Saemtliche Werke von Jean Paul
entdeckt, daß auf dem Rücken des Bildes der Name Falkenberg stünde.
Auch der Fürst, der wie eine Reihe anderer Männer eine Liäson mit der Residentin hat, verliebt sich in Beate und beginnt ihr den Hof zu machen in einer nicht mißzuverstehenden Art. Zunächst bittet er, sie am nächsten Vormittag frisieren zu dürfen, was er bei der Bouse fast täglich tut, da er sich in der Langweile des Hoflebens auf diese Zerstreuung gelegt hat. Beate ist entsetzt. Sie empfängt den Fürsten schüchtern und verängstigt und entläuft ihm schließlich.
Gustav beschäftigt sich im Park stark mit Zeichnen. Gerade hat er eine Venusgruppe mit seinem Stift abgerissen, als die Residentin hinzukommt und seine Kunst bewundert. Ihre prächtige Erscheinung, durch alle Mittel einer hohen Kultur gesteigert, bleibt nicht ohne Eindruck auf ihn. Er verspricht ihr, den ganzen Park für sie abzuzeichnen. Sie lädt ihn in ihre Gemächer ein, und dort trifft er zum drittenmal mit Beate zusammen. Es steigert die beiderseitige Verwirrung, daß die Bouse die beiden jungen Menschen für Geschwister hält. Sie hat nämlich das von Röper versteigerte Porträt an sich gebracht, das sie für Gustavs hält oder doch zu halten vorgibt. Der Vormittag endet damit, daß die Residentin dem jungen Künstler selbst zu einem Bilde zu sitzen verspricht. Er malt sie an einem Vormittag, da Beate nicht bei ihr ist, aber schon am selben Abend soll er der immer bewußter Geliebten auf einem Souper bei der Bouse begegnen. Vor dem Essen stehen sie in einer Fensternische beieinander. Zwei Gärtnerkinder, mit denen sie beide oft gespielt, ahmen vor dem Fenster in kindlichem Spiel den jungen Herrn und das gnädige Fräulein nach und küssen sich in kindlicher Zuneigung. Zum erstenmal sinken ihre Seelen – sie fühlen es beide – einander entgegen. »In einem Augenblick unaussprechlicher Zärtlichkeit sahen ihre Seelen, daß sie einander – suchten.« Das beginnende Souper reißt sie auseinander. Oefel führt Beate zu Tisch und bezieht ihre holde Verwirrung auf sich.
Gustav bricht frühzeitig aus der Gesellschaft auf. Unterwegs begegnet ihm ein Bote mit einem Brief von Amandus an ihn. Der Freund ist auf den Tod erkrankt und bittet ihn, zu seinem Sterbelager zu kommen. Ganz plötzlich wird Gustav aus seinen Träumen durch diese Botschaft emporgerissen. Er eilt zu Amandus, an dessen Bett der untröstliche Vater bereits weilt. Der Augenblick des Wiedersehens reißt alle Hemmnisse ihrer Freundschaft zwischen ihnen nieder. Freund und Freund sinken einander in die Arme. Aber der Sterbende hat noch einen besonderen Wunsch: Noch einmal will er Beate sehen. Fenk eilt, sie zu holen. Sie kommt mit ihrer Mutter. Amandus bittet, ihn mit Beate und dem Freund allein zu lassen. Der Sterbende legt beider Hände ineinander, beteuernd, daß sie als die einzigen Menschen einander wert wären, und beschwört sie, sich zu lieben. »Hier zog der fallende Körper die fliehende Seele zurück; ein Tropfe in seinem Auge verkündigte die schwere Erinnerung an seine zertrümmerten Tage; drei Herzen bewegten sich heftig; drei Zungen erstarrten; diese Minute war zu erhaben für den Gedanken der Liebe, bloß die Gefühle der Freundschaft und der andern Welt waren groß genug für die große Minute.« Wie ein schreckender Blitz ist die Bitte des Sterbenden in die Herzen der beiden gefahren und deckt alle aufkeimende Liebe im Augenblick zu. Beate verläßt das Zimmer. Eine Mondfinsternis verdunkelt draußen den Himmel. Ein vorüberfahrender Leichenzug wirft grelle Fackellichter an die Wände des Zimmers. In Gustavs Armen stirbt der Freund, wie Jean Paul es einst bei Adam von Oerthels Sterben erlebt hatte. Mit allem Grausen und Entsetzen und dem Gefühl grenzenloser Erhabenheit läßt er den Toten sanft auf sein Lager zurückgleiten.
Amandus wird begraben. Der Eremitenberg im »Stillen Land« soll seinen Sarg aufnehmen. Eine entzweifallende Rose, eine durchlöcherte Puppe, ein sich ausspannender Schmetterling sind auf den Sarg gemalt. Der kinderlose Vater stützt sich mit Kopf und Hand auf die Pyramide. Nach dem Begräbnis schreibt Gustav an den niedergebrochenen Dr. Fenk, bietet ihm seine Freundschaft für den Verlorenen an und – bittet ihn um einige Alltagskleider des Verstorbenen. »Er fühlte wie ich, daß Alltagkleider die besten Schattenrisse, Gipsabgüsse und Pasten eines Menschen sind, den man lieb gehabt und der aus ihnen und dem Körper heraus ist.« –
»Morgen will ich kommen, um
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