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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Minister Voigt nicht wert ist, sein Diener zu sein, geschweige sein Mäzen.« Und nun kommt diese scharfe Anklage gegen Goethe, die von allen immer wieder erhoben wird, deren Schicksal ganz oder zum Teil jemals in Goethes Händen lag. »Goethe – über den ich Dir ein Oktavbändchen zufertigen möchte – ist Gott gleich, der nach Pope eine Welt und einen Sperling mit gleichem Gemüte fallen sieht, um so mehr, da er keines von beiden schafft; aber seine Apathie gegen fremde Leiden nimmt er schmeichelnd für eine gegen die seinigen.«
    Es ist natürlich fraglos, daß Goethe in dem Atheismusstreit ebenfalls Fichtes Partei ergriffen hat, obwohl es zweifellos erscheint, daß er manches unterlassen hat, was Fichtes hartes Schicksal hätte mildern können. Vielleicht hätte der Vorfall alle Parteien noch einmal zu vereinigen vermocht. Aber zwischen Jean Paul, Herder und Jacobi auf der einen Seite und Goethe, Schiller, Fichte und Kant auf der andern Seite stand Herders Metakritik, deren gegen Kant gerichtete Tendenz sich in dem kleinen Weimar natürlich herumgesprochen hatte. Es war auch kein Geheimnis, daß Jean Paul mit seinem enormen philosophischen Wissen Herder bei der Metakritik mit allen Kräften unterstützte. So wenig Goethe sich sonst um Philosophie oder um Kant bekümmern mochte, seit der Metakritik schien ihm in Kant ein heiliges Palladium angegriffen zu sein, und er belegte alle, die Herder in seinem Tun unterstützten, mit dem großen Bann. Es waren in der Tat Weltanschauungen, die sich hier gegeneinander absetzten.
    Der Zufall wollte, daß der alte Streitpunkt zwischen Herder und dem Herzog, nämlich die Erziehung der Herderschen Söhne, von neuem akut wurde. Bekanntlich hatten Herders Ansprüche zu dem endgültigen Bruch zwischen ihm und Goethe geführt. Durch Jean Pauls Vermittelung sollten nun Herders Söhne ohne des Herzogs Beihilfe in guten Positionen untergebracht werden. Ein Grund mehr, um zwischen Jean Paul und Goethe eisige Feindschaft eintreten zu lassen. Jean Paul schrieb in dieser Angelegenheit an seinen Baireuther Freund Emanuel am 11. August 1799: »Der Herzog erhielt ihn (Herder) nur hier unter dem Versprechen der Vorsorge für seine Kinder. Ein Sohn, Adalbert, studierte Ökonomie im Holsteinschen – und dann im Preußischen. (Ich erzähl’ alles nur kurz.) Darauf kam er auf ein herzogliches Gut in Oberweimar; wo er einem Schleicher und Tropfen, dem Ökonomen des dasigen Viehstandes, subordiniert war, indes er als 2ter Ökonom alles Andere und Weitläuftige zu regieren hatte. Schon dieses Leben unter einer rohen Unterordnung und die Einschränkung seiner Talente und die Verkennung derselben – da der Schleicher erschlich – quälte einen Abkömmling so zarter Eltern und diese am meisten. Jetzt – vergeben Sie mir die Sprünge! – soll er (das will der Herzog, um vielleicht seiner Zusage der Unterstützung leichter loszuwerden) die junge Pächterswitwe heiraten, die leichtsinnig ist und die ihren Mann beerbet hätte, wäre sie schwanger nachgeblieben; was aber ausblieb. Sohn und Eltern verachten die Verbindung; der Herzog macht diese zur Bedingung der Zusage und – Herder nimmt den Sohn zurück. Herder schrieb nach Sachsen um Verwalterstellen für ihn, die er aber jetzt gerade am Ende der ökonomischen Geschäfte schwerer finden wird. Nun hat er unter den Hoffnungen auf die sächsischen Antworten noch eine andre Hoffnung nötig, die auf Ihre Antwort bauet. Den Sohn ins Haus zu nehmen, säh einer Absetzung gleich – da der Herzog nie die andre Ursache erraten lassen würde – und überhaupt, mein Emanuel, die Bitte ist diese: können Sie ihn nicht auf einige Monate (bis er in Sachsen angestellt ist als Ökonomieverwalter, oder was noch besser wäre, im Baireuthischen und durch Sie) nach Baireuth oder zu sich nehmen und ihn als Gesellschafter und Schüler Ihrer Güterzerschlagungen erwählen? Ach ich nahm heute von den Eltern… einen scharfen Höllenstein vom nackten Herzen weg, da ich ihnen in Ihre menschenfreundliche Seele hinein die günstige Aufnahme der Bitte vereidete. Sie konnten noch mit keiner Handlung 4 Menschen (mich eingerechnet) auf einmal schöner beglücken als mit dieser. Der metallene Thron ruht wie immer auf roten Herzen und hier liegt gerade das großschlagende meines Herders unter den scharfen Zacken.«
    Dieser Brief wirft ein seltsames Licht auf den Herzog und die Art, wie er sich seiner übernommenen Verpflichtungen entledigen wollte. Wir haben um so weniger

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