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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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mit der Familie und dem Zögling nach Auenthal. Jean Pauls Schwester Philippine bleibt als Erzieherin der kleinen Tochter im Hause der Residentin von Bouse in Scheerau zurück. Jean Paul verbreitet sich des längeren über seine Erziehungsgrundsätze, die uns noch in anderm Zusammenhange beschäftigen werden. Scheerau wird immer im Auge behalten und einiges daraus mitgeteilt, da die Stadt bald der Schauplatz der Handlung werden wird. Eigenartig ist die Beschreibung der Scheerauer »Gewürzinseln und Molucken«. Es sind dieses Inseln von geringem Umfang in einem künstlich angelegten See, als dessen Vorbild der Brandenburger Weiher bei Baireuth genannt wird. Es gibt hier Sumatra, Zeylon und das schöne Amboina, und als stattliche Kauffahrteiflotten kreuzen Boote zwischen den Inseln, beladen mit den Gewürzen und Erzeugnissen jener ferneren wirklichen Molucken. Als Herr der größten dieser Flotten wird uns nun der Kommerzienagent von Röper, der »unvollkommene Charakter«, geschildert. Es ist im Grunde ein nur mit einigen phantastischen Zügen ausgestattetes Bild des Kammerrats von Oerthel. Jean Paul verlegt die Geburt Röpers nach Italien in den Kirchenstaat und läßt ihn mit Hecheln und Mäusefallen handelnd nach Deutschland kommen. Dort beleiht er gegen Pfand und bereichert sich in kurzer Zeit mit allen möglichen, auch betrügerischen Mitteln. Sein schmutziger Geiz wird besonders hervorgehoben. So kauft er sich am Ende jeder Woche ein Pfund Fleisch, das er die Woche über auskocht, um es endlich am Sonntag zu verspeisen, wenn schon das neue Pfund im Schranke liegt. Den größten Gewinst zieht er als Kommerzienagent des Scheerauer Fürsten, der ihm das Monopol für den Handel mit den Südseeprodukten auf der künstlichen Südsee überläßt. In die Höhe gekommen, macht er »seine Liebeserklärung dem reichsten und geizigsten Vater einer schönen Tochter«, welche die Liebe gegen einen Offizier, eben den Rittmeister von Falkenberg, zum letzten Schritte hingerissen hat. »Die Tochter haßte seine Liebeserklärung. Aber der Charakter bemächtigte sich ihrer sträubenden Hand, zog sie daran zum Altar, schraubte den Ring ihr an und pfählte ihre Hand in seine. Ihr zweites Kind war sein erstes.« Das erste ist bekanntlich jener verschwundene Knabe, der mit Gustav eine so auffallende Ähnlichkeit hat, daß dessen Porträt für das seinige gelten kann. Das zweite Kind von Röpers Frau aber ist die bildschöne Beate, die auf Röpers Gut Maußenbach, einem Nachbargute von Auenthal, heranwächst. Jean Paul gibt Beaten Klavierstunden und hat sich in sie verliebt. In dieser Gestalt wachsen also Beate von Spangenberg, Adam von Oerthels einstige Jugendliebe, und Renate Wirth zusammen. Der hypochondrische Amandus, das Ebenbild Adam von Oerthels, entbrennt in einer heißeren Liebe als der immer ein wenig satirisch vorgetragenen des »Einbeins« zu Beate. Der Roman wiederholt also die Wirklichkeit des Lebens, nur mit dem Unterschiede, daß Beate hier die Tochter des geizigen Emporkömmlings und ihr dem Tode geweihter Liebhaber der Sohn des Dr. Fenk ist.
    Beate ist die erste jener gefühlvollen Mädchengestalten, in denen Jean Paul sein Höchstes gegeben hat. Eine Vorgängerin der Liane aus dem »Titan«. Auch Beatens Liebe wird den Helden nicht zur menschlichen Vollendung führen können. Sie repräsentiert die Vorstufe des überwallenden, allzu zarten Gefühls über die feindlichen Kräfte des Lebens. Die schönste und rührendste Vorstufe sicherlich, aber eben nur eine Vorstufe des eigentlichen starken Lebens. »Auch an dieser Beate seh ich’s wieder, daß der weibliche Leib und Geist zu zart und zu wallend, zu fein und zu feurig für geistige Anstrengung sind und daß beide sich nur durch die immerwährende Zerstreuung der häuslichen Arbeit erhalten… Eine Frau, wenn sie Schillers Feuerseele hätte, stürbe, wenn sie damit eines seiner Stücke machte, im fünften Akt selber mit nach.« Dr. Fenk schreibt diese Worte in seinem Brief an das »Einbein«, in dem er ihm von den Vorgängen in Scheerau Mitteilung macht. Zugleich berichtet er von dem ungünstigen Einfluß, den das Hofleben auf Jean Pauls bei der Residentin von Bouse zurückgelassene Schwester Philippine ausübt. Philippine sei kokett geworden, und es sei höchste Zeit, daß sie dem »giftigen Hüttenrauche« des Hoflebens wieder entzogen würde.
    Inzwischen spiegelt Jean Pauls Aufenthalt in Auenthal sein Leben wider, wie er es einst in Töpen und dem benachbarten

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