Sämtliche Werke
Schönheit, welche nach Wahrheit dürstet –‹
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Der Engländer, welcher van Amburgh nachreist, allen seinen Vorstellungen beiwohnt, überzeugt, daß der Löwe ihn doch am Ende zerreißt, und dieses Schauspiel durchaus betrachten will – Vergleich mit dem Historiker, der darauf wartet in Paris, bis das französische Volk endlich den Louis Philippe zerreißt, diesen Löwen täglich beobachtet und wartet –
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Daß der Gatte Xanthippes ein so großer Philosoph geworden, ist merkwürdig. Während allem Gezank noch denken! Aber
schreiben
konnte er nicht, das war unmöglich: Sokrates hat kein einziges Buch hinterlassen.
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Von Savignys Eleganz des Stils – Vergleich mit dem klebrichten Silberschleim, den die Insekten auf dem Boden zurücklassen, worüber sie hingekrochen.
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Vergleich: der * im Dorfe war ein Ochs, der so alt war, daß er endlich kindisch ward, und als man ihn schlachtete, schmeckte sein Fleisch wie bejahrtes Kalbfleisch.
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Musik bei Hochzeitgeleit, wie bei in die Schlacht ziehenden Soldaten –
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Kampf der Philosophen gegen die Religion – zerstören die heidnische, aber eine neue, die christliche, steigt hervor, auch diese ist bald abgefertigt, doch es kommt gewiß eine neue, und die Philosophen werden wieder eine neue Arbeit bekommen, jedoch wieder vergeblich: die Welt ist ein großer Viehstall, der nicht so leicht wie der des Augias gereinigt werden kann, weil, während gefegt wird, die Ochsen drinbleiben und immer neuen Mist anhäufen –
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Dichter – während des Dichtens wird ihm zumute, als habe er, nach der Seelenwandrungslehre der Pythagoreer, in den verschiedensten Gestalten ein Vorleben geführt – ihre Intuition ist wie Erinnerung –
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Der Gedanke: Kunst und Philosophie getrennt durch die Griechen, das Bild und der Begriff – Religion beiden vorangehend, Verschmelzung beider – Verschiedenheit der früheren und jetzigen Religionen – der Geist der Zeit ausgesprochen durch einzelne und bestätigt durch Mirakel, und der Geist der Zeit ausgesprochen durch viele und bestätigt durch Vernunft – Jetzt keine Mirakel, nachdem die Physik ausgebildet; Oken sieht dem lieben Gott auf die Finger, und dieser will nicht mit Bosco rivalisieren – Saint=Simonismus, einziges Mirakel bezahlte Schneiderrechnung – es sollen sich mehre Schneider bekehrt haben –
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Der Gedanke die unsichtbare Natur, die Natur der sichtbare Gedanken –
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Moral: Unsere Begriffe: Veredlung, Recht und Unsterblichkeit haben Realität in der Natur. Was wir Heiliges denken, hat Realität, es ist kein Hirngespinst.
Kunst: Das Genie trägt im Geiste ein Abbild der Natur, und durch diese erinnert, gebiert es dieses Abbild; das Talent bildet die Natur nach und schafft analytisch, was das Genie synthetisch schafft. Charaktere, welche zwischen beiden schweben –
Kunstwerk: Das sichtbare Werk spricht harmonisch den unsichtbaren Gedanken aus: daher auch Lebenskunst: Harmonie des Handelns und unserer Gesinnung –
Schön
ist das Kunstwerk, wenn das Göttliche sich dem Menschlichen freundlich zuneigt: Diana küßt Endymion –
erhaben,
wenn das Menschliche sich zum Göttlichen gewaltsam emporhebt: Prometheus trotzt dem Jupiter – Agamemnon opfert sein Kind – Christus schön und erhaben zugleich –
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Neue Periode in der Kunst: man entdeckt in der Natur dieselben Gesetze, die auch in unserem Menschengeiste walten, vermenschlicht sie (Novalis), man entdeckt in dem Menschengeiste die Gesetze der Natur, Magnetismus, Elektrizität, anziehende und abstoßende Pole (Kleist) – Goethe zeigt das Wechselverhältnis zwischen Natur und Mensch – Schiller ist ganz Spiritualist, abstrahiert von der Natur, Kantische Ästhetik –
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Goethes Abneigung, sich dem Enthusiasmus hinzugeben – diese Abneigung ist ebenso widerwärtig wie kindisch – solche Rückhaltung ist mehr oder minder Selbstmord – die Flamme, die nicht brennen will, aus Furcht, sich zu konsumieren – Die großmütige Flamme, die Seele Schillers loderte mit Aufopfrung – Jede Flamme opfert sich selbst – je schöner sie brennt, desto mehr nähert sie sich der Vernichtung, dem Erlöschen – Ich beneide nicht die stillen Nachtlichtchen, die so bescheiden ihr Dasein fristen –
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Schiller: hier feiert der Gedanke seine Orgien – nüchterne Begriffe, weinlaubumkränzt, schwingen den Thyrsus, tanzen wie Bacchanten – besoffene Reflexionen –
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»Mahabharatas«, »Ramayana« und ähnliche Riesenfragmente – geistige Mammutsknochen –
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