Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
Vom Netzwerk:
Schüler auf die Oberwelt vor. »Wenn du gestorben bist, so sterb’ ich auch mit und wir kommen in den Himmel«, womit der Genius die Oberfläche der Erde meint. Mit dem ganzen Reichtum Jean Paulscher Poesie wird dieses Hinaustreten aus dem Dunkeln geschildert. Wie von Himmelsstrahlen scheint die Erde, die dem Knaben überirdisches Gefilde ist, übergossen. Die folgende Kindheit ist ein Abbild von Jean Pauls eigenen Joditzer Jahren. Wie er sich dort in die kleine Schäferin Augustine verliebte, so verliebt sich Gustav in Regine und tauscht, hier über Jean Pauls Erlebnis hinausgehend, mit ihr den ersten Kuß. Von eingreifender Wirkung für ihn ist die Einsegnung und das erste Abendmahl. Wir kennen diese Szenen bereits aus seiner Kindheitsgeschichte.
    Ein Zwischenfall unterbricht das ruhige Dahingleiten der Tage: Der Knabe ist eines Tages verschwunden und wird erst Tage später von einer vorüberfahrenden Kutsche wieder im elterlichen Hause abgesetzt, ohne daß sich ein Anhaltspunkt für die Entführer ergäbe. Vielleicht könnte der Vater, Rittmeister von Falkenberg, den Zusammenhang vermuten. Falkenberg hat in früheren Jahren ein Liebesverhältnis mit einer jungen Scheerauer Dame unterhalten, deren Frucht, ein Knabe, spurlos verschwand. Seine Geliebte heiratete später einen geizigen und übelbeleumundeten Emporkömmling, den Kommerzienagenten von Röper. Zwischen dem verschwundenen Knaben und Gustav soll eine weitgehende Ähnlichkeit bestehen, die offenbar von dem gleichen Vater herrührt. Als Gustav in das elterliche Schloß zurückgebracht wird, ist ihm ein Bildnis mitgegeben worden, das zunächst wie ein Porträt Gustavs aussieht, nach dem beigefügten Brief aber das Bildnis des verstorbenen oder verschwundenen Sohnes der unbekannten Entführerin sein soll. Falkenberg vermutet, daß die Unbekannte seine einstige Geliebte, die Gattin Röpers, ist und das Bild seinen verschollenen ersten Sohn darstellt. Der Roman löst übrigens diese Fragen nicht mehr, sondern bricht vor der Auflösung ab.
    Den Winter verbringen Falkenbergs in der nahen Stadt Scheerau. Diesmal treibt den Rittmeister noch ein besonderer Grund in die Residenz. Der Fürst schuldet ihm 13 000 Taler; für soviel Geld nämlich hatte er seiner abgesetzten Geliebten, der Mutter seines natürlichen Sohnes, des Kapitäns Ottomar, das Rittergut Ruhestatt gekauft, das nun Ottomar gehört. Falkenberg hofft von dem Fürsten das Geld zu erhalten. Als aber der Reisewagen, in dem nun zum erstenmal auch Gustav sich der Stadt nähert, anlangt, begegnet ihm bereits der fürstliche Wagen, in dem das Gedärm des verstorbenen Fürsten zur Beisetzung gefahren wird. Mit dem soeben erst den Thron besteigenden jungen Fürsten bedarf es erneuter Verhandlungen, die allerdings nicht zur Zurückzahlung der schuldigen 13 000 Taler, aber doch dazu führen, daß der Fürst Gustav eine Stelle in seinem Kadettenhause verspricht. Der Rittmeister wohnt mit seiner Familie wie jedes Jahr im Hause des Professors Hoppedizel, eines zu allerlei Spaß aufgelegten Mannes, der auch gleich mit einem besonders drastischen Einfall seiner Laune hervortritt.
    Auf der Reise ist dem Falkenbergschen Wagen ein Abenteuer zugestoßen: Im Walde trafen sie einen Knaben, dem eine Bettlerin beide Augäpfel angeschnitten hat, um mit dem Blinden betteln zu gehen. In Scheerau stellt es sich heraus, daß Amandus, das ist dieser Knabe, ein Sohn Dr. Fenks, des alten Freundes des Rittmeisters, ist. Fenk hatte sich in Begleitung des Kapitäns Ottomar in Italien aufgehalten, war aber vor kurzer Zeit zurückgekehrt. Es gelingt ihm, die Augen seines Sohnes, über dessen Mutter wir übrigens nichts erfahren – Fenk scheint Junggeselle zu sein –, zu retten. Die beiden Knaben werden die innigsten Freunde. Aber schon bald zeigt sich bei den Kinderspielen die furchtbare Reizbarkeit des kränklichen Amandus, zu dem der hypochondrische Adam von Oerthel und vielleicht auch ein wenig Christian Otto mit seiner leichten Verletzbarkeit beigetragen haben.
    Auf einem Konzert in der Stadt lernt Jean Paul, der Verfasser der »Teufelspapiere«, auch das »Einbein« genannt, da er als literarischer Vertreter des Teufels mit einem Quadratfuß ausgestattet gedacht wird, Gustav kennen und ist nicht weniger von ihm entzückt, als einst der richtige Kandidat Richter von Christian von Oerthel entzückt war. Herr von Falkenberg engagiert das »Einbein« als Erzieher Gustavs auf sein Gut, und dieser übersiedelt freudig im Frühjahr

Weitere Kostenlose Bücher