Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)
Rechte? Seiner Füße einer –
Herr Richter! Eure Dose! – Seid so gefällig.
Adam
Die Dose?
Walter
Die Dose. Gebt! Hier!
Adam zu Licht.
Bringt dem Herrn Gerichtsrat.
Walter
Wozu die Umständ? Einen Schritt gebrauchts.
Adam
Es ist schon abgemacht. Gebt Sr. Gnaden.
Walter
Ich hätt Euch was ins Ohr gesagt.
Adam
Vielleicht, daß wir nachher Gelegenheit –
Walter
Auch gut.
Nachdem sich Licht wieder gesetzt.
Sagt doch, Ihr Herrn, ist jemand hier im Orte,
Der mißgeschaffne Füße hat?
Licht
Hm! Allerdings ist jemand hier in Huisum –
Walter
So? Wer?
Licht
Wollen Ew. Gnaden den Herrn Richter fragen –
Walter
Den Herrn Richter Adam?
Adam
Ich weiß von nichts.
Zehn Jahre bin ich hier im Amt zu Huisum,
Soviel ich weiß, ist alles grad gewachsen.
Walter zu Licht.
Nun? Wen hier meint Ihr?
Frau Marthe
Laß Er doch seine Füße draußen!
Was steckt Er untern Tisch verstört sie hin,
Daß man fast meint, Er wär die Spur gegangen.
Walter
Wer? Der Herr Richter Adam?
Adam
Ich? Die Spur?
Bin ich der Teufel? Ist das ein Pferdefuß?
Er zeigt seinen linken Fuß.
Walter
Auf meine Ehr. Der Fuß ist gut.
Heimlich.
Macht jetzt mit der Session sogleich ein Ende.
Adam
Ein Fuß, wenn den der Teufel hätt,
So könnt er auf die Bälle gehn und tanzen.
Frau Marthe
Das sag ich auch. Wo wird der Herr Dorfrichter –
Adam
Ach, was! Ich!
Walter
Macht, sag ich, gleich ein Ende.
Frau Brigitte
Den einz’gen Skrupel nur, Ihr würd’gen Herrn,
Macht, dünkt mich, dieser feierliche Schmuck!
Adam
Was für ein feierlicher –?
Frau Brigitte
Hier, die Perücke!
Wer sah den Teufel je in solcher Tracht?
Ein Bau, getürmter, strotzender von Talg,
Als eines Domdechanten auf der Kanzel!
Adam
Wir wissen hier zu Land nur unvollkommen,
Was in der Hölle Mod ist, Frau Brigitte!
Man sagt, gewöhnlich trägt er eignes Haar.
Doch auf der Erde, bin ich überzeugt,
Wirft er in die Perücke sich, um sich
Den Honoratioren beizumischen.
Walter
Nichtswürd’ger! Wert, vor allem Volk ihn schmachvoll
Vom Tribunal zu jagen! Was Euch schützt,
Ist einzig nur die Ehre des Gerichts.
Schließt Eure Session!
Adam
Ich will nicht hoffen –
Walter
Ihr hofft jetzt nichts. Ihr zieht Euch aus der Sache.
Adam
Glaubt Ihr, ich hätte, ich, der Richter, gestern,
Im Weinstock die Perücke eingebüßt?
Walter
Behüte Gott! Die Eur ist ja im Feuer,
Wie Sodom und Gomorrha, aufgegangen.
Licht
Vielmehr vergebt mir, gnäd’ger Herr! die Katze
Hat gestern in die seinige gejungt.
Adam
Ihr Herrn, wenn hier der Anschein mich verdammt:
Ihr übereilt Euch nicht, bitt ich. Es gilt
Mir Ehre oder Prostitution.
Solang die Jungfer schweigt, begreif ich nicht,
Mit welchem Recht ihr mich beschuldiget.
Hier auf dem Richterstuhl von Huisum sitz ich,
Und lege die Perücke auf den Tisch:
Den, der behauptet, daß sie mein gehört,
Fordr ich vors Oberlandgericht in Utrecht.
Licht
Hm! Die Perücke paßt Euch doch, mein Seel,
Als wär auf Euren Scheiteln sie gewachsen.
Er setzt sie auf.
Adam
Verleumdung!
Licht
Nicht?
Adam
Als Mantel um die Schultern
Mir noch zu weit, wieviel mehr um den Kopf.
Er besieht sich im Spiegel.
Ruprecht
Ei, solch ein Donnerwetter-Kerl!
Walter
Still, Er!
Frau Marthe
Ei, solch ein blitz-verfluchter Richter, das!
Walter
Noch einmal, wollt Ihr gleich, soll ich die Sache enden?
Adam
Ja, was befehlt Ihr?
Ruprecht zu Eve.
Eve, sprich, ist ers?
Walter
Was untersteht der Unverschämte sich?
Veit
Schweig du, sag ich.
Adam
Wart, Bestie! Dich fass’ ich.
Ruprecht
Ei, du Blitz-Pferdefuß!
Walter
Heda! Der Büttel!
Veit
Halts Maul, sag ich.
Ruprecht
Wart! Heute reich ich dich.
Heut streust du keinen Sand mir in die Augen.
Walter
Habt Ihr nicht soviel Witz, Herr Richter –?
Adam
Ja, wenn Ew. Gnaden
Erlauben, fäll ich jetzo die Sentenz.
Walter
Gut. Tut das. Fällt sie.
Adam
Die Sache jetzt konstiert,
Und Ruprecht dort, der Racker, ist der Täter.
Walter
Auch gut das. Weiter.
Adam
Den Hals erkenn ich
Ins Eisen ihm, und weil er ungebührlich
Sich gegen seinen Richter hat betragen,
Schmeiß ich ihn ins vergitterte Gefängnis.
Wie lange, werd ich noch bestimmen.
Eve
Den Ruprecht –?
Ruprecht
Ins Gefängnis mich?
Eve
Ins Eisen?
Walter
Spart eure Sorgen, Kinder. – Seid Ihr
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