Sämtliche Werke
DIEGO
auflachend.
Hätt Euch das Blitzen ihrer Demantringe
Das Aug’ geblendet und die Zung’ gelähmt,
So ließ ich gelten solch ein süß Verstummen.
Ironisch langsam.
Entzücken soll Euch freilich Claras Hand,
Wenn sie der alte Herr gefüllt mit – Gold.
Dann will ich mit Euch teilen Eu’r Entzücken,
Das klingend helle, goldene Entzücken!
Doch überlaß ich Euch allein die Freude
Am süßen Spiele ihrer weißen Finger,
An ihrer Muskeln sanftgeschwellter Weichheit
Und an der Adern bläulichem Gewebe!
DON ENRIQUE
aufgeblasen.
Kein Spott! Ich freie zwar des Vaters Schätze,
Jedoch gesteh ich: Claras Schönheit rührt mich.
DON DIEGO.
Mistpfütze, hüte dich, daß man dich rühre!
Kein Ambraduft steigt auf durch solche Rührung.
Lieb nicht nach innen, liebe nur nach außen!
Gefühle sind gar schlechte Liebeswerber;
Wort, Miene und Bewegung sind weit beßre.
Und dringen diese Werber noch nicht durch,
So helfen schön gefärbte Jünglingswangen,
Elastisch üpp’ge Waden aus Madrid,
Schnürleiber, hohe Polsterbrust und Kunstbauch,
Die Waffen aus dem Schneiderarsenal.
Und sind auch die zu stumpf, so helfen sicher
Die Mauerbrecher, –
Sieht ihn kalt lächelnd an. –
Señor, kennt Ihr noch
Die Dokumente, die ich ausgefertigt,
Mit alter Schrift und mit erloschner Dinte,
Die vorsätzlich im Schloß verlornen Briefe,
Die Don Gonzalvo fand und draus ersah –
Lachend.
Ja, Señor, mir, mir habt Ihr es zu danken,
Daß Ihr ein Prinz geworden; – seid jetzt folgsam;
Sprecht nur, wie ich’s Euch habe einstudiert;
Sprecht viel von Religion und von Moral;
Zeigt jene Wunden oft, die Euch im Zuchthaus
Der Büttel schlug, und nennt sie heil’ge Narben,
Die Ihr im Feldzug für die gute Sache
Erbeutet habt; sprecht viel von der Courage;
Vor allem aber kräuselt oft den Schnauzbart.
DON ENRIQUE.
Ich beuge mich vor Eurer Klugheit, Señor.
Nur kann ich noch Eu’r Kunststück nicht begreifen,
Wie ihr den Pfaffen ins Intresse zoget?
DON DIEGO.
Die Pfaffen sind ja auch vom Handwerk, Señor,
Und heil’ge Männer haben heil’ge Zwecke,
Und brauchen Gold für ihre Kirchenkelche,
Und brauchen Wein, um sie damit zu füllen.
Ihr merktet nicht, daß ich die Volte schlug?
Ich gab Euch gute Karten, und da trumpft
Nun Euer Herz die Dame, und den König,
Den Alten, trumpft Ihr lustig mit dem Kreuz;
Und morgen ist das Spiel gewonnen, morgen,
Dann gratulier ich Euch zu Eurer Hochzeit.
DON ENRIQUE
andächtig gen Himmel schauend.
Ich danke dir, du Vater in der Höh’!
DON DIEGO.
Ja, freilich in der Höh’, denn luftig schwebt er
Am hohen Galgen, zu San Salvador. –
Sie gehn ab.
Almansor tritt auf.
ALMANSOR.
Die buntgeputzten Fledermäus’ und Eulen
Sind nun vorbeigeflirrt. Recht widerlich
Drang mir ins Ohr ihr heiserharsches Schrillen,
Und atmen konnt ich kaum in ihrer Näh’.
Zuleima, dich umschwärmt solch Nachtgevögel?
Dich, weiße Taub’, umkreisen solche Raben?
Dich, schöne Ros’, umkriechet solch Gewürm?
Hält denn ein Zauber dich umstrickt, Zuleima?
Ist denn das Bild des flehenden Almansors
In deiner Seele ganz und gar erloschen?
Kommt nie Erinnrung an Almansors Liebe
Aus deinem Busen seufzend aufgestiegen?
Dort oben wallen tausend Liebesboten,
Und jedem gab ich tausend Liebesgrüße,
Und schmerzlich süß entfloß mein glühend Blut,
Bei jedem Gruß, aus tausend Liebeswunden;
Und dennoch brachte keiner dieser Boten
Der Heißgeliebten meine heißen Grüße!
Schämt euch, untreue Boten, Sterne oben,
Die ihr so klug und pfiffig niederblinzelt,
Und euch als Menschenschicksal-Lenker brüstet!
Ihr konntet nicht bestellen meine Grüße –
Und blöde Tauben tragen, treu und sicher,
Den Liebesbrief des Hirten in der Wüste! –
Das Schloßgesinde ist zu Bett gegangen,
Bedächtig sind die Lichter ausgelöscht,
Und nur ein einz’ges noch strahlt dort durchs Fenster;
Ich kenn dies Fenster noch; dort schläft Zuleima.
Dort stand ich manche schöne Sommernacht,
Und ließ die Laute klingen, bis die Liebste,
Mit süßem Wort, auf dem Balkon erschien.
Er zieht eine Laute hervor.
Hier ist die alte Laute. Klingend schwebt mir
Im Kopf das alte Lied; und sehen möcht ich,
Ob auch der alte Zauberklang noch wirkt.
Er spielt und singt.
Güldne Sternlein schauen nieder
Mit der Liebe Sehnsuchtwehe;
Bunte Blümlein nicken wider,
Schauen schmachtend in die Höhe.
Zärtlich blickt der Mond herunter,
Spiegelt sich in Bächleins Fluten,
Und vor
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