcher Weise sprach,
Seufzte sie und sagte: ach!
Grübeln über Gottes Gründe,
Kritisiren unsern Schöpfer,
Ach! das ist als ob der Topf
Klüger seyn wollt als der Töpfer!
Doch der Mensch fragt stehts: warum?
Wenn er sieht daß etwas dumm
Freund ich hab dir zugehört,
Und du hast mir gut erklärt
Wie zum weisesten Behuf
Gott dem Menschen zwiefach schuf
Augen, Ohren, Arm’ und Bein’
Während er ihm gab nur ein
Exemplar von Nas’ und Mund –
Doch nun sage mir den Grund:
Gott der Schöpfer der Natur,
Warum schuf er einfach nur
Das skabrose Requisit
Das der Mann gebraucht damit
Er fortpflanze seine Race
Und zugleich sein Wasser lasse
Theurer Freund, ein Duplikat
Wäre wahrlich hier von Nöthen
Um Funkzionen zu vertreten
Die so wichtig für den Staat
Wie für’s Individuum,
Kurz für’s ganze Publikum –
Zwey Funkzionen die so gräulich
Und so schimpflich und abscheulig
Mit einander kontrastiren,
Und die Menschheit sehr blamiren.
Eine Jungfrau von Gemüth
Muß sich schämen wenn sie sieht
Wie ihr höchstes Ideal
Wird entweiht so trivial!
Wie der Hochaltar der Minne
Wird zur ganz gemeinen Rinne!
Psyche schaudert denn der kleine
Gott Amur der Finsterniß
Er verwandelt sich beim Scheine
Ihrer Lamp’ – in Mankepiß.
Also Teutolinde sprach
Und ich sagte ihr: Gemach!
Unklug wie die Weiber sind,
Du verstehst nicht liebes Kind
Gottes Nützlichkeitssystem.
Sein Oeconomie-Problem
Ist daß wechselnd die Maschienen
Jeglichem Bedürfniß dienen,
Den prophanen wie dem heilgen,
Den Pikanten wie langweilgen –
Alles wird simplifizirt,
Klug ist alles kombinirt:
Was dem Menschen dient zum Seichen
Damit schafft er Seinesgleichen
Auf demselben Dudelsack
Spielt dasselbe Lumpenpak.
Feine Pfote, derbe Patsche
Fiddelt auf derselben Bratsche.
Durch dieselben Dämpfe, Räder
Springt und singt und gähnt ein jeder
Und derselbe Omnibus
Fährt uns nach dem Tartarus.
1851-55.
An Eduard G.
Du hast nun Titel, Aemter, Würden, Orden,
Hast Wappenschild mit panaschirtem Helm,
Du bist vielleicht auch Excellenz geworden –
Für mich jedoch bist du ein armer Schelm.
Mir imponiret nicht der Seelenadel
Den du dir anempfunden sehr geschickt,
Obgleich er glänzt wie eine Demantnadel
Die des Philisters weißes Brusthemd schmückt.
O Gott! ich weiß, in deiner goldbetreßten
Hofuniform, gar kümmerlich, steckt nur
Ein nackter Mensch, behaftet mit Gebresten,
Ein seufzend Ding, die arme Creatur.
Ich weiß, bedürftig, wie die andern alle,
Bist du der Atzung, kackst auch jedenfalls
Wie sie – deßhalb mit dem Gemeinplatzschwalle
Von Hochgefühlen bleibe mir vom Hals.
1854.
An meinen Bruder Max
Max, du kehrst zurück nach Rußlands
Steppen – doch ein großer Kuhschwanz
Ist für dich die Welt: Plaisir
Bietet jede Schenke hier.
Du ergreifst die nächste Grethe
Und beim Klange der Trompete
Und der Pauke – dumdumdum –
Trampelst du mit ihr herum.
Wo dir winken große Humpen
Läßt du gleichfalls dich nicht lumpen,
Und wenn du des Bachus voll
Reimst du Lieder wie Apoll.
Immer hast du
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