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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Kamaschenrittertum,
    Das ekelhaft ein Gemisch ist
    Von gotischem Wahn und modernem Lug,
    Das weder Fleisch noch Fisch ist.
    Jag fort das Komödiantenpack,
    Und schließe die Schauspielhäuser,
    Wo man die Vorzeit parodiert –
    Komme du bald, o Kaiser!«
    Caput XVIII
    Minden ist eine feste Burg,
    Hat gute Wehr und Waffen!
    Mit preußischen Festungen hab ich jedoch
    Nicht gerne was zu schaffen.
    Wir kamen dort an zur Abendzeit.
    Die Planken der Zugbrück’ stöhnten
    So schaurig, als wir hinübergerollt;
    Die dunklen Gräben gähnten.
    Die hohen Bastionen schauten mich an,
    So drohend und verdrossen;
    Das große Tor ging rasselnd auf,
    Ward rasselnd wieder geschlossen.
    Ach! meine Seele ward betrübt,
    Wie des Odysseus Seele,
    Als er gehört, daß Polyphem
    Den Felsblock schob vor die Höhle.
    Es trat an den Wagen ein Korporal
    Und frug uns: wie wir hießen?
    »Ich heiße Niemand, bin Augenarzt
    Und steche den Star den Riesen.«
    Im Wirtshaus ward mir noch schlimmer zumut’,
    Das Essen wollt mir nicht schmecken.
    Ging schlafen sogleich, doch schlief ich nicht,
    Mich drückten so schwer die Decken.
    Es war ein breites Federbett,
    Gardinen von rotem Damaste,
    Der Himmel von verblichenem Gold,
    Mit einem schmutzigen Quaste.
    Verfluchter Quast! der die ganze Nacht
    Die liebe Ruhe mir raubte!
    Er hing mir, wie des Damokles Schwert,
    So drohend über dem Haupte!
    Schien manchmal ein Schlangenkopf zu sein,
    Und ich hörte ihn heimlich zischen:
    »Du bist und bleibst in der Festung jetzt,
    Du kannst nicht mehr entwischen!«
    »Oh, daß ich wäre« – seufzte ich –
    »Daß ich zu Hause wäre,
    Bei meiner lieben Frau in Paris,
    Im Faubourg Poissonnière!«
    Ich fühlte, wie über die Stirne mir
    Auch manchmal etwas gestrichen,
    Gleich einer kalten Zensorhand,
    Und meine Gedanken wichen –
    Gendarmen in Leichenlaken gehüllt,
    Ein weißes Spukgewirre,
    Umringte mein Bett, ich hörte auch
    Unheimliches Kettengeklirre.
    Ach! die Gespenster schleppten mich fort,
    Und ich hab mich endlich befunden
    An einer steilen Felsenwand;
    Dort war ich festgebunden.
    Der böse schmutzige Betthimmelquast!
    Ich fand ihn gleichfalls wieder,
    Doch sah er jetzt wie ein Geier aus,
    Mit Krallen und schwarzem Gefieder.
    Er glich dem preußischen Adler jetzt,
    Und hielt meinen Leib umklammert;
    Er fraß mir die Leber aus der Brust,
    Ich habe gestöhnt und gejammert.
    Ich jammerte lange – da krähte der Hahn,
    Und der Fiebertraum erblaßte.
    Ich lag zu Minden im schwitzenden Bett,
    Der Adler ward wieder zum Quaste.
    Ich reiste fort mit Extrapost,
    Und schöpfte freien Odem
    Erst draußen in der freien Natur,
    Auf bückeburgschem Boden.
    Caput XIX
    Oh, Danton, du hast dich sehr geirrt
    Und mußtest den Irrtum büßen!
    Mitnehmen kann man das Vaterland
    An den Sohlen, an den Füßen.
    Das halbe Fürstentum Bückeburg
    Blieb mir an den Stiefeln kleben;
    So lehmichte Wege habe ich wohl
    Noch nie gesehen im Leben.
    Zu Bückeburg stieg ich ab in der Stadt,
    Um dort zu betrachten die Stammburg,
    Wo mein Großvater geboren ward;
    Die Großmutter war aus Hamburg.
    Ich kam nach Hannover um Mittagzeit,
    Und ließ mir die Stiefel putzen.
    Ich ging sogleich, die Stadt zu besehn,
    Ich reise gern mit Nutzen.
    Mein Gott! da sieht es sauber aus!
    Der Kot liegt nicht auf den Gassen.
    Viel Prachtgebäude sah ich dort,
    Sehr imponierende Massen.
    Besonders gefiel mir ein großer Platz,
    Umgeben von stattlichen Häusern;
    Dort wohnt der König, dort steht sein Palast,
    Er ist von schönem Äußern
    (Nämlich der Palast). Vor dem Portal
    Zu jeder Seite ein Schildhaus.
    Rotröcke mit Flinten halten dort Wacht,
    Sie sehen drohend und wild aus.
    Mein Cicerone sprach: »Hier wohnt
    Der Ernst Augustus, ein alter,
    Hochtoryscher Lord, ein Edelmann,
    Sehr rüstig für sein Alter.
    Idyllisch sicher haust er hier,
    Denn besser als alle Trabanten
    Beschützet ihn der mangelnde Mut
    Von unseren lieben Bekannten.
    Ich seh ihn zuweilen, er klagt alsdann,
    Wie gar langweilig das Amt sei,
    Das Königsamt, wozu er jetzt
    Hier in Hannover verdammt sei.
    An großbritannisches Leben gewöhnt,
    Sei es ihm hier zu enge,
    Ihn plage der Spleen, er fürchte schier,
    Daß er sich mal erhänge.
    Vorgestern fand ich ihn traurig gebückt
    Am Kamin, in der Morgenstunde;
    Er kochte höchstselbst ein Lavement
    Für seine kranken Hunde.«
    Caput XX
    Von Harburg fuhr ich in einer Stund’
    Nach Hamburg. Es war schon Abend.
    Die Sterne am Himmel grüßten mich,
    Die Luft war lind und labend.
    Und als

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