Sämtliche Werke
allen Teufeln dich zur Rede stelle.
Ich komme und wie Orpheus einst
Trotz ich der Unterwelt und ihren Schrecken –
Ich finde dich, und wolltest du
Im tiefsten Höllenpfuhle dich verstecken.
Hinunter jetzt ins Land der Qual,
Wo Händeringen nur und Zähneklappen –
Ich reiße dir die Larve ab,
Der angepralten Großmuth Purpurlappen – –
1848-50.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
Celimene
Glaube nicht, daß ich aus Dummheit
Dulde deine Teufeleyen;
Glaub auch nicht ich sey ein Herrgott,
Der gewohnt ist zu verzeihen.
Deine Nücken, deine Tücken,
Hab ich freylich still ertragen.
Andre Leut’ an meinem Platze
Hätten längst dich todt geschlagen.
Schweres Kreuz! gleichviel, ich schlepp’ es!
Wirst mich stets geduldig finden –
Wisse, Weib, daß ich dich liebe
Um zu büßen meine Sünden.
Ja, du bist mein Fegefeuer,
Doch aus deinen schlimmen Armen
Wird geläutert mich erlösen
Gottes Gnade und Erbarmen.
1849-52.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
[Stunden, Tage, Ewigkeiten]
Stunden, Tage, Ewigkeiten
Sind es, die wie Schnecken gleiten;
Diese grauen Riesenschnecken
Ihre Hörner weit ausrecken.
Manchmal in der öden Leere,
Manchmal in dem Nebelmeere
Stralt ein Licht, das süß und golden,
Wie die Augen meiner Holden.
Doch im selben Nu zerstäubet
Diese Wonne, und mir bleibet
Das Bewußtseyn nur, das schwere,
Meiner schrecklichen Misère.
Ab 1850.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
[Die Liebesgluten, die so lodernd flammten]
Die Liebesgluten, die so lodernd flammten,
Wo gehn sie hin wenn unser Herz verglommen?
Sie gehn dahin woher sie einst gekommen,
Zur Hölle, wo sie braten die Verdammten.
1854.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
[Geleert hab ich nach Herzenswunsch]
Geleert hab ich nach Herzenswunsch
Der Liebe Kelch, ganz ausgeleert
Das ist ein Trank der uns verzehrt
Wie flammendheißer Cognakpunsch.
Da lob ich mir die laue Wärme
Der Freundschaft, jedes Seelenweh
Stillt sie, erquickend die Gedärme
Wie eine fromme Tasse Thee.
1854.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
[Es geht am End, es ist kein Zweifel]
Es geht am End, es ist kein Zweifel,
Der Liebe Glut sie geht zum Teufel.
Sind wir einmal von ihr befreyt
Beginnt für uns die bessre Zeit
Das Glück der kühlen Häuslichkeit.
Der Mensch genießet dann die Welt,
Die immer lacht fürs liebe Geld,
Er speist vergnügt sein Leibgericht
Und in den Nächten wälzt er nicht
Schlaflos sein Haupt, er ruhet warm
In seiner treuen Gattinn Arm.
1854.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
[Mittelalterliche Rohheit]
Mittelalterliche Rohheit
Weicht dem Aufschwung schöner Künste:
Instrument moderner Bildung
Ist vorzüglich das Klavier.
Auch die Eisenbahnen wirken
Heilsam aufs Familienleben,
Sintemal sie uns erleichtern
Die Entfernung von der Sippschaft.
Wie bedaur’ ich daß die Darre
Meines Rückgratmarks mich hindert,
Lange Zeit noch zu verweilen
In dergleichen Fortschrittswelt!
1854-55.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
[Es kommt der Tod – jetzt will ich sagen]
Es kommt der Tod – jetzt will ich sagen
Was zu verschweigen ewiglich
Mein Stolz geboth: für dich, für dich,
Es hat mein Herz für dich geschlagen.
Der Sarg ist fertig, sie versenken
Mich in die Gruft. Da hab ich Ruh
Doch du, doch du, Maria, du
Wirst weinen oft und mein gedenken.
Du ringst sogar die schönen Hände –
O tröste dich – das ist das Loos,
Das Menschenloos, was gut und groß
Und schön das nimmt ein schlechtes Ende
1854.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
An die Mouche
~
Dich fesselt mein Gedankenbann
Laß mich mit glühnden Zangen kneipen
Wahrhaftig wir beide bilden
Es träumte mir von einer Sommernacht
Worte! Worte! keine Thaten!
~
[Dich fesselt mein Gedankenbann]
Dich fesselt mein Gedankenbann
Und was ich dachte, was ich sann
Das mußt du denken, mußt du sinnen –
Kannst meinem Geiste nicht entrinnen.
Ein gar subtiler Spiritus
Ist dieser Geist, ein Dominus
Im Geisterheer vom höchsten Range;
Ihn ehrt sogar die Muhme Schlange.
Stets weht dich an sein süßer Hauch
Und wo du bist, da ist er auch
Du bist sogar im Bett nicht sicher
Vor seinem Kusse und Gekicher.
Mein Leib liegt todt im Grab, jedoch
Mein Geist er ist lebendig noch
Und wohnt gleich einem Hauskobolde
In deinem Herzchen, meine Holde.
Vergönn das traute Nestchen ihm,
Du wirst nicht los das Ungethüm,
Du wirst nicht los den kleinen
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