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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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            Ist er es, der den Buchhändler Palm erschießen ließ, weil er ein dreistes Wort, über diese Gewalttat, in Umlauf brachte?
·             Ist er es, der durch List und Ränke, die deutschen Fürsten entzweite, um über die Entzweiten, nach der Regel des Cäsar, zu herrschen?
·             Ist er es, der den Kurfürsten von Hessen, ohne Kriegserklärung, aus seinem Lande vertrieb, und einen Handlungskommis – wie heißt er schon? – der ihm verwandt war, auf den Thron desselben setzte?
·             Ist er es, der den König von Preußen, den ersten Gründer seines Ruhms, in dem undankbarsten und ungerechtesten Kriege, zu Boden geschlagen hat, und auch selbst nach dem Frieden noch, mit seinem grimmigen Fuß auf dem Nacken desselben verweilte?
·             Ist es dagegen der Kaiser Napoleon, der, durch unglückliche Feldzüge erschöpft, die deutsche Krone, auf das Machtwort seines Gegners, niederzulegen gezwungen war?
·             Ist er es, der, mit zerrissenem Herzen, Preußen, den letzten Pfeiler Deutschlands, sinken sah, und, so zerstreut seine Heere auch waren, herbeigeeilt sein würde, ihn zu retten, wenn der Friede von Tilsit nicht abgeschlossen worden wäre?
·             Ist er es, der dem betrogenen Kurfürsten von Hessen, auf der Flucht aus seinen Staaten, einen Zufluchtsort in den seinigen vergönnt hat?
·             Ist er es endlich, der sich des Elends, unter welchem die Deutschen seufzen, erbarmt hat, und der nun, an der Spitze der ganzen Jugend, wie Antäus, der Sohn der Erde, von seinem Fall erstanden ist, um das Vaterland zu retten?
    Vetter Pescherä, vergib mir diese Fragen!
    Ein Europäer wird ohne Zweifel, wenn er den Artikel liest, wissen was er davon zu halten hat. Einem Pescherä aber müssen, wie du selbst einsiehst, alle die Zweifel kommen, die ich dir vorgetragen habe.
    Bekanntlich drücken wir mit dem Wort: Pescherä, alles aus, was wir empfinden oder denken; drücken es mit einer Deutlichkeit aus, die den andern Sprachen der Welt fremd ist. Wenn wir z. B. sagen wollen: es ist Tag, so sagen wir: Pescherä; wollen wir hingegen sagen: es ist Nacht, so sagen wir: Pescherä. Wollen wir ausdrücken: dieser Mann ist redlich, so sagen wir: Pescherä; wollen wir hingegen versichern: er ist ein Schelm, so sagen wir: Pescherä. Kurz, Pescherä drückt den Inbegriff aller Erscheinungen aus, und eben darum, weil es alles ausdrückt, auch jedes einzelne.
    Hätte doch der Nürnberger Zeitungsschreiber in der Sprache der Pescheräs geschrieben! Denn setze einmal, der Artikel lautete also: Pescherä; so würde dein Vetter, nicht einen Augenblick, bei seinem Inhalt angestoßen sein. Er würde alsdann, mit völliger Bestimmtheit und Klarheit, also gelesen haben:»Es sind nicht sowohl die Franzosen, welche die Schlacht, die das deutsche Reich dem Napoleon überliefern sollte, gewonnen haben, als vielmehr die bemitleidenswürdigen Deutschen selbst.
    Der entartete Kronprinz von Bayern hat zuerst, an der Spitze der rheinbündischen Truppen, die Linien der braven Österreicher, ihrer Befreier, durchbrochen. Sie sind der Held der Deutschen! rief ihm der verschlagenste der Unterdrücker zu; aber sein Herz sprach heimlich: ein Verräter bist du; und wenn ich dich werde gebraucht haben, wirst du abtreten!«

WEITERE POLITISCHE TEXT E

     
    Einleitung [der Zeitschrift Germania]
     
    Diese Zeitschrift soll der erste Atemzug der deutschen Freiheit sein. Sie soll alles aussprechen was, während der drei letzten, unter dem Druck der Franzosen verseufzten, Jahre, in den Brüsten wackerer Deutscher, hat verschwiegen bleiben müssen: alle Besorgnis, alle Hoffnung, alles Elend und alles Glück.
    Es bedurfte einer Zeit, wie die jetzige, um einem Blatt, wie das vorliegende ist, das Dasein zu geben. So lange noch keine Handlung des Staats geschehen war, mußte es jedem Deutschen, der seine Worte zu Rate hielt, ebenso voreilig, als nutzlos scheinen, zu seinen Mitbrüdern zu reden. Eine solche Stimme würde entweder völlig in der Wüste verhallt sein; oder – welches fast noch schlimmer gewesen wäre – die Gemüter nur auf die Höhen der Begeisterung erhoben haben, um sie, in dem zunächst darauffolgenden Augenblick, in eine desto tiefere Nacht der Gleichgültigkeit und Hoffnungslosigkeit versinken zu lassen.
    Jetzt aber hat der Kaiser von Österreich, an der Spitze seines tapferen Heeres, den Kampf für seiner

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