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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Trompeten schmettern,
    Zuckt’s mir durch Mark und Bein, wie’n rascher Blitz;
    Und hör ich dröhnend dumpf die Pauken donnern,
    So fallen Keulenschläge auf mein Haupt.
    Ich und dies Haus, wie passen wir zusammen?
    Wechselnd nach dem Schlosse und nach seiner Brust zeigend.
    Dort wohnt die Lust mit ihren Harfentönen;
    Hier wohnt der Schmerz mit seinen gift’gen Schlangen.
    Dort wohnt das Licht mit seinen goldnen Lampen;
    Hier wohnt die Nacht mit ihrem dunkeln Brüten.
    Dort wohnt die schöne, liebliche Zuleima; –
    Sinnet, zeigt endlich auf seine Brust.
    Wir passen doch – hier wohnt Zuleima auch.
    Zuleimas Seel’ wohnt hier im engen Hause,
    Hier in den purpurroten Kammern sitzt sie,
    Und spielt mit meinem Herzen Ball, und klimpert
    Auf meiner Wehmut zarten Harfensaiten,
    Und ihre Dienerschaft sind meine Seufzer –
    Und wachsam steht auch meine düstre Laune,
    Als schwarzer Frauenhüter, vor der Pforte.
    Zeigt nach dem Schlosse.
    Doch was dort oben in dem hellen Saal
    Prachtvoll geschmückt und prangend stolz einhergeht,
    Und mit dem Lockenhaupte freundlich zunickt
    Dem seidnen Buben, der sich zierlich krümmt –
    Das dort ist nur Zuleimas kalter Schatten,
    Nur eine Drahtfigur, der man ein Glasaug’
    Im Wachsgesichte künstlich eingefugt,
    Und die, durch aufgedrehter Federn Kraft,
    Den leeren Busen wechselnd hebt und senkt.
    Trompetentusch.
    O weh! da kommt der seidne Bube wieder,
    Und fordert auf zum Tanz die Drahtfigur.
    Das holde Glasaug’ sendet süße Blitze!
    Das liebe Wachsgesicht bewegt sich lächelnd!
    Der schöne Federbusen schwillt und schwillt!
    Mit rauher Hand berühret dort der Bube
    Das leichtgebrechlich zarte Kunstgewebe –
    Rauschende Musik.
    Umschlingt’s mit frechem Arm, und zieht es fort
    In wilder Tänzer flutendes Gedränge!
    Halt ein! halt ein! Ihr Geister meiner Leiden,
    Reißt fort den Buben von dem Leib der Holden!
    Schlagt ein! schlagt ein! Ihr Blitze meines Zorns!
    Und lähmt die Hand, die meinen Himmel faßt!
    Brecht ein! brecht ein! Ihr Mauern dieses Schlosses,
    Und stürzt zermalmend auf des Frevlers Haupt!
    Pause; leisere Musik.
    Sie bleiben ruhig stehn, die alten Mauern,
    Und meine Wut zerschellt an ihren Quadern.
    Ihr seid gar stark gebaut, ihr festen Mauern,
    Und doch habt ihr ein schwach und schlecht Gedächtnis!
    Ich heiß Almansor, und war sonst der Liebling
    Des guten Aly, und auf Alys Knien
    Wohnt ich, und »lieber Sohn« nannt Aly mich,
    Und strich mir dann mit sanfter Hand den Kopf; –
    Und jetzt steh ich, wie’n Bettler, vor der Türe!
    Die Musik schweigt. Man hört im Schlosse verworrene Stimmen und lautes Gelächter.
    Da spottet’s mein; holla! ich lache mit!
    Schlägt an die Pforte.
    Macht auf! macht auf! ein Gast will übernachten!
    Die Schloßtüre öffnet sicht. Pedrillo erscheint mit einem Armleuchter; er bleibt in der Türe stehen.
    PEDRILLO.
    Beim heiligen Pilatus! Ihr klopft stark;
    Auch kommt Ihr spät zum Ball, er ist schon aus.
    ALMANSOR.
    Ich suche keinen Ball, ich such ein Obdach;
    Bin fremd und müd’, und dunkel ist die Nacht.
    PEDRILLO.
    Beim Barte des Propheten – ich wollt sagen
    Der heiligen Eli – Elisabeth –
    Das Schloß ist keine Herberg’ mehr. Unweit
    Von hier steht so ein Ding, das nennt man Wirtshaus.
    ALMANSOR.
    So wohnt allhier nicht mehr der gute Aly,
    Wenn Gastlichkeit aus diesem Schloß verbannt ist.
    PEDRILLO.
    Beim heil’gen Jago von – von Compostella!
    Nehmt Euch in acht, denn Don Gonzalvo zürnt,
    Wenn man ihn noch den guten Aly nennt.
    Zuleima nur, –
    Schlägt sich vor die Stirne. –
    wollt sagen Doña Clara,
    Darf noch den Namen Aly nennen. Aly,
    Der irrt sich auch, und nennt sie oft Zuleima.
    Auch ich, ich heiße jetzt nicht mehr Hamahmah,
    Pedrillo heiß ich, wie in seiner Jugend
    Der heil’ge Petrus hieß; und auch Habahbah,
    Die alte Köchin, heißt jetzt Petronella,
    Wie einst die Frau des heil’gen Petrus hieß;
    Und was die alte Gastlichkeit betrifft,
    So ist das eine jener Heidensitten,
    Wovon dies christlich fromme Haus gesäubert.
    Gut’ Nacht! Ich muß jetzt leuchten unsern Gästen,
    Es ist schon spät, und manche wohnen weit.
    Er geht ins Schloß zurück und schlägt die Pforte zu. Im Schlosse wird es bewegter.
    ALMANSOR
allein.
    Kehr um, o Pilger, denn hier wohnt nicht mehr
    Der gute Aly und die Gastlichkeit;
    Kehr um, o Moslem, denn der alte Glaube
    Ist ausgezogen längst aus diesem Hause;
    Kehr um, Almansor, denn die alte Liebe
    Hat man mit Hohn zur Tür hinausgestoßen,
    Und laut verlacht

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