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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Scheerau noch Strahlen abschickte, nachdem er in Paris längst vernichtet war. So sagt Euler, daß ein Fixstern am Himmel noch wegen seiner Entfernung sein Schimmern fortsetzen kann, ob er gleich längst eingeäschert worden.
    Nro. 5 war Cagliostro, der unter so vielen pointierenden Köpfen das Schicksal der Ärzte und Gespenster und Advokaten hatte, daß seine öffentlichen Spötter zugleich seine geheimen Jünger und Klienten sind.
    Nro. 6 war mein Gerichtherr von Röper, der, weil er mit dem Fürsten etwas zu sprechen hatte, dageblieben war. Er war der einzige im ganzen Eßkonvent, der zweierlei tat: erstlich daß er alle Weinsortiments des Bousischen Wein-Inventariums sich reichen ließ, um von allen Weingütern der Residentin denjenigen deutlichen oder doch klaren Begriff in seinen Magen zu bringen, worauf die ältere Logiken so sehr dringen – zweitens daß er einen so großen Wert auf das frikassierte, marinierte etc. Essen legte, als wenn ers gäbe und nicht bekäme, und immer höflicher und gebückter wurde, je satter und voller er wurde, gleich einer Wurst, die sich krümmt , wenn man sie füllet .
    Nro. 7, 8, 9 waren zwei grobe Regierungräte ** und ein grober Kammerpräsident *, wovon die zwei ersten den ganzen Hof verachteten, weil er keine andern Pandekten im Kopfe hatte als literarische , und der dritte, weil er sich es ausmalte, wie viel Pensionen und Gagen der ganze Hof ohne die Kammer, d. h. ohne ihn wohl hätte, und sämtliche drei, weil sie glaubten, sie hielten den Thron, ob sie gleich nichts hätten tragen können als in Salomons Tempel das – eherne Meer.
    Nro. 10 war die Residentin, die sich nach dem Tone eines jeden stimmte und doch durch ihren eignen sich von allen Weibern unterschied – gleich dem König Mithridates redete sie die Sprachen aller ihrer Untertanen .
    Nro. 11, 12 war eine durchreisende Äbtissin und eine verwittibte Fürstin von **, die ihrem Stande gemäß einsilbig und hautain waren.
    Nro. 13 war die Défaillante, deren größte Reize und Anziehkraft in den kleinen Füßen angebracht waren, wie in den zwei Füßen eines armierten Magneten. Der Kopf, ihr zweiter Pol, stieß ab, was der untere zog.
    Nro. 00000 gehen mich nichts an; es waren alte, in den Schminksalpeter eingepökelte Damen-Gesichter, denen aus dem Schiffbruch ihres untergesunknen Lebens nichts geblieben war als ein hartes Brett, auf dem sie noch sitzen und herumfahren, nämlich der Spieltisch.
    Nro. 00000 gehen mich auch nichts an; es waren eine Garbe Hofdamen, verschnittene Spaliergewächse an den Tapeten, oder vielmehr Einfassunggewächse um fruchtbare Beete – sie hatten Witz, Schönheit, Geschmack und Betragen, und wenn man zur Flügeltür hinaus war, hatte mans schon wieder vergessen.
    Nro. 0000 war eine Kompagnie Hofleute, mit roten und blauen Ordenbändern durchschnitten, welche an ihnen wie die rote und blaue Farbe des Spiritus in Thermometern stehen, damit man ihr Steigen besser sehen könne – die gleich dem Silber glänzten und alles, was sie berührten, schwarz machten – die keinen höhern und breitern Himmel sich denken konnten als den Thronhimmel und keinen größern Tag im Jahr als einen Courtag – die in ihrem Leben weder Väter waren, noch Kinder, noch Ehegatten, noch Brüder, sondern bloß Hofleute – die Verstand hatten ohne Grundsätze, Kenntnisse ohne Glauben daran, Leidenschaften ohne Kräfte, satirisches Gefühl der Torheiten ohne Haß derselben, Gefälligkeit ohne Liebe und Freimütigkeit zum Spaß – deren Echtheit man wie die des Smaragds daran prüft, daß sie wie er kalt bleiben, wenn man sie mit dem Munde erwärmen will – und die, die Wahrheit zu sagen, der Satan schildern mag und nicht ich….
    Oefel war zwischen Beata und die Ohnmächtige eingemauert; Gustav wars ihnen gegenüber zwischen zwei kleine witzige Dämchen: aber er vergaß die Nachbarschaft seiner Arme über die seiner Augen. Aus Oefels Gliedern schossen Witzfunken, als wenn ihn die Seide, die ihn umlag, elektrisieren hälfe. Die Ohnmächtige war ihrer Lehnherrschaft über ihn so gewiß, daß sie es für keinen Lehnfehler ansah, wenn ihr Lehnmann Beaten, seiner Teller-Nachbarin, die schönsten Dinge sagte; »Er wird sich« (dachte sie) »ärgern genug, daß er aus Höflichkeit nicht anders kann.« Dem Herrn von Oefel war am Ende nie um etwas anders zu tun als um den Herrn von Oefel; er lobte, nicht um seine Achtung, sondern um seinen Witz und Geschmack auszukramen; er unterdrückte weder Schmeicheleien

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