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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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riete ihm nicht, sich in Person
    Nach Preußen zu begeben.
    Dem wirklichen Aristophanes,
    Dem ginge es schlecht, dem Armen;
    Wir würden ihn bald begleitet sehn
    Mit Chören von Gendarmen.
    Der Pöbel bekäm die Erlaubnis bald,
    Zu schimpfen statt zu wedeln;
    Die Polizei erhielte Befehl,
    Zu fahnden auf den Edeln.
    O König! Ich meine es gut mit dir,
    Und will einen Rat dir geben:
    Die toten Dichter, verehre sie nur,
    Doch schone, die da leben.
    Beleid’ge lebendige Dichter nicht,
    Sie haben Flammen und Waffen,
    Die furchtbarer sind als Jovis Blitz,
    Den ja der Poet erschaffen.
    Beleid’ge die Götter, die alten und neu’n,
    Des ganzen Olymps Gelichter,
    Und den höchsten Jehova obendrein –
    Beleid’ge nur nicht den Dichter!
    Die Götter bestrafen freilich sehr hart
    Des Menschen Missetaten,
    Das Höllenfeuer ist ziemlich heiß,
    Dort muß man schmoren und braten –
    Doch Heilige gibt es, die aus der Glut
    Losbeten den Sünder; durch Spenden
    An Kirchen und Seelenmessen wird
    Erworben ein hohes Verwenden.
    Und am Ende der Tage kommt Christus herab
    Und bricht die Pforten der Hölle;
    Und hält er auch ein strenges Gericht,
    Entschlüpfen wird mancher Geselle.
    Doch gibt es Höllen, aus deren Haft
    Unmöglich jede Befreiung;
    Hier hilft kein Beten, ohnmächtig ist hier
    Des Welterlösers Verzeihung.
    Kennst du die Hölle des Dante nicht,
    Die schrecklichen Terzetten?
    Wen da der Dichter hineingesperrt,
    Den kann kein Gott mehr retten –
    Kein Gott, kein Heiland erlöst ihn je
    Aus diesen singenden Flammen!
    Nimm dich in acht, daß wir dich nicht
    Zu solcher Hölle verdammen.

Almansor
    Eine Tragödie
    1821
    ~
    Das Innere eines alten, verödeten Maurenschlosses
    Alys Schloß
    Nacht. Alys Schloß von außen
    Garten vor Alys Schloß
    Waldgegend
    Saal in Alys Schloß
    Waldgegend
    Felsengegend
    ~
    Glaubt nicht, es sei so ganz und gar phantastisch
    Das hübsche Lied, das ich euch freundlich biete!
    Hört zu: es ist halb episch und halb drastisch,
    Dazwischen blüht manch lyrisch zarte Blüte;
    Romantisch ist der Stoff, die Form ist plastisch,
    Das Ganze aber kam aus dem Gemüte;
    Es kämpfen Christ und Moslem, Nord und Süden,
    Die Liebe kommt am End’ und macht den Frieden.
Das Innere eines alten, verödeten Maurenschlosses
    Durch die Seitenfenster fallen Strahlen der untergehenden Sonne. Almansor allein.
    ALMANSOR.
    Es ist der alte, liebe Boden noch,
    Der wohlbekannte, buntgestickte Teppich,
    Worauf der Väter heil’ger Fuß gewandelt!
    Jetzt nagen Würmer an den seidnen Blumen,
    Als wären sie des Spaniers Bundgenossen.
    Es sind die alten, treuen Säulen noch,
    Des stolzen Hauses stolze Marmorstützen,
    Woran ich oft mich angelehnt als Knabe.
    Oh, hätten unsre Gomeles und Ganzuls,
    Abencerragen und hochmüt’ge Zegris
    So treu, wie diese Säulen hier, getragen
    Den Königsthron im leuchtenden Alhambra!
    Es sind die alten, guten Mauern noch,
    Die glattgetäfelten, die hübsch bemalten,
    Die stets dem müden Wandrer Obdach gaben!
    Gastlich geblieben sind die guten Mauern,
    Doch ihre Gäste sind nur Eul’ und Uhu.
    Er geht ans Fenster.
    Still bleibt’s! Nur du, o Sonne, hörtest mich;
    Mitleidig schickst du mir die letzten Strahlen,
    Und streust mir Licht auf meinen dunkeln Pfad!
    Du, güt’ge Sonne, hör mein dankbar Wort:
    Entflieh auch du nach Mauritaniens Küste
    Und nach Arabiens ewig heitrer Flur; –
    Oh, fürchte Don Fernand und seine Räte,
    Die Haß geschworen allem schönen Lichte;
    Oh, fürchte Doña Isabell, die Stolze,
    Die im Gefunkel ihrer Diamanten
    Allein zu glänzen glaubt, wenn Nacht ringsum;
    Oh, flieh auch du den schlimmen span’schen Boden,
    Wo schon gesunken deine Schwestersonne,
    Die goldgetürmte leuchtende Granada!
    Geht vom Fenster.
    Beklommen ist mein Herz, als habe sich
    Der untergehnden Sonne Flammenball
    Auf diese arme, schwache Brust gewälzt.
    Wie morsche, glühnde Asche ist mein Leib,
    Und unter meinen Füßen wankt der Boden.
    So heimisch ist mir hier, und doch so ängstlich!
    Das Lüftchen, das mir lind die Wange kühlt,
    Haucht Grüße mir aus längstverschollner Zeit.
    In jener Schatten wechselnder Bewegung
    Seh ich die Märchen meiner Kinderjahre;
    Sie regen sich, und nicken mir, und lächeln
    Mit klugen Mienen, und verwundern sich,
    Daß jetzt der alte Freund so bang, so fremd tut.
    Dort schwankt hervor die liebe, tote Mutter,
    Und schaut wehmütiglich besorgt, und weint,
    Und winkt, und winkt mit ihrer weißen Hand.
    Und auch den Vater seh ich dorten sitzen,
    Auf

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