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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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ein Despot besteht, als Thronfolger von jenen, fast aus lauter Gesetzen, aus fremden und eignen zugleich, und ist der Magnetberg , der das Staatschiff zu sich bewegt. – »Sein eigner Sklave sein, ist die härteste Sklaverei«, sagt ein Alter, wenigstens ein Lateiner; der Despot fodert aber von andern nur die leichtere und nimmt auf sich die schwerere. – Ein anderer sagt: parere scire par imperio gloria est; Ruhm und Ehre erbeutet also ein Negersklave so viel wie ein Negerkönig. – Servi pro nullis habentur; daher fühlen auch politische Nullitäten den Druck der Hofluft so wenig wie wir den der andern Luft; despotische Realitäten aber verdienen schon darum ihre Freiheit, weil sie den Wert derselben so sehr zu fühlen und zu schätzen wissen. – Ein Republikaner im edlern Sinn, z. B. der Kaiser in Persien, dessen Freiheitmütze ein Turban und dessen Freiheitbaum ein Thron ist, ficht hinter seiner militärischen Propaganda und hinter seinen Ohnehosen mit einer Wärme für die Freiheit, wie sie die alten Autores in den Gymnasien fodern und schildern. Ja wir sind nie berechtigt, solchen Thron-Republikanern Brutus-Seelengröße früher abzusprechen, als man sie auf die Probe gesetzt; und wenn in der Geschichte das Gute mehr aufgezeichnet würde als das Schlimme, so müßte man schon jetzt unter so vielen Schachs, Khans, Rajahs, Kalifen manchen Harmodion, Aristogiton, Brutus etc. aufzuweisen haben, der imstande war, seine Freiheit (Sklaven kämpfen für eine fremde) sogar mit dem Tode sonst guter Menschen und Freunde zu bezahlen. –
    Ende des erbettelten Extrablättchens über die größere Freiheit in Despotien
    Das Extrablättchen und der dritte Akt sind aus, aber dieser war ernsthafter und kürzer als jenes.
    Vierter Akt. Indem ich den Vorhang herab und wieder hinauf warf: setzte ich die Welt aus dem kürzesten Akt in den längsten. Zur Prinzessin – die jetzt, wie die deutsche Reichsgeschichte meldet, sitzt – trat ihre Landsmannschaft , die weder sehr ehrlich, noch sehr dumm aussah, die Oberhofmeisterin, der Hof-Beichtvater, der Hof-Äskulap, Damen und Bedienten und alles. Dieser Hofstaat nimmt nicht Abschied – der ist schon ingeheim genommen –, sondern rekapituliert ihn bloß durch eine stille Verbeugung. Der nächste Schritt aller Welschen war aus dem Mittelzimmer nach – Italien.
    Die Italiener gingen vor Sebastians Warenlager vorbei und wischten aus ihrem Gesicht, dessen feste Teile en haut-relief waren – die deutschen waren en bas-relief –, einen edlern Schimmer weg, als jener ist, den Höfe geben; – Viktor sah unter so vielen akzentuierten Augenknochen die Zeichen seiner eignen Wehmut vervielfältigt, die ihn für das willige fremde Herz beklemmte, das allein zurückblieb unter dem frostigen Thron- und Wolkenhimmel der Deutschen, von allen geliebten Sitten und Szenen weggerissen, mikroskopischen Augen vorgeführt, deren Brennpunkt in weiche Gefühle sengt, und an eine Brust von Eis gebunden….
    Als er alles dieses dachte und die Landsleute sah, wie sie einpackten, weil sie kein Wort mehr mit der Fürstin sprechen durften – und als er die stumme gelenkte Gestalt drinnen ansah, die keine andere Perlen zeigen durfte als orientalische (obgleich der Traum und der Besitz der letztern abendländische bedeutet: Tränen mein’ ich), so wünscht’ er: »Ach du Gute, könnt’ ich nur einen dreifachen Schleier so lange über dein Auge ziehen, bis es eine Träne vergossen hätte! – Dürft’ ich dir nur die versteigerte Hand küssen, wie deine Hofdamen jetzt tun, um mit meinen Tränen die Nähe eines gerührten Herzens auf die verkaufte Hand zu schreiben…«
    Seid weich und erweitert nicht Fürstenhaß zu Fürstinnen-Haß! Soll uns ein gebeugtes weibliches Haupt nicht rühren, weil es sich auf einen Tisch von Mahagoni stützt, und große Tränen nicht, weil sie in Seide fallen? »Es ist zu hart,« – sagte Viktor im Hannöverschen – »daß Dichter und magistri legentes, wenn sie neben einem Lustschloß vorbeigehen, mit einer neidischen Schadenfreude die Bemerkung machen, darin werde vielleicht ebensoviel Tränenbrot gebacken wie in Fischerhütten. O wohl größeres und härteres! Aber ist das Auge, aus dem im Dachsbau eines Schotten nichts Tränen presset als der Stubenrauch, eines größern Mitleids wert als jenes zarte, das gleich dem eines Albinos schon von Freudenstrahlen schmerzt und das der gequälte Geist mit geistigen Zähren erfüllt? Ach unten in den Tälern wird nur die Haut,

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