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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Fichte ausdrückt, am besten gekennzeichnet. Das gerade ist das Wichtigste an der » Clavis Fichtiana «, daß wir aus ihr erkennen, wie das Herz des Dichters doch über den Kopf des Philosophen die Oberhand gewonnen hat. Das Herz ist allzu beteiligt, nicht an seinem Denken, aber an einem dichterischen Verhältnis zur Welt, als daß Philosophie für Jean Paul noch eine mögliche Betätigung hätte sein können. In der » Clavis Fichtiana « schrieb er sich aber endlich frei zu reiner dichterischer Arbeit. Ohne daß seine philosophischen Gedanken in dieses Gefäß geronnen wären, hätte der »Titan« in seinen wichtigsten und entscheidenden Partien nicht zu dieser Zeit entstehen können.
    Aber es war, als hätten sich alle Frauen der Welt gegen den »Titan« verschworen. Die von Charlotte von Kalb her drohenden Gewitter hatten sich verzogen. Die Titanide hatte sich zur Freundschaft durchgerungen. Charlotte nahm sogar Jean Pauls Jugendfreundin Amöne, die sie eine Zeitlang von dem Dichter geliebt glaubte, zu sich ins Haus. Es waren unvergeßliche Wochen für Amöne, aber sie trugen nicht dazu bei, sie dem Jugendfreunde, der ihr trotz aller Freundschaftsversicherungen dennoch entglitten war, wieder zu nähern. Ganz neue Sterne tauchten auf, die Jean Pauls Ruhe ernstlich bedrohen sollten. Der erste war Josephine von Sydow, die sich im März 1799 zuerst mit einem anonymen Schreiben näherte. Josephine hatte, wie alle diese Frauen, wechselvolle Schicksale hinter sich. Im Süden Frankreichs geboren, war sie in ihrem sechzehnten Lebensjahr mit einem Herrn von Montbart in Berlin verheiratet worden. Bereits nach einem Jahr hatte sie ihren Mann verlassen, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Ein junger Offizier der Blücherhusaren, Herr von Sydow, war ihr nächstes Erlebnis. Sie folgte dem neuen Gatten nach der Garnison Belgard in Pommern, wo er eine Schwadron kommandierte. Aber auch hier zog sie sich bald von ihrem Gatten auf ihr bei Belgard gelegenes Landgut zurück, mit literarischen Arbeiten beschäftigt. In dieser Zeit machte ihr Seelsorger sie auf den »Hesperus« aufmerksam, und wie gewöhnlich weckte auch bei ihr die Lektüre des Buches den glühenden Wunsch, sich dem Verfasser zu nähern. Einer jener Briefwechsel begann, der wie ein seelischer Austausch zwischen Liebenden erscheint. Sie schickt ihm ihr Bild, er ist hingerissen. Die Leidenschaft ihrer Briefe steigert sich. Aber schon Ende Mai lernt er am Hofe von Hildburghausen Caroline von Feuchtersleben kennen, in der er das langgesuchte Ideal gefunden zu haben glaubt.
    Noch vor kurzem hatte er sich in der Konjekturalbiographie seine Ehe mit einem schlichten bürgerlichen Mädchen ausgemalt. Vielleicht war es ein kurzer Besuch in Hof, vielleicht die Anwesenheit Amönes in Weimar und Kalbsrieth, dem Gute Charlottens, die ihm das Schimärische solcher Träume gezeigt hatte. Er mochte wohl die Empfindung haben, aus der kleinbürgerlichen Welt trotz aller seiner Wünsche hinausgewachsen zu sein. Einer Verbindung mit Caroline von Feuchtersleben trat er jedenfalls fast sofort in Gedanken näher, wozu die Verbindung mit dem Hildburghausener Hofe, der ihn auf das liebevollste aufnahm, beigetragen haben mag. Ende Mai schrieb er an Otto aus Hildburghausen: »Hier sitz’ ich nun seit einer Woche, und recht weich. Es ist und war so. Ich korrespondierte schon mehrmals mit einer Caroline von Feuchtersleben, die hier ist, und dieser versprach ich zu kommen. (Denke nur nicht, daß jetzt etwas wichtiges kommt, nämlich eine Braut!) Sie ist ein edles, tieffühlendes, männlichfestes, vom Schicksal verwundetes, ziemlich schönes Mädgen, das mir seine silhouettierte Gestalt und Taille mit einer schwarzen Blumenkette schickte (letztere sollte um mich herum), woraus ich sogleich schloß, sie müsse am Hofe gewesen sein welches sie auch war als Vicaria einer Hofdame. Fatal ist’s – und im Grunde gar nicht –, daß sie im Sprechen zu spielend und leicht ist, wie im Schreiben zu ernst. Sie lebt bei ihrer Mutter, Schwester und dem Bruder, und ich sitze meistens dort, wenn ich nicht am Hofe bin, welches außer den Mahlen häufig der Fall ist. Hier fängt es an, allmählich wichtig zu werden. Erstlich denke Dir, male Dir die himmlische Herzogin mit schönen kindlichen Augen – das ganze Gesicht voll Liebe und Reiz der Jugend – mit einer Nachtigallen-Stimmritze – und einem Mutterherz – dann denke Dir die noch schönere Schwester, die Fürstin von Thurn und Taxis, welche beide

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