Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
ich aber bei der Leiche nicht.
Ich fand zwei Reisige aus Warwand.
     
    Ursula.
Die kamen später zu dem Kind als ich,
Ihm auch den rechten Finger abzulösen.
     
    (Rupert bedeckt sich das Gesicht.)
     
    Johann (tritt vor Ursula).
Was willst du, alte Hexe?
     
    Ursula.   ‘s ist abgetan, mein Püppchen.
Wenn ihr euch totschlagt, ist es ein Versehen.
     
    Johann.
Versehen? Ein Versehen? Schade! Schade!
Die arme Agnes! Und der Ottokar!
     
    Rupert.
Johann! Mein Knäblein! Schweige still, dein Wort
Ist schneidend wie ein Messer.
     
    Johann.    Seid nicht böse.
Papa hat es nicht gern getan, Papa
Wird es nicht mehr tun. Seid nicht böse.
     
    Rupert.
Sylvester! Dir hab ich ein Kind genommen,
Und biete einen Freund dir zum Ersatz.
(Pause.)
Sylvester! Selbst bin ich ein Kinderloser!
(Pause.)
Sylvester! Deines Kindes Blut komm über
Mich – kannst du besser nicht verzeihn, als ich?
     
    (Sylvester reicht ihm mit abgewandtem Gesicht die Hand; Eustache und Gertrude umarmen sich.)
     
    Johann.
Bringt Wein her! Lustig! Wein! Das ist ein Spaß zum
Totlachen! Wein! Der Teufel hatt im Schlaf die beiden
Mit Kohlen die Gesichter angeschmiert,
Nun kennen sie sich wieder. Schurken! Wein!
Wir wollen eins drauf trinken!
     
    Ursula.    Gott sei Dank!
So seid ihr nun versöhnt.
     
    Rupert. Du hast den Knoten
Geschürzt, du hast ihn auch gelöst. Tritt ab.
     
    Johann.
Geh, alte Hexe, geh. Du spielst gut aus der Tasche,
Ich bin zufrieden mit dem Kunststück. Geh.
     
     
    (Der Vorhang fällt.)

DER ZERBROCHNE KRU G

     
     
    Dieses Lustspiel von Heinrich von Kleist aus dem Jahr 1806. Die Uraufführung im Jahr 1808 in Weimar durch Johann Wolfgang von Goethe war nicht von Erfolg gekrönt.
    Ausgangspunkt der Handlung ist ein zerbrochener, wertvoller Krug aus dem Besitz der Witwe Marthe Rull. Die Scherben liegen im Zimmer ihrer Tochter Eve, wo Marthe am Vorabend den Bauernsohn Ruprecht Tümpel ertappt hat. Ruprecht wiederum beobachtete einen Fremden, der durch das Fenster aus Eves Zimmer floh und dabei den Krug vom Kaminsims warf. Weder Marthe noch Ruprecht ahnen, dass es sich bei diesem Fremden um Dorfrichter Adam handelt. Der Krug selbst ist für Marthe Rull zwar sehr wertvoll, aber ihr vorgeordnetes Ziel ist es, Eves Ruf vor Gericht zu retten. Sollte sich herausstellen, dass nicht nur Ruprecht sie am gestrigen Abend in ihrem Zimmer aufgesucht hat, würde Eve als Dirne („Metze“) gelten. Im Lauf des Stückes versucht Adam, die Aufklärung des Falles möglichst unauffällig zu verhindern, zumal an diesem Tag der Gerichtsrat Walter aus Utrecht anwesend ist. Aber Adam ist als Richter gezwungen, die Zeugin Brigitte vorladen zu lassen. Diese schildert, dass sie eine Spur von Marthes Haus bis zur Hintertür des Gerichtshauses verfolgt und sogar die vermisste Perücke des Dorfrichters gefunden habe. Angesichts solch eindeutiger Indizien bleibt Adam nur noch die Flucht. Eve, die als einzige Anwesende außer Adam die Wahrheit kennt, erklärt zum Abschluss ihr Verhalten: Richter Adam habe, falls Eve ihm gefügig sei, dafür sorgen wollen, dass Ruprechts angeblich drohender Militäreinsatz in der Kolonie Niederländisch-Indien verhindert werde.
    In seiner zunächst ungedruckt gebliebenen Vorrede weist Kleist darauf hin, dass er durch den Kupferstich La Cruche cassée zu diesem Werk angeregt worden sei. Tatsächlich handelt es sich dabei aber nicht um das berühmte Gemälde von Jean Baptiste Greuze, das heute im Louvre hängt, sondern um den Kupferstich Le Juge, ou la Cruche cassée (1782) von Jean Jacques Le Veau, den Kleist in Bern gesehen hatte und der wiederum auf ein Gemälde von Greuzes Freund Louis Philibert Debucourt zurückgeht. Kleist erinnert sich: „Und der Gerichtsschreiber sah (er hatte vielleicht kurz vorher das Mädchen angesehen) jetzt den Richter misstrauisch zur Seite an, wie Kreon bei einer ähnlichen Gelegenheit den Ödip, als die Frage war, wer den Lajus erschlagen.“

‘La cruche cassée’ von Jean-Baptiste Greuze

Titelblatt der Erstausgabe

Personen:
     
    Walter, Gerichtsrat
Adam, Dorfrichter
Licht, Schreiber
Frau Marthe Rull
Eve, ihre Tochter
Veit Tümpel, ein Bauer
Ruprecht, sein Sohn
Frau Brigitte
Ein Bedienter, Büttel, Mägde usw.
    Die Handlung spielt in einem niederländischen Dorf bei Utrecht

Erster Auftritt
     
    Adam sitzt und verbindet sich ein Bein. Licht tritt auf.
     
    Licht
Ei, was zum Henker, sagt, Gevatter Adam!
Was ist mit Euch geschehn? Wie seht Ihr aus?
     
    Adam
Ja, seht. Zum Straucheln

Weitere Kostenlose Bücher