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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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perfiden
    Preußischen Hämorrhoiden.
    Meine Krämpfe sollt ihr haben,
    Speichelfluß und Gliederzucken,
    Knochendarre in dem Rucken,
    Lauter schöne Gottesgaben.
    Kodizill zu dem Vermächtnis:
    In Vergessenheit versenken
    Soll der Herr eu’r Angedenken,
    Er vertilge eu’r Gedächtnis.
    20.
Enfant Perdu
    Verlorner Posten in dem Freiheitskriege,
    Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
    Ich kämpfe ohne Hoffnung, daß ich siege,
    Ich wußte, nie komm ich gesund nach Haus.
    Ich wachte Tag und Nacht – Ich konnt nicht schlafen,
    Wie in dem Lagerzelt der Freunde Schar –
    (Auch hielt das laute Schnarchen dieser Braven
    Mich wach, wenn ich ein bißchen schlummrig war).
    In jenen Nächten hat Langweil’ ergriffen
    Mich oft, auch Furcht – (nur Narren fürchten nichts) –
    Sie zu verscheuchen, hab ich dann gepfiffen
    Die frechen Reime eines Spottgedichts.
    Ja, wachsam stand ich, das Gewehr im Arme,
    Und nahte irgendein verdächt’ger Gauch,
    So schoß ich gut und jagt ihm eine warme,
    Brühwarme Kugel in den schnöden Bauch.
    Mitunter freilich mocht es sich ereignen.
    Daß solch ein schlechter Gauch gleichfalls sehr gut
    Zu schießen wußte – ach, ich kann’s nicht leugnen –
    Die Wunden klaffen – es verströmt mein Blut.
    Ein Posten ist vakant! – Die Wunden klaffen –
    Der eine fällt, die andern rücken nach –
    Doch fall ich unbesiegt, und meine Waffen
    Sind nicht gebrochen – nur mein Herze brach.

Drittes Buch:
Hebräische Melodien
    ~
    Prinzessin Sabbat
    Jehuda Ben Halevy
    Disputation
    ~
    O laß nicht ohne Lebensgenuß
    Dein Leben verfließen!
    Und bist du sicher vor dem Schuß,
    So laß sie nur schießen.
    Fliegt dir das Glück vorbei einmal,
    So faß es am Zipfel.
    Auch rat ich dir, baue dein Hüttchen im Tal
    Und nicht auf dem Gipfel.
    Prinzessin Sabbat
    In Arabiens Märchenbuche
    Sehen wir verwünschte Prinzen,
    Die zuzeiten ihre schöne
    Urgestalt zurückgewinnen:
    Das behaarte Ungeheuer
    Ist ein Königsohn geworden;
    Schmuckreich glänzend angekleidet,
    Auch verliebt die Flöte blasend.
    Doch die Zauberfrist zerrinnt,
    Und wir schauen plötzlich wieder
    Seine königliche Hoheit
    In ein Ungetüm verzottelt.
    Einen Prinzen solchen Schicksals
    Singt mein Lied. Er ist geheißen
    Israel. Ihn hat verwandelt
    Hexenspruch in einen Hund.
    Hund mit hündischen Gedanken,
    Kötert er die ganze Woche
    Durch des Lebens Kot und Kehricht,
    Gassenbuben zum Gespötte.
    Aber jeden Freitagabend,
    In der Dämmrungstunde, plötzlich
    Weicht der Zauber, und der Hund
    Wird aufs neu’ ein menschlich Wesen.
    Mensch mit menschlichen Gefühlen,
    Mit erhobnem Haupt und Herzen,
    Festlich, reinlich schier gekleidet,
    Tritt er in des Vaters Halle.
    »Sei gegrüßt, geliebte Halle
    Meines königlichen Vaters!
    Zelte Jakobs, eure heil’gen
    Eingangspfosten küßt mein Mund!«
    Durch das Haus geheimnisvoll
    Zieht ein Wispern und ein Weben,
    Und der unsichtbare Hausherr
    Atmet schaurig in der Stille.
    Stille! Nur der Seneschall
    (Vulgo Synagogendiener)
    Springt geschäftig auf und nieder,
    Um die Lampen anzuzünden.
    Trostverheißend goldne Lichter,
    Wie sie glänzen, wie sie glimmern!
    Stolz aufflackern auch die Kerzen
    Auf der Brüstung des Almemors.
    Vor dem Schreine, der die Thora
    Aufbewahret und verhängt ist
    Mit der kostbar seidnen Decke,
    Die von Edelsteinen funkelt –
    Dort an seinem Betpultständer
    Steht schon der Gemeindesänger;
    Schmuckes Männchen, das sein schwarzes
    Mäntelchen kokett geachselt.
    Um die weiße Hand zu zeigen,
    Haspelt er am Halse, seltsam
    An die Schläf’ den Zeigefinger,
    An die Kehl’ den Daumen drückend.
    Trällert vor sich hin ganz leise,
    Bis er endlich lautaufjubelnd
    Seine Stimm’ erhebt und singt:
    »Lecho Daudi Likras Kalle!
    Lecho Daudi Likras Kalle –
    Komm, Geliebter, deiner harret
    Schon die Braut, die dir entschleiert
    Ihr verschämtes Angesicht!«
    Dieses hübsche Hochzeitkarmen
    Ist gedichtet von dem großen,
    Hochberühmten Minnesinger
    Don Jehuda ben Halevy.
    In dem Liede wird gefeiert
    Die Vermählung Israels
    Mit der Frau Prinzessin Sabbat,
    Die man nennt die stille Fürstin.
    Perl’ und Blume aller Schönheit
    Ist die Fürstin. Schöner war
    Nicht die Königin von Saba,
    Salomonis Busenfreundin,
    Die, ein Blaustrumpf Äthiopiens,
    Durch Esprit brillieren wollte,
    Und mit ihren klugen Rätseln
    Auf die Länge fatigant ward.
    Die Prinzessin Sabbat, welche
    Ja die personifizierte
    Ruhe ist, verabscheut alle
    Geisteskämpfe und Debatten.
    Gleich fatal ist ihr die

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