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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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»Titan« nicht? Und ist nicht schon diese Frage ein Kerker des Schwungs?« Aber er entscheidet sich doch dafür, das Buch den fürstlichen Schwestern zu dedizieren. »Sogar der furchtsame Herder und Böttiger sind für das Dedizieren; die Satiren gehen noch dazu die Fürstinnen nichts an – (nur Fürsten).« Wieder der Unterschied, den er zwischen den hochgestellten Frauen und ihren Männern macht.
    Im Oktober sollte die Entscheidung fallen. Schon vorher hatte er den Gedanken gefaßt, sich mit Caroline zu verloben. Herders begleiteten ihn bis Ilmenau. Der Hof war gerade im Begriff, nach dem Jagdschloß Seidingstadt überzusiedeln. Ein paar Minuten vor dem Einsteigen konnte er noch die Herzogin sprechen. Dann sucht er Caroline auf. Zum erstenmal einem Mädchen gegenüber hat er das Gefühl, nicht so rein zu sein, wie er möchte. »Bei ihrer moralischen Zartheit fühlt man, daß man leider in Weimar lange gewesen. Sie würde, wenn ich mit ihr verbunden wäre, mein ganzes Wesen bis auf den kleinsten Flecken ausreinigen.« Er geht unangemeldet zu ihr. Sie wurde von der Magd aus dem Garten geholt. »Sie kam fast sprachlos und schrieb es dem – Laufen zu, welches glaublich genug ist.« Dann wird er zur Herzogin geholt. Einige Tage darauf ist er zum Tee zum Minister Koppenfels eingeladen. Eine »dicke hohle Frau v. Beulwitz« führt der Teufel dazwischen. Sie gehen alle eine Treppe höher zu Frau von Beck, Carolinens Schwester. »Bei dieser Beck war nun der geheizte Ofen im größern Zimmer – dann das, worin die Gesellschaft war; aber die zwei Türen waren offen für den Durchzug der Feuerung. Ich meines Orts begab mich oft ins größere, dunklere, wärmere Zimmer; und C. kam nach. Hier gingen wir auf und ab, und häufig vor der hellen bevölkerten Öffnung vorbei; aber immer seltener; blieben länger am Ofen – sie sagte mir ihr Herz und sank mit ihrem Kopf an meines, und ich gab ihrem Auge den ersten Kuß.« – »Ihre Farbe ist weiß und blaßrot, die Stirn poetisch und weiblich-rund, die Augenbrauen stark (zu sehr fast), die Augen schwarz, die Nase das Gegenteil einer kleinlichen und kurzen, die Lippen originell beschnitten, das Kinn kräftig erhoben; kurz alles deutet auf Bestimmtheit; trotz der Schönheit.« So beschreibt er sie dem Freunde.
    Das Zusammentreffen nach dem ersten Kuß pflegt für das Verhältnis zweier Menschen ausschlaggebend zu sein. Es fiel zwischen den beiden Liebenden höchst unglücklich aus. »Sie war den ganzen Abend schneidend-anspielend, hart und außer sich, wie ich’s nie sah.« Irgend etwas rebellierte in Caroline gegen die Verbindung. Vielleicht ihr adliges Blut gegen das durch und durch bürgerliche Gehaben des Bräutigams. Die Aussöhnung folgte auf dem Fuße, aber ein peinliches Gefühl mag in Jean Paul zurückgeblieben sein. Der von allen Frauen Vergötterte fühlte sich durch dieses erste Zurückweichen verletzt. Wenige Tage später reiste er nach Weimar zurück. Carolines Nichte Auguste, die er bei Herders unterbrachte, da sie zur höheren Ausbildung nach Weimar sollte, begleitete ihn.
    Eine der seltsamsten Bräutigamszeiten beginnt. Während Caroline der Mutter und den Verwandten gegenüber ihre Liebe in schweren Kämpfen durchsetzt und schließlich die Einwilligung der Mutter erreicht, führt Jean Paul in Weimar sein altes Leben fort. Charlotte von Kalb freilich, durch die Verlobung um den letzten Rest ihrer Hoffnung gebracht, zieht sich von dem Angebeteten zurück und überläßt Schiller ihre Weimarer Wohnung. Ein seltsames Verhängnis waltet über dieser Feuerseele, die die größten Geister der Zeit geliebt hat und von ihnen allen um eines alltäglicheren Glückes willen zurückgestoßen wurde. Auch Emilie von Berlepsch tritt noch einmal hervor. Diese Frau ist kaum weniger unglücklich als Charlotte gewesen. In Schottland hat sie noch einmal ihr immer wiederkehrendes Erlebnis gehabt, von einem jüngeren Manne zurückgestoßen zu werden. In aufwallendem Mitgefühl will Jean Paul sie nach seiner Verheiratung in sein Haus nehmen, ihren alten Traum verwirklichend, da sie ihn mit ihrer Schweizer Freundin verheiraten und zu dem Paare ziehen wollte. Aber bald werden Jean Pauls Briefe über diesen Punkt ausweichend. Caroline hat ihn gebeten, ihm seinen Briefwechsel mit den zahlreichen Freundinnen nicht mehr mitzuteilen. »Liebe sie alle, schreibe an alle,« ruft sie ihm zu, »sei ein warmer Freund aller guten weiblichen Seelen, aber – sage mir nichts mehr davon.« Jean Paul

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